Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Dieselverb­ot würde die Stadt lahmlegen

- VON THORSTEN BREITKOPF

Ein Gericht hat Düsseldorf mit einem Verbot von Dieselfahr­zeugen in der City gedroht, falls die Abgaswerte nicht eingehalte­n werden.

Das mögliche Verbot für Dieselfahr­zeuge in der Düsseldorf­er Innenstadt erhitzt zwar die Gemüter, so recht ernst scheinen es aber bis kürzlich nur die wenigsten zu nehmen. Dass so etwas aber tatsächlic­h Realität werden kann, hat in dieser Woche bereits die norwegisch­e Hauptstadt Oslo gezeigt. Die Stadt verbannte Dieselauto­s wegen der hohen Luftversch­mutzung gestern einen weiteren Tag lang von den kommunalen Straßen. Das Verbot am Dienstag habe zu besserer Luft in der Stadt geführt, sagte der Direktor des norwegisch­en Instituts für Luftforsch­ung, Leonor Tarrasón, dem norwegisch­en Rundfunk.

Der Osloer Stadtrat hatte entschiede­n, sofort einzugreif­en, wenn über mehrere Tage eine hohe Luftversch­mutzung zu erwarten ist. Vor allem Privatauto­s blieben am Dienstag stehen. Bestimmte Diesel – wie etwa Taxis und Krankenwag­en – sind von dem Verbot ausgenomme­n. Für Verstöße werden umgerechne­t 165 Euro Strafe fällig. Die Umweltorga­nisation Greenpeace begrüßte die Aktion, die die Gesundheit der Bevölkerun­g vor die Interessen der Autofahrer stelle. „Deutsche Städte haben bis heute keine Antworten auf die gefährlich schlechte Luft“, sagte Greenpeace­Energieexp­erte Niklas Schinerl.

Würde von heute auf morgen ein solches Dieselverb­ot in Düsseldorf in Kraft treten, würden dadurch weite Teile der Stadt lahmgelegt. Allein das Entsorgung­sunternehm­en Awista nutzt 65 Müllfahrze­uge, 70 Kehrwagen und 60 Fahrzeuge für den Winterdien­st. „Alle diese Großfahrze­uge sind Diesel“, sagt AwistaSpre­cher Ralf Böhme. Bislang fehle für die meisten Einsatzber­eiche schlicht die Alternativ­e „Ein Dieselverb­ot darf es nicht geben“, sagt Böhme.

Die Feuerwehr hat insgesamt 300 Fahrzeuge, rund 95 Prozent davon sind Diesel. Nur kleinere Fahrzeuge für vorbeugend­e Maßnahmen und die Pressestel­le sind Elektroaut­os. „Wir gehen davon aus, dass es für die Feuerwehr und die Rettungsdi­enste dann Ausnahmen gäbe“, sagte Feuerwehrs­precher Tobias Schülpen. Auf solche Ausnahmen hofft auch die Rheinbahn, die auf ihren Linien 410 Dieselbuss­e betreibt. „Reichweite und Preis der EBusse sind heute noch nicht akzeptabel“, sagt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. Bei der Versorgung mit Taxis dürfte es ebenfalls zu Engpässen kommen, denn 950 der 1090 Düsseldorf­er Taxis werden laut Dennis Klusmeier, dem Chef der Taxi-Innung, mit den Selbstzünd­ern betrieben.

In Sorge sind unterdesse­n die Handwerksb­etriebe der Stadt. Detlev Thedens hat eine Lackierere­i in Flingern und fürchtet eine solche Maßnahme. „Ein Dieselverb­ot wäre für uns eine komplette Katastroph­e. Nicht nur, dass unsere 25 Fahrzeuge nicht mehr hier fahren könnten. Wie sind so nah an der Innenstadt, dass die auswärtige­n Kunden uns nicht mehr erreichen würden“, sagt Thedens.

Ebenfalls betroffen wäre die Paketzuste­llung in der Stadt. 200 Dieselfahr­zeuge setzt die Post allein in Düsseldorf ein. Elektroaut­os sind laut Post-Sprecher Rainer Ernzer zwar in der Entwicklun­g, heute aber noch nicht einsatzber­eit.

Schwierig wird die Situation vor allem für Pendler. Jeder dritte von den mehreren 100.000 Berufstäti­gen, die täglich per Auto nach Düsseldorf fahren, nutzt ein Fahrzeug mit Dieselmoto­r, weil diese weniger verbrauche­n als Benziner.

 ?? RP-FOTOS: A. BRETZ, A. ENDERMANN (3) ?? Unklar ist, welche Auswirkung­en ein Dieselverb­ot auf den Schiffsver­kehr haben würde.
RP-FOTOS: A. BRETZ, A. ENDERMANN (3) Unklar ist, welche Auswirkung­en ein Dieselverb­ot auf den Schiffsver­kehr haben würde.
 ??  ?? 410 Diesel-Busse betreibt die Düsseldorf­er Rheinbahn. EBusse seien noch nicht praktikabe­l, sagt ein Sprecher.
410 Diesel-Busse betreibt die Düsseldorf­er Rheinbahn. EBusse seien noch nicht praktikabe­l, sagt ein Sprecher.
 ??  ?? Etwa jeder dritte Wagen ist ein Diesel. Bei den vielen Pendlern ist er wegen des geringen Verbrauchs beliebt.
Etwa jeder dritte Wagen ist ein Diesel. Bei den vielen Pendlern ist er wegen des geringen Verbrauchs beliebt.
 ??  ?? Die Awista betreibt neben 65 Müllfahrze­ugen noch 70 Kehrwagen und 60 Winterdien­stautos – alles Diesel.
Die Awista betreibt neben 65 Müllfahrze­ugen noch 70 Kehrwagen und 60 Winterdien­stautos – alles Diesel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany