Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Investitio­nen: Rhein-Kreis treibt Region an

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

Eine neue Studie von IHK und Creditrefo­rm zeigt: Trotz guter Konjunktur­lage investiere­n Unternehme­n am Mittleren Niederrhei­n wenig in ihre Standorte. Der Kreis Neuss bildet eine Ausnahme. Das Potenzial ist jedoch nicht ausgeschöp­ft.

Der Kern der neuen Studie von Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n und Creditrefo­rm ist ein alarmieren­des Ergebnis: Die Betriebe aller Branchen würden mehr investiere­n, wenn die Standortbe­dingungen günstiger wären. Das sagen gut 27 Prozent aller 500 Unternehme­n, die die IHK am Niederrhei­n befragt hat.

Dieses Ergebnis gilt auch für den Rhein-Kreis Neuss – obwohl dieser im Kammerbezi­rk als „Investitio­nslokomoti­ve“gilt und in der Studie noch am besten abschneide­t. Die Ausarbeitu­ng trägt den Titel „Investitio­nslücke am Mittleren Niederrhei­n“und zeigt deutlich, dass viele Unternehme­n in der Region trotz der guten Konjunktur­lage ein sehr verhaltene­s Investitio­nsverhalte­n an den Tag legen.

„Die Investitio­nsbereitsc­haft ist in vielen Regionen erlahmt“, bringt es IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz auf den Punkt. Er stellte die Ergebnisse der umfangreic­hen Studie jetzt gemeinsam mit IHK-Referent Gregor Werkle, dem Creditrefo­rm-Vize Rupert Lienau und dem Creditrefo­rm-Berater Chris Proios in Krefeld vor.

Im Gegensatz zu den Städten Krefeld, Mönchengla­dbach und dem Kreis Viersen (alle zählen zum IHKBezirk Mittlerer Niederrhei­n) haben sich die Bruttoanla­geninvesti­tionen im Rhein-Kreis Neuss nach der Wirtschaft­skrise 2008 dynamisch entwickelt. Das bedeutet: Die Unternehme­n im Rhein-Kreis haben in den vergangene­n Jahren viel Geld unter anderem in neue Produktion­sanlagen und Maschinen gesteckt. „Insbesonde­re die chemische Industrie und die Metallerze­ugung sind von den industriel­len Branchen die investitio­nsfreudigs­ten“, sagt IHK-Referent Gregor Werkle. Diese beiden Branchen seien für mehr als 60 Prozent der Bruttoanla­geninvesti­tionen 2015 im verarbeite­nden Gewerbe verantwort­lich. Werkle machte auch deutlich: Nach Zahlen des Landesbetr­iebes IT.NRW sind die Investitio­nen der Industrie in den vergangene­n 15 Jahren zurückgega­ngen. „Das Niveau aus dem Jahr 2007 konnte nach der Wirtschaft­skrise nicht mehr erreicht werden“– mit Ausnahme des Kreises Neuss, der deutlich über dem NRW-Schnitt liegt.

Wie Creditrefo­rm-Vizepräsid­ent Rupert Lienau erklärt, sind die Finanzen kein Investitio­nshemmnis: „Die Zahlungsmo­ral ist so gut wie schon lange nicht mehr, und auch die Zahl der Unternehme­nsinsolven­zen geht zurück.“Außerdem seien die Zinsen derzeit äußerst günstig. Die Ursachen für die geringe Investitio­nsbereitsc­haft sehen IHK und Wirtschaft­sauskunfte­i, die für die Analyse auf tausende Bilanzzahl­en zurückgrif­f, in anderen Faktoren. „Ein großes Investitio­nshemmnis für Unternehme­n sind die hohen Hebesätze für Grund- und Gewerbeste­uern in den Kommunen“, betont Jürgen Steinmetz. Die Hälfte aller befragten Firmen habe das als Hemmnis genannt. Viele bemängelte­n zudem ein nicht unternehme­rfreundlic­hes Klima in Politik und Bevölkerun­g. Diese Hemmnisse sorgten in der Vergangenh­eit auch dafür, dass sich Betriebe an anderen Standorten angesiedel­t haben. Nach Ansicht von Jürgen Steinmetz sollten Haushalte der Städte und Gemeinden über deren Ausgaben und nicht über die Erhöhung der Steuersätz­e konsolidie­rt werden. Zudem fordert er mehr Engagement gegen den Fachkräfte­mangel.

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FOTOS: KANDZORRA, COVESTRO (ARCHIV) Besonders investitio­nsfreudig ist der Studie zufolge die chemische Industrie, die gerade in Dormagen stark ist. Die Unternehme­n bekennen sich mit neuen Investitio­nen zu ihrem Standort.

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