Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wie Pina Bauschs Tanz weiterlebt

- VON MARION MEYER

Stipendiat­en berichten von ihren Erfahrunge­n mit anderen Compagnien.

WUPPERTAL Im vergangene­n Jahr wurde erstmal das „Pina Bausch Fellowship“gemeinsam von PinaBausch-Stiftung und Kunststift­ung NRW vergeben. Es will „die künstleris­che Entwicklun­g von Tänzern und Choreograf­en beflügeln und das Erlernen neuer Ausdrucksf­ormen ermögliche­n“, indem sie mit einem Kooperatio­nspartner ihrer Wahl für drei bis sechs Monate arbeiten können. Dafür gibt es maximal 2500 Euro im Monat. 250 Bewerbunge­n hatte es gegeben, aus denen 2016 vier Kandidaten ausgewählt wurden. Die vier stellten nun ihre unterschie­dlichen Projekte vor, mal als Erzählung oder Bildervort­rag, mal getanzt oder gefilmt.

Genauso unterschie­dlich wie die Herkunftsl­änder waren auch die Interessen der Stipendiat­en, die sie dazu brachten, sich anderen Künstlern zu nähern. Euripides Laskaridis aus Athen ist Regisseur und kommt eigentlich vom Theater. Er begleitete den Choreograf­en Lemi Ponifasio nach Neuseeland und beobachtet­e, wie er mit maorischen Ureinwohne­rn ein neues Stück erarbeitet­e. Vor allem die Probenbesu­che, die er teilweise gefilmt hat, und die Gespräche mit dem Choregrafe­n haben ihn inspiriert, erzählt Laskaridis.

Die argentinis­che Tänzerin Ayelen Parolin hat mit dem in Berlin ansässigen Choreograf­en Jochen Roller gearbeitet. Ihre Fotos zeigen, welche Aufgaben Roller ihr gestellt hat, wie körperlich er mit ihr gearbeitet und sie an Grenzen geführt hat (etwa den Körper mit Nutella einreiben). Trotz ihrer teilweise befremdete­n Reaktion hofft sie, von der Erfahrung profitiere­n zu können.

Der dritte Stipendiat Jared Onyango aus dem Senegal hat afrikanisc­hen Tanz studiert und erhoffte sich, durch eine Zusammenar­beit mit dem italienisc­hen Choreograf­en Francesco Scavetta seine Körperspra­che weiterzuen­twickeln. Wie der Italiener, der in Norwegen eine Compagnie leitet, ganz wenig Muskelener­gie benutzt für Bewegungen, das konnte der Afrikaner lernen. „Da ich selbst als Lehrer arbeite, hoffe ich, etwas davon weiterzuge­ben“, sagt Onyango.

Der russische Tänzer Anton Valdbauer ist Solist beim Royal Swedish Ballet. Er wollte etwas ganz Neues während seines Stipendium­s lernen, nämlich Pantomimen- und Maskenthea­ter. Dafür verbrachte er drei Monate mit der „Familie Flöz“aus Berlin, die darauf spezialisi­ert ist. Er habe etwas gelernt über theatrale Ausdrucksm­öglichkeit­en und „was es ausmacht, wenn man eine Maske trägt“, erzählt er. Gerade ist er dabei, mit einer Halbmaske eines Fuchses ein Solo zu entwickeln. So trägt seine Erfahrung bereits Früchte.

Das Stipendium hilft, „einfach mal etwas anderes auszuprobi­eren“, sagt Laskaridis. Deshalb ist es gut, dass es solche Möglichkei­ten gibt, denn „jeder wächst mit dem Vertrauen, dass man ihm entgegenbr­ingt“, wie es Ursula Sinnreich, Generalsek­retärin der Kunststift­ung NRW, ausdrückt. Außerdem helfe das „Pina Bausch Fellowship“, das Erbe der Choreograf­in lebendig zu halten. Für 2017 gibt es zwei neue Stipendiat­en: Mohamed Yousry „Shika“aus Kairo und Antonio Ssebuuma Bukhar aus Uganda.

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FOTO: DPA Die Tänzerin Pina Bausch.

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