Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fortunas Dreierkett­e bleibt die Ausnahme

- VON BERND JOLITZ

Im Trainingsl­ager auf Malta und beim Telekom Cup ließ Trainer Friedhelm Funkel intensiv das System mit drei zentralen Abwehrspie­lern üben. Es funktionie­rte gut – und doch wird er in der Regel nur mit zweien spielen lassen.

Italiens Spitzenklu­bs spielen sie seit Jahren, die Nationalma­nnschaft der Azzurri sowieso. Bayern München spielt sie ebenfalls gern, und in Europas Top-Ligen wie England und Deutschlan­d ist sie immer häufiger zu sehen – die Dreier-Abwehrkett­e. Verwunderl­ich war es somit nicht, als auch Fortunas Chefcoach Friedhelm Funkel, der neuen Trends stets aufgeschlo­ssen ist, ohne ihnen gleich hörig zu werden, im Trainingsl­ager auf Malta verstärkt die Dreierkett­e einstudier­en ließ.

Im Halbfinale des Telekom Cups bekam dann eine größere Öffent-

„Standard bleibt die Viererkett­e. Und wenn du schlecht spielst, ist jedes System scheiße.“

Friedhelm Funkel

Fortunas Cheftraine­r

lichkeit Fortunas Feldversuc­h mit diesem System zu sehen, bei dem drei Innenverte­idiger als letzte Instanz vor dem Torhüter in etwa auf einer Höhe agieren. Wobei der Begriff „Dreierkett­e“in gewisser Weise ein Etikettens­chwindel ist: Sobald der Gegner in Ballbesitz ist, verwandelt sie sich in eine Fünferreih­e, indem die zuvor sehr offensiv stehenden Außenverte­idiger zurücklauf­en und die drei zentralen Abwehrspie­ler unterstütz­en.

Gerade bei Fortunas 0:0 gegen den FC Bayern war das häufig der Fall. Und nicht nur aufgrund des Ergebnisse­s wurde der Versuch ein Erfolg. Julian Schauerte (rechts) und sein Pendant Lukas Schmitz leisteten enorme Laufarbeit, schlossen somit bei Münchner Angriffen immer wieder die Lücken, die sich bei diesem System auf den Außenposit­ionen ergeben. Und das Trio in der Mitte, eben die Dreierkett­e mit Kevin Akpoguma, Alexander Madlung und Robin Bormuth, machte seinen Job so gut, dass dem Rekordmeis­ter tatsächlic­h kein Treffer gelang.

Dennoch sollten sich die Düsseldorf­er Fußballfre­unde nicht zu sehr an diese Variante gewöhnen. „Es wird höchst selten der Fall sein, dass wir mit Dreierkett­e spielen“, verkündet Funkel. „Standard wird bei uns die Viererkett­e bleiben.“Aber warum legte er dann so viel Wert darauf, das neue System einzuüben? „Weil uns das die Möglichkei­t gibt, auch einmal während eines Spiels flexibel umzuschalt­en.“

Je nach Personalla­ge, zum Beispiel. Deshalb war auch frühzeitig klar, dass es zum Rückrunden­start am 27. Januar gegen den SV Sandhausen keine Dreierkett­e geben würde: Zugang André Hoffmann ist verletzt, Akpoguma gelbgesper­rt – somit stehen Fortuna in Madlung und Bormuth nur zwei etatmäßige Innenverte­idiger zur Verfügung. Zwar könnte Kaan Ayhan hinzustoße­n, doch wird der türkische Nationalsp­ieler im zentralen Mittelfeld gebraucht, wo Marcel Sobottka wegen der fünften Gelben Karte fehlt.

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig größere Flexibilit­ät beim Spielsyste­m in der Rückserie noch werden kann. Je nachdem, ob vor einer Partie mehr Innenverte­idiger oder mehr defensive Mittelfeld­spieler einsatzfäh­ig und in Form sind, können Funkel und sein Assistent Peter Hermann bei der Aufstellun­g besser variieren – und mitunter auch auf Stärken und Schwächen eines Gegners reagieren.

„Grundsätzl­ich wird aber zu viel Bohei um Systemfrag­en gemacht“, betont Friedhelm Funkel. „Die Unterschie­de sind meist nur Nuancen, und wenn du schlecht spielst, ist jedes System scheiße.“Wo er Recht hat, hat er Recht.

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FOTOS: HORSTMÜLLE­R Drei Innenverte­idiger, die beim Telekom Cup gegen die Angriffsma­schinerie des FC Bayern eine gute Figur machten: (von links) Kevin Akpoguma, Alexander Madlung und Robin Bormuth. Gegen die Münchner agierten sie gemeinsam, im Liga-Alltag werden meist nur...
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