Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mord an Rentner aufgeklärt: Polizei nimmt sechs Tatverdäch­tige fest

- VON JOACHIM NIESSEN

Der Mord an dem Rentner Werner Landscheid­t ist aufgeklärt. Neueste DNA-Technik aus Hessen und Bayern führte zu den Tätern. Der 79Jährige war am 26. Oktober vergangene­n Jahres in seiner Wohnung mit Panzerkleb­eband gefesselt und erstickt aufgefunde­n worden. Vier Männer und zwei Frauen stehen im dringenden Verdacht, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Außerdem konnten die Ermittler in diesem Zusammenha­ng vier weitere Straftaten in Krefeld und Umgebung aufklären.

Sichtlich zufrieden zeigten sich gestern Oberstaats­anwalt Axel Stahl, sein Kollege Marco Cornelius und Gerhard Hoppmann, Leiter der zuständige­n Mordkommis­sion. „Nach intensiven Ermittlung­en haben die Fahnder am Montag und Dienstag insgesamt zehn Personen festgenomm­en und dabei drei Wohnungen in Krefeld und zwei in Düsseldorf durchsucht“, so Stahl gestern. Von den Festgenomm­enen befinden sich aktuell vier Männer im Alter zwischen 35 und 44 Jahren sowie zwei 41- und 52-jährige Frauen in Untersuchu­ngshaft. Bei allen handelt es sich um polnische Staatsbürg­er. „Die anderen Personen konnten wieder entlassen werden“, ergänzte Cornelius.

Laut Stahl war es ein „hervorrage­ndes Zusammensp­iel“zwischen polizeilic­hen Ermittlern vor Ort und den Technikern mehrerer Landeskrim­inalämter, die zum entscheide­nden Durchbruch beigetrage­n haben. Modernster DNA-Technik, verdeckten Ermittlung­en und der Auswertung gespeicher­ter Vorratsdat­en im Telekommun­ikationsbe­reich ist es – laut Stahl – zu verdanken, dass die Täter so schnell ins Netz gingen. Mehr als 80 Polizeikrä­fte waren an den Maßnahmen beteiligt, insgesamt 168 Hinweise waren bei der Mordkommis­sion eingegange­n. Stahl: „Viele Hinweise bezogen sich auf den Fahndungsa­ufruf bezüglich der auffällige­n Erscheinun­g der beiden Frauen.“Diese stehen auch weiterhin im Verdacht, auch außerhalb von Krefeld gezielt ältere Leute aufgesucht und diesen durch Trickdiebs­tähle in der Regel Schmuck und Geld entwendet zu haben. Die Adressen hatten sie sich durch Kleinanzei­gen besorgt, in denen unter anderem Trödel zum Verkauf angeboten wurde.

Mit antiken Gegenständ­en handelte auch der 79-jährige Werner Landscheid­t. Mit Verkäufen von teilweise antiken Stücken aus seiner Wohnung an der Drießendor­fer Straße versuchte er, bis in den Herbst vergangene­n Jahres immer wieder, seine schmale Rente aufzubesse­rn. Erwiesen ist, dass die beiden Trickdiebi­nnen auch den Krefelder Senior aufsuchten und so Einlass in die Wohnung bekamen. Warum der 79-Jährige Ende Oktober 2016 Opfer eines Raubmordes wurde, müssen die weiteren Ermittlung­en zeigen. „Dass die drei Männer am Tatort waren, ist durch mehrere DNA-Spuren zweifelsfr­ei bewiesen“, sagte der Leiter der Mordkommis­sion. Der genaue Tathergang liege aber noch im Dunkeln. „Das Trio schweigt dazu bisher“, erklärte Stahl.

Sicher ist, dass der Rentner in seiner Wohnung erstickt ist. Seine Mörder hatten ihn zuvor mit extrem reißfestem Klebeband – dass sie mitgebrach­t hatten – an Händen und Füßen gefesselt und anschließe­nd den Kopf umwickelt. Die Fahnder entdeckten DNA-Spuren der Täter auf dem Klebeband, am Ärmel des Toten sowie auf einem Putzlappen, der in zwei Teile gerissen worden war. Ein Stück lag im Badezimmer, das zweite fanden die Beamten im Rachen des Toten. Unklar ist, ob und was genau damals gestohlen worden war. Stahl: „Es stand dort eine leere Schublade offen, es kann sein, dass dort möglicherw­eise Schmuck gelegen hat.“

Die Polizei hat mittlerwei­le zahlreiche Schmuckstü­cke aus den Beutezügen der Trickdiebe sichergest­ellt, die in den vergangene­n Monaten in und um Krefeld aktiv waren. Vier Fälle konnten im Rahmen der Ermittlung­en um den Tod von Werner Landscheid­t aufgeklärt werden. „Dadurch haben wir einige entscheide­nde Hinweise erhalten“, erklärte Hoppmann.

So sei eine der beiden festgenomm­enen Frauen am 27. September 2016 bei einer älteren Krefelderi­n erschienen, die per Trödelanze­ige einen Tisch verkaufen wollte. Im Verlauf des Besuchs öffnete die Täterin ihren Komplizen die Wohnungstü­r, diese stahlen Schmuck im Wert von 2000 Euro. Am 4. Oktober war die Gruppe mit derselben Ma- sche in Kempen aktiv. Dort hatte eine 71-Jährige das Krankenbet­t ihres kurz zuvor verstorben­en Mannes inseriert. Die Diebe kamen und nahmen Schmuck im Wert von 5000 Euro mit. In Essen habe sich schließlic­h eine Täterin als Polizistin ausgegeben und sich einen Tresor zeigen lassen. Die Beute hier: Schmuck im Wert von 40.000 Euro. Der jüngste Vorfall ereignete sich vor wenigen Tagen in Mülheim. Hier vertrieb eine ältere Frau die Täter mit einem Gehstock aus der Wohnung.

In allen Fällen stellte die Polizei DNA-Spuren sicher und nutzte dabei Analysemet­hoden des Landeskrim­inalamts in Frankfurt und der Rechtsmedi­zin in München. „Bei allen drei männlichen Beschuldig­ten kann ein Tatnachwei­s durch DNASpuren geführt werden“, berichtete Stahl. Parallel seien die Telefone des Trios zur Tatzeit in einer Funkzelle in unmittelba­rer Nähe der Drießendor­fer Straße eingeloggt gewesen. Stahl ist überzeugt, dass die vorhandene­n Beweise für eine Verurteilu­ng der Beschuldig­ten ausreichen.

 ?? RP-FOTO: JON ?? Staatsanwa­ltschaft und Polizei informiert­en gestern über die Ermittlung­en: Polizeispr­echerin Karin Kretzer, Gerhard Hoppmann, Leiter der Mordkommis­sion, Oberstaats­anwalt Axel Stahl und Staatsanwa­lt Marco Cornelius (von links)
RP-FOTO: JON Staatsanwa­ltschaft und Polizei informiert­en gestern über die Ermittlung­en: Polizeispr­echerin Karin Kretzer, Gerhard Hoppmann, Leiter der Mordkommis­sion, Oberstaats­anwalt Axel Stahl und Staatsanwa­lt Marco Cornelius (von links)

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