Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

BERND WOLTERS Wie ein Polizist zum Prinz wird

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Mit elf Jahren war er Kinderprin­z, mit 25 zum ersten Mal Prinz des Karnevalsv­ereins Kött on Kleen in Nierst. Nach 25 Jahren hält Polizeihau­ptkommissa­r Bernd Wolters erneut das närrische Zepter in der Hand. Ein Mann, zwei Jobs, zwei Uniformen.

Seit wann sind Sie im Karneval unterwegs? WOLTERS Seit 30 Jahren. Wenn ich das eine Mal als Kinderprin­z dazurechne, seit 1978. Einmal Prinz sein, war das ein Kindheitst­raum? WOLTERS Ja. Nachdem ich Kinderprin­z war, stand für mich schon am nächsten Tag fest, dass ich es auch mal in der Erwachsene­nversion machen möchte. Vor 25 Jahren war es so schön, dass Sie es noch mal machen wollten? WOLTERS Ich habe aus Spaß gesagt, dass es nach 25 Jahren mal wieder an der Zeit wäre. Und da der Karnevalsv­erein keinen Kandidaten für diese Session hatte, dachte ich mir, dann ziehe ich es jetzt auch durch. In 25 Jahren wieder? WOLTERS Nein. Mit 75 muss man nicht mehr Prinz sein. Da müssen wir uns dann vielleicht in 25 Jahren noch mal unterhalte­n. Was ist morgens mehr Arbeit? Die Polizeiuni­form oder das Ornat? WOLTERS Die Polizeiuni­form schaffe ich alleine, das Prinzenkos­tüm nicht. Das scheitert an den Knöpfen und Reißversch­lüssen auf dem Rücken. Dafür habe ich einen Organi- sationsmin­ister, dessen Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass ich immer vernünftig aussehe. Als Prinz braucht man Humor, als Polizeibea­mter auch? WOLTERS Ja, man muss sowohl im Karneval als auch als Polizist nicht immer alles so verbissen sehen. In beiden „Jobs“darf man sich selbst nicht so ernst nehmen. Wie bekommen Sie Arbeit und Karneval unter einen Hut? WOLTERS Vier Wochen Urlaub gehen schon drauf. Dafür war ich letztes Jahr nicht im Urlaub. Das geht natürlich nur, weil mein Chef und meine Kollegen vom Bezirksdie­nst mich unterstütz­en und sich um Wichtiges in der Wache kümmern. Prinz sein ist also nicht nur eine Ausrede, nicht den Zug sichern zu müssen wie vergangene­s Jahr? WOLTERS Das übernehmen meine Kollegen aus Büderich und Osterath. Dieses Jahr habe ich Besseres zu tun, als mit dem Streifenwa­gen vorneweg zu fahren. Außerdem sind das alles Schützen. An Pfingsten bin ich dann im Dienst, damit die auch mal mitfeiern können. Jetzt heißt es, jeden Tag eine andere Bühne? WOLTERS Der Terminkale­nder ist voll, bis Veilchendi­enstag sind es etwa 34 Veranstalt­ungen. In Nierst, aber auch in der näheren Umgebung bei Prinzentre­ffen in Krefeld und Neuss. Der Empfang der Neusser Polizei ist ein Heimspiel für mich. Der Schlaf kommt da natürlich schon mal zu kurz. Ich werde mir danach erstmal eine Auszeit von Partys und Veranstalt­ungen gönnen. Der Rathausstu­rm an Altweiber wird bestimmt ein Höhepunkt werden? WOLTERS Wir haben da schon einen Plan, die Bürgermeis­terin wird staunen. Es hat auch ein bisschen was mit meinem Beruf zu tun, aber mehr möchte ich da nicht verraten. Dorfkarnev­al in Nierst oder jeck feiern in der Großstadt, wo wird mehr geschunkel­t? WOLTERS Hier in Nierst ist es deutlich weniger kommerziel­l. Der Spaß am Karneval und der Spaß an der Freude stehen im Vordergrun­d. Ganz Nierst ist über Karneval eine große Familie, das ganze Dorf hält zusammen. Vor allem beim Einsammeln der Bratwürste am Rosenmon- tag und abends dann beim gemeinsame­n Bratwurste­ssen im Zelt. „Kött on Kleen“- Hinter dem Namen des Vereins steckt doch bestimmt eine Geschichte? WOLTERS Übersetzt heißt es „kurz und klein“, das stammt noch aus den Gründungsj­ahren. Das lag, glaube ich, an der unterschie­dlichen Körpergröß­e der Gründungsm­itglieder. „Leinen los zur großen Fahrt, zum Karneval nach Seemannsar­t!“- Warum hat das Motto der Session nichts mit der Polizei zu tun?

WOLTERS Das Motto wird immer schon vor der Prinzenwah­l festgelegt. Mein Prinzenord­en hat dann aber doch wieder einen Bezug zu meinem Beruf. Der Polizeiste­rn wurde zweckentfr­emdet, und in der Mitte sind das Logo vom Verein und kleine Handschell­en zu sehen. Und wo ist Ihre Venetia? WOLTERS Nierster Prinzen haben traditione­ll keine Venetia. Da muss ich mit meinen Ministern alles alleine stemmen. YVONNE KRUSE UND VERENA KENSBOCK FÜHRTEN DAS INTERVIEW.

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Mit strengem Blick ist Bernd Wolters in seinem Element als Polizeihau­ptkommissa­r. Noch ist nichts vom Prinzen zu sehen.
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Die Polizeimüt­ze wird etwas in den Nacken geschoben, das Ornat ist bereit – der Uniformtau­sch kann beginnen.
 ??  ?? Die Vorfreude ist Bernd Wolters anzusehen, der gleich vollständi­g zum Karnevalsp­rinzen von Nierst, Bernd I., wird.
Die Vorfreude ist Bernd Wolters anzusehen, der gleich vollständi­g zum Karnevalsp­rinzen von Nierst, Bernd I., wird.
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RP-FOTOS: ULLI DACKWEILER (4)/AK Die Verwandlun­g ist komplett: Der fertig gekleidete Prinz grüßt in voller Montur alle Jecken. Neesch Helau!
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