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Darum stockt der Netzausbau an Schulen

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Die Internetve­rbindungen an Schulen sind schlecht – weil bislang keiner am Ausbau großes Interesse hatte.

DÜSSELDORF (frin) Als Ron Sommer Vorstandsc­hef der Telekom war, gab es kein iPhone oder Facebook. Doch schon damals war klar: Das Internet würde den Zugang zu Informatio­nen verändern – und damit die Art, wie Schüler lernen. Im Jahr 2000 versprach der Konzern daher, Schulen kostenlos ans Netz anzuschlie­ßen.

Der digitale Wandel an Schulen blieb jedoch weitestgeh­end aus. Ein Grund: Die Leitungen von damals sind vielfach die von heute. 82 Prozent der Schulen in NRW haben keinen Anschluss an schnelles Internet. „Ohne die Anbindung an Breitband ist alles andere schwierig“, sagte Thomas Krämer vom Landkreist­ag NRW zuletzt im Schulaussc­huss.

Die Gründe dafür sind vielfältig: „Keine Bereitscha­ft, die Kosten für die höheren Bandbreite­n zu übernehmen, begrenzte Verfügbark­eit, oder es hat noch keine Beantragun­g auf die höhere Geschwindi­gkeit stattgefun­den“, fasst ein TelekomSpr­echer zusammen. Der Bonner Konzern bietet Schulen höhere Geschwindi­gkeiten: 29,90 Euro kostet ein Anschluss mit 50 Mbit/s im Monat. Das ist günstiger als für Privatpers­onen, macht es für die Telekom und Konkurrent­en jedoch wenig lukrativ, die Schulnetze auszubauen.

Auch die Kommunen haben vielerorts mit ihren knappen Budgets lieber Schultoile­tten saniert statt in Bandbreite zu investiere­n – und Land und Bund hielten sich zurück, weil die Ausstattun­g von Schulen Aufgabe der Kommunen ist. Oder Fördertöpf­e wurden so konzipiert, dass Schulen bei der Verteilung der Gelder nicht infrage kamen: „Es ist ein Problem, dass die Förderung des Bundesverk­ehrsminist­ers dem Anschluss von Schulen bisher zu wenig Gewicht beimisst, so dass bestimmte Schulen von einer Förderung ausgeschlo­ssen sind“, sagt eine Sprecherin des NRW-Wirtschaft­sministeri­ums. Das zweite Problem ist jedoch: Die Förderprog­ramme des Landes dienten bislang vor allem einer Kofinanzie­rung der Bundesmitt­el.

Gleichzeit­ig wurde auch um eine Strategie gerungen – Pädagogik vor Technik lautete die Devise. Bevor Kabel verlegt werden, gilt es zu klären, wofür man sie überhaupt braucht. Inzwischen haben sich die Kultusmini­ster der Länder auf ein Konzept geeinigt – und auch NRW ist weiter.

„Wir haben rund 6000 Schulen in NRW – und jede Gemeinde kann theoretisc­h ihren eigenen Weg gehen. Das macht Verhandlun­gen und die Umsetzunge­n komplex. Trotzdem haben wir uns auf einheitlic­he Ziele geeinigt. Darauf können wir stolz sein“, sagt Michael Thessel, Leiter der Medienbera­tung NRW.

Ergebnis ist auch das Programm „Gute Schule 2020“. „Dadurch, dass die Landesregi­erung mit dem Schulinfra­strukturge­setz die Kommunen finanziell unterstütz­t, sind Investitio­nen in der Fläche möglich“, heißt es im NRW-Wirtschaft­sministeri­um. Die landeseige­ne NRW.Bank stellt dazu Fördergeld­er zur Verfügung. Anträge gibt es bislang allerdings noch nicht. „Aber alle stehen in den Startlöche­rn“, sagte eine Sprecherin.

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