Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein kleiner Schritt für Gladbach

- VON KARSTEN KELLERMANN

Beim 0:0 in Darmstadt lässt die niederrhei­nische Borussia noch viele Wünsche offen.

DARMSTADT Tore gab es keine beim 0:0 zwischen Darmstadt 98 und Borussia Mönchengla­dbach. Dafür aber eine ganze Menge neuer Eindrücke für Dieter Hecking. Für den Trainer der Borussen war es das erste Pflichtspi­el, zuvor gab es knapp drei gemeinsame Wochen der Vorbereitu­ng. Daher ist Hecking noch in der Phase, in der er schaut, analysiert, probiert. Das erste Ergebnis seiner Arbeit: ein Spiel, das nicht gewonnen wurde. Aber auch eines, das nicht verloren ging.

Gestern hat Hecking seinen Spielern gesagt, dass es ein kleiner Schritt in die richtige Richtung war, vielleicht eher ein sehr kleiner, aber es war eben einer. Allerdings, und da ist Hecking der Erfahrene mit seinen nun 333 Bundesliga-Spielen als Trainer gern auch der Mahner, hat er auch darauf verwiesen, dass es keinen Grund gibt, sich zurückzule­hnen. „Die Situation ist nach wie vor gefährlich, und wir haben noch nichts erreicht“, sagte Hecking.

Die Defensive stand ordentlich in Darmstadt, wurde aber auch nur selten wirklich geprüft von den „Lilien“, die sich beim Debüt ihres neuen Trainers Torsten Frings erstmal darauf beschränkt­en, nicht zu verlieren. Gladbach hatte mehr Spielantei­le und weit bessere Chancen, doch nicht das Selbstvert­rauen, diese kühl und effektiv zu nutzen. „Ein paar mehr Möglichkei­ten hätte ich mir daher schon gewünscht“, gesteht Hecking, wissend, dass mehr Chancen die Wahrschein­lichkeit von Toren erhöhen.

Die Borussen haben die Hinrunde mit dem 17. Punkt beendet, das ist ein Schnitt von einem Zähler pro Spiel. Die Ansprüche sind natürlich andere, zumal es, wenn diese Bilanz Bestand haben würde, letztlich äußerst eng werden könnte. Schönreder­ei ist daher nicht angesagt, es besteht aber auch kein Anlass zur Panik. Hecking hat Situatione­n wie diese schon gemeistert, er kann sie einschätze­n und weiß daher, dass vor allem wichtig ist, die Ruhe zu bewahren. Polemik, Aktionismu­s und Hektik helfen nicht weiter.

Hecking hat in Darmstadt gesehen, was im Team steckt, aber auch, was fehlt. Im Team, aber auch sportlich, müssen erst wieder konkrete Strukturen erwachsen, Führungsfi­guren müssen sich finden, Hierarchie­n entstehen. Dafür steht Hecking mit seiner Vita, dafür ist er geholt worden. „Es ist aber nicht so, dass da ein neuer Trainer kommt, die Hand auflegt, und alles ist gut“, sagte Sportdirek­tor Max Eberl. Er und auch sein Trainer werben für Geduld. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Hecking. „Aber es kann auch ein langer Weg werden.“Es ist eine kleine Verbesseru­ng, dass die Gladbacher am Ende in Darmstadt nicht wild anrannten, um das 1:0 zu erzwingen, dabei aber dem Gegner die erhofften Lücken für Konter bieten, sondern besonnen blieben, um wenigstens den Punkt mitzunehme­n. Gleichwohl ist es „nur“ein Punkt beim Letzten der Bundesliga. Doch haben die Borussen immerhin nicht verloren, wie beispielsw­eise in Augsburg, wo das Spiel sehr ähnlich war: latente Überlegenh­eit, vielleicht die besseren Chancen, aber dann das Gegentor zum 0:1. Das blieb in Darmstadt aus. Solche „Immerhins“sind die kleinen Schritte, die Hecking meint.

Am Samstag in Leverkusen wird es ein anderes Spiel sein, es wird schwerer werden, das eigene Tor zu beschützen. Deswegen tut die defensive Null gut. Zudem wird Leverkusen die Borussen zu mehr Fußball einladen, als es das kämpfende Darmstadt tat. Hecking wird dann auch eine Woche weiter sein in seiner Findungs- und Strukturie­rungsarbei­t, er kann die in Darmstadt gewonnenen Daten verarbeite­n. Sein Debüt war, wie so ein 0:0 nun mal ist: befriedige­nd-unbefriedi­gend. Hecking war damit für den Moment „einverstan­den“.

 ?? FOTO: DPA ?? Alles reine Kopfsache: Duell zwischen dem Darmstädte­r Antonio Colak (links) und dem Mönchengla­dbacher Jannik Vestergaar­d.
FOTO: DPA Alles reine Kopfsache: Duell zwischen dem Darmstädte­r Antonio Colak (links) und dem Mönchengla­dbacher Jannik Vestergaar­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany