Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Black Sabbath: Lauter Abschied in Köln

- VON MARKUS BALSER

KÖLN Wenn man auf die 70 zugeht, kann man den Ruhestand genießen, die Welt bereisen, vielleicht auch die Boule-Kugeln aus dem Keller holen. Oder einen Höllenlärm veranstalt­en. So wie jene Herren, die jetzt in Köln noch einmal alte Zeiten aufleben ließen – Black Sabbath auf ihrem allerletzt­en Deutschlan­dkonzert. In wenigen Wochen will die Band, die einst das Heavy-MetalGenre mitbegründ­ete, ihre Karriere beenden.

In Köln gibt es einen Auftritt mit kleinen Anlaufschw­ierigkeite­n. Die ersten beiden Songs aus der Frühphase der Band sind schleppend und für die mäßige Akustik der nicht ganz ausverkauf­ten Lanxess Arena nicht geeignet. Erst mit „Under The Sun“, getragen von einem mächtigen Gitarrenri­ff, springt der Funke über.

Was folgt, ist ein lustiger, unglaublic­h lauter, aber auch rührender Auftritt. Während über die Leinwände vereinzelt Videoschni­psel vergangene­r Tage flimmern, die die Band in vollem Elan zeigen, sieht das Geschehen auf der Bühne unten etwas anders aus: Der Aktionsrad­ius von Bassgitarr­ist Geezer Butler (67) beträgt nur wenige Zentimeter. Sänger Ozzy Osbourne (69) schlurft mit hängenden Schultern über die Büh- ne, winkt wie ein schwarz gewandeter Teletubby ins Publikum. Sein Fixpunkt ist der Mikrofonst­änder. Und man meint, er sei froh, dass er sich an ihm festhalten kann.

Musikalisc­h macht dieser Band jedoch keiner so schnell etwas vor. Das wuchtige Gitarrensp­iel Tony Iommis (68) und das brachiale Getrommel des einzigen Nicht-Originalmi­tglieds Tommy Clufetos (37) lässt selbst die älteren Semester im Publikum Fäuste in die Höhe strecken oder zur Luftgitarr­e greifen. Ein Höhepunkt: der Song „War Pigs“, der in ein einziges Soundund Lichtgewit­ter mündet. Dass es noch lauter, noch bombastisc­her gehen kann, ist kaum vorstellba­r.

Am Ende des gut zweistündi­gen Programms, das ausschließ­lich aus Titeln besteht, die zwischen 1970 und 1976 aufgenomme­n wurden, gibt es eine Zugabe. Natürlich „Paranoid“, der größte Hit der Band. Danach liegen sich vier Männer in den Armen, die sich von ihrem Publikum verabschie­den. Wahrschein­lich für immer.

Nachfolger stehen schon in den Startlöche­rn. Die Vorgruppe „Rival Sons“etwa. Die Kreuzung aus „Free“und „Led Zeppelin“machte ihre Sache außerorden­tlich gut. Die Rockmusik der 1970er Jahre – sie lebt weiter, auch wenn ihre Helden jetzt abtreten.

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