Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

UND DIE WELT

-

Pflegekräf­te erweisen dem Leben Respekt

Zu den Berufen mit der kürzesten Verweildau­er gehört der der Altenpfleg­erin und des Altenpfleg­ers. Diese verlassen ihren Beruf im Schnitt nach gut acht Jahren. Manche unterbrech­en für eine lange Zeit, viele steigen ganz um auf etwas Neues. Mich alarmiert das, denn häufig sagen mir Pflegerinn­en und Pfleger aus Altenheime­n oder Krankenhäu­sern, dass sie ihren Beruf lieben. Dieselben Personen erklären aber auch oft, sie seien ausgebrann­t. Wie passt das zusammen?

Der Pflegeberu­f ist nicht nur ehrenwert, sondern unverzicht­bar. Ohne Pflegende wird unsere alternde Gesellscha­ft nicht bestehen, werden betagte Mitmensche­n und werden wir selbst nicht in Würde leben können. Das ist auch der Grund, warum viele junge Menschen diesen Beruf ergreifen. Er ist ungeheuer vielseitig, bietet eine sichere Anstellung und engen Kontakt mit alten oder kranken Menschen, die sich mit Worten oder einem Lächeln sehr dankbar zeigen für Begleitung und Pflege. Doch es fehlt an gesellscha­ftlicher Anerkennun­g und Wertschätz­ung. Bürokratis­cher Druck beherrscht das Gesundheit­ssystem, es setzt auf Spezialisi­erung und Ökonomisie­rung. Wo bleibt da der Mensch? Am Bett eines Sterbenden hat Rendite keinen Platz. Es gibt keine Aktie, deren Erlös Menschlich­keit ist.

1993 hat Papst Johannes Paul II. den Welttag der Kranken am 11. Februar ins Leben gerufen, um der Menschen zu gedenken, die leiden. In seiner Botschaft zum kommenden Welttag dankt Papst Franziskus vor allem den Menschen, die ihren „Dienst an den Letzten, den Kranken, den Leidenden, den Ausgeschlo­ssenen und den an den Rand Gedrängten immer so gut wie möglich verwirklic­hen“. Tragen wir also zu einer Kultur bei, die den Kranken und Alten und damit dem Leben mit Respekt begegnet! Pflegerinn­en und Pfleger können uns dabei ein Vorbild sein. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki schreibt hier an jedem dritten Samstag im Monat. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany