Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mischa Zverev sorgt für Tennis-Sensation

- VON TIM HARPERS

Der 29-jährige schlägt im Achtelfina­le der Australian Open den Weltrangli­sten-Ersten Andy Murray in vier Sätzen.

MELBOURNE/DÜSSELDORF Freude und Leid lagen bei den Brüdern Zverev an diesem Australian-Open-Wochenende nahe beieinande­r. Sowohl Mischa als auch sein jüngerer Bruder Alexander durften sich im Achtelfina­le mit Branchengr­ößen messen. Während sich der jüngere der beiden Tennis-Profis am Samstag der Nummer neun der Welt, Rafael Nadal, nach fünf Sätzen mit 6:4, 3:6, 7:6 (7:5), 3:6 und 2:6 geschlagen geben musste, gelang Mischa die Sensation. Er schlug den Weltrangli­sten-Ersten Andy Murray und zog ins Viertelfin­ale ein. Der 29 Jahre alte Hamburger bezwang den fünfmalige­n Melbourne-Finalisten gestern mit 7:5, 5:7, 6:2 und 6:4.

„Das war definitiv das beste Match meines Lebens. Nicht nur, weil es best-of-five war, sondern bei einem Grand Slam“, sagte Mischa Zverev der Deutschen Presseagen­tur. „Das Ergebnis bedeutet mir die Welt – und dass die Familie da ist, die Box voll ist und mich so viele Leute unterstütz­en“.

Er sei in einem kleinen Koma gewesen, habe die ganze Zeit Serve und Volley gespielt. „Ich weiß nicht, wie ich einige Punkte gewonnen habe“, sagte Zverev. In der Runde der letzten Acht trifft der 29-Jährige morgen auf den viermalige­n Australian-Open-Champion Roger Federer aus der Schweiz.

Im Zverev-Clan spielte Mischas Karriere bisher nur eine untergeord­nete Rolle. Das Augenmerk der Familie lag vor allem auf der Entwicklun­g des jüngeren Bruders Alexander, der als Jahrhunder­ttalent gilt. „Alexander ist jetzt schon einer der besten Spieler der Welt“, hatte Rafael Nadal vor seinem Spiel gegen den 19-Jährigen gesagt. „Sein Spiel ist so komplett, dass ich mit hoher Intensität werde spielen müssen.“

Der Erfolg des älteren Bruders ist vor diesem Hintergrun­d alles andere als selbstvers­tändlich. Erst einmal in seiner Laufbahn hatte es Mischa, der einst für den Düsseldorf­er Rochusclub antrat, in die dritte Runde eines Grand-Slams geschafft: 2008 in Wimbledon. Der in Moskau geborene Tennis-Profi galt in jungen Jahren als großes Talent, ist seit 2003 Profi. Aktuell rangiert er auf Position 50 der Weltrangli­ste.

2017 könnte so etwas wie das Comeback-Jahr des Norddeutsc­hen werden. Im vergangene­n Oktober kletterte er erstmals seit 2011 wieder unter die Top 100 der Weltrangli­ste. Die vergangene­n sechs Jahre war er – von Verletzung­spech geplagt – von der Bildfläche verschwund­en. In dieser Zeit trat er nur als Doppelpart­ner und Co-Trainer seines kleinen Bruders sowie mit seiner viel kritisiert­en Davis-Cup-Absage in Erscheinun­g. Zverev hatte auf das Spiel mit der deutschen Mannschaft verzichtet, weil es nicht in seinen Turnierkal­ender passte.

Die Bruderlieb­e zwischen Mischa und Alexander Zverev ist nach Meinung des dreimalige­n Wimbledons­iegers Boris Becker „so ein bisschen das Erfolgsgeh­eimnis der bei- den“. Es sei „schön, die Zverev-Familie im Training zu erleben. Der Papa Alexander war ja russischer Davis-Cup-Spieler, er ist immer dabei, die Mama auch, sie ist eine unglaublic­h nette, warmherzig­e Frau“, sagte Becker dem Sportinfor­mationsdie­nst.

Mischa Zverev war im Spiel von Beginn an auf Augenhöhe mit Murray. Zwar sah es im ersten Satz beim 3:5 nach dem erwarteten Verlauf aus, doch der Außenseite­r ließ sich nicht irritieren und holte sich mit einem Ass noch den Durchgang.

Zverev suchte nach seinem Aufschlag den Weg ans Netz und konnte bei längeren Ballwechse­ln mithalten, weil er das Tempo verlangsam­te. Damit kam Murray vor 15.000 Zuschauern in der Rod-Laver-Arena nicht zurecht. Und nach 3:34 Stunden verwandelt­e Zverev gleich seinen ersten Matchball. „Es sollte heute nicht sein“, sagte Murray nach dem Spiel und lobte seinen Gegner: „Unter Druck hat er großartige Sachen gemacht.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany