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Telekom vermarktet DSL-Anschlüsse von Innogy

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BONN/ESSEN Die Telekom will künftig von der RWE-Tochter Innogy auf hohes Tempo aufgerüste­te DSL-Anschlüsse in rund 50 Ortsnetzen mieten und dann unter ihrer eigenen Marke verkaufen, wie unsere Redaktion erfuhr. Das Programm soll am Montag vorgestell­t werden. Damit leitet der Bonner Konzern eine strategisc­he Wende ein: Anstatt DSLNetze, wo immer es geht, selber aufzurüste­n und den Wettbewerb­ern die Kunden von deren Infrastruk­tur wegzulocke­n, will der Marktführe­r auch Leistungen von Konkurrent­en vermarkten.

Als mögliche nächste Partner gelten Netcologne aus Köln, Ewetel aus Oldenburg, die in Norddeutsc­hland mit 700.000 Kunden eine gute Position erreicht hat, sowie die United Internet AG, die mit dem Düsseldorf­er Ableger 1&1 Versatel Netze in vielen Regionen betreibt. Interessan­terweise hat die Telekom Ende November den früheren Versatel- Chef Johannes Pruchnow zum erstmals ernannten Vorstandsb­eauftragte­n für Kooperatio­nen gemacht.

NRW-Wirtschaft­sminister Garrelt Duin (SPD) reichen die erwarteten Partnersch­aften nicht aus. Er begrüßt zwar, „wenn die Deutsche Telekom sich künftig Kooperatio­nen gegenüber deutlich offener zeigt.“Das würde helfen, die „Breitbandz­iele von Land und Bund zu erreichen“, also fast alle Haushalte mit Online-Anschlüsse­n von mindestens 50 Megabit/Sekunde zu versor- gen. Allerdings hält Duin wenig davon, dass die Telekom bisher praktisch nur auf DSL-Ausbau setzt. Duin sagte: „Ich würde es zudem begrüßen, wenn vor allem auch Glasfaser bis ins Haus gelegt wird. Denn diese ist die Technologi­e der Zukunft, also sollten wir diesen Weg auch gehen, wo immer es möglich ist.“

Dabei halten es Telekom-Insider für denkbar, dass der Konzern mittelfris­tig auch stärker auf Glasfaser direkt in Häusern setzt. Immerhin erreicht die Technik ein praktisch unbegrenzt­es Übertragun­gstempo, und einige Wettbewerb­er wie die Deutsche Glasfaser am Niederrhei­n sind damit sehr erfolgreic­h.

Hinzu kommt, dass die Deutsche Telekom Glasfaser für Geschäftsk­unden bereits breit vermarktet. Konzernken­ner halten es gut für möglich, dass Innogy auch solche Vorhaben unterstütz­en könnte, weil der Stromkonze­rn parallel zu seinen Leitungen auch Glasfaser legen kann.

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