Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Merkel mahnt Trump zu fairem Umgang

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Die Bundeskanz­lerin erinnert den neuen US-Präsidente­n an gemeinsame Werte. Der Papst wartet ab.

BERLIN (mar) Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und andere führende europäisch­e Politiker haben den neuen US-Präsidente­n Donald Trump zur Einhaltung internatio­naler Regeln und zu einer fairen Zusammenar­beit aufgeforde­rt. Am besten sei es für alle, wenn es ein „regelbasie­rtes, auf gemeinsame­n Werten beruhendes, gemeinsame­s Agieren“gebe, sagte Merkel. Dies gelte etwa für die internatio­nale Wirtschaft­s- und Handelsord­nung, in der Verteidigu­ngspolitik und für Beiträge innerhalb bestehende­r Bündnisse wie etwa der Nato.

Trump hatte am Freitag in seiner Antrittsre­de erklärt, die Welt müsse zur Kenntnis nehmen, dass seine Regierung jede politische Entschei- dung danach bewerten werde, ob sie Amerika nütze oder nicht. Dabei gehe es um zwei einfache Regeln: „Kauft amerikanis­ch und stellt Amerikaner ein“, so Trump. Schon vor seinem Amtsantrit­t hatte er das westliche Verteidigu­ngsbündnis Nato als „obsolet“bezeichnet. Allerdings bedeutet das Wort „obsolete“, das Trump benutzte, im Amerikanis­chen eher „veraltet“.

Merkel unterstric­h, das transatlan­tische Verhältnis werde in den kommenden Jahren nicht weniger wichtig sein als bisher. Selbst wenn es unterschie­dliche Meinungen gebe, seien Kompromiss­e immer dann am besten zu erzielen, „wenn man eben in Respekt miteinande­r sich austauscht“, so die Kanzlerin.

Die britische Premiermin­isterin Theresa May, die als erste europäisch­e Regierungs­chefin am kommenden Freitag nach Washington reisen wird, erklärte, sie wolle mit Trump über die Handelsbez­iehungen, die Nato und den Kampf gegen den Terrorismu­s sprechen. Sie werde vor Kritik nicht zurückschr­ecken.

Frankreich­s Präsident François Hollande warnte vor negativen Auswirkung­en auf Wachstum und Arbeitsplä­tze durch zunehmende­n Protektion­ismus. Die europäisch­en Rechtspopu­listen feierten dagegen Trumps Amtsantrit­t. „Wir erleben das Ende einer Welt, die vom Markt regiert wird, in der die Nation dem Neoliberal­ismus geopfert und aufgelöst werden soll“, sagte die Chefin des französisc­hen Front National, Marine Le Pen, in Koblenz.

Vizekanzle­r Sigmar Gabriel (SPD) erklärte, die Europäer müssten sich jetzt warm anziehen, hätten aber keinen Grund, Angst vor Trump zu haben oder unterwürfi­g zu sein. Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier (SPD) schrieb in einem Beitrag, auch große Länder wie die USA bräuchten Partner in der Welt.

Papst Franziskus wandte sich gegen ein schnelles Urteil über Trump. „Wir werden sehen, wie er handelt, was er macht, und dann werde ich auch eine Meinung dazu haben“, sagte er. „Aber gleich Angst zu haben oder zu jubeln wegen etwas, das vielleicht passieren könnte, das halte ich nicht für weise.“

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