Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Zum Schwarzmalen gibts keinen Grund
Unfassbar. Dieses Wort wiederholte Bob Hanning immer wieder. Doch der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes meinte damit nicht etwa das für viele unerwartete WM-Aus gegen eine Mannschaft aus Katar, die sich mit Leidenschaft gegen die Niederlage stemmte und dabei Qualitäten in Angriff und Abwehr entwickelte, mit denen der Gegner bis dahin überzeugt hatte.
Unfassbar – damit beschrieb Hanning die Arbeit des scheidenden Bundestrainers Dagur Sigurdsson. Der Isländer habe Unfassbares geleistet, seitdem er im September 2014 den Job vom glücklosen Martin Heuberger übernahm. Unfassbar dankbar müsse man deswegen dafür sein, was Sigurdsson für den deutschen Handball geleistet hat. Zurecht: Mit ihm ist der weltweit mitgliederstärkste Verband wieder in die Weltspitze zurückgekehrt, auch wenn das Ergebnis dieser WM bitter und sicher ein Rückschlag ist.
Zum Schwarzmalen gibt es aber keinen Anlass. Diese Mannschaft hat leider zu einem Zeitpunkt ihr Potenzial nicht abgerufen, an dem keine Möglichkeit der Korrektur blieb. Das kommt vor. Das ist menschlich. Vielleicht, so die positive Sicht Hannings, hätten alle mal so ein Spiel gebraucht, um sich wieder neu zu justieren und zu sammeln.
Der Erklärungsversuch wird die große Enttäuschung und den Frust – bei Spielern, aber auch den vielen Fans – nicht lindern. Man könne jeden Gegner schlagen, aber auch gegen viele verlieren, wenn die Konzentration nicht stimme, das hatte Hanning während der Tage in Frankreich immer wieder betont. Vor dem Spiel gegen Katar, das man im Viertelfinale der Olympischen Spiele in Rio noch mit 34:22 deklassiert hatte, fühlte man sich in der Rolle des Favoriten – ein Trugschluss, wie die 60 Spielminuten in Paris zeigten.
Richtig gut drauf sei man gewesen, habe eine richtig gute Vorbereitung absolviert, aber gestern war die Zahl der Fehler zu groß. Um die Zukunft, so Sigurdssons Abschiedsbotschaft, brauche man sich dennoch keine Sorgen zu machen.
Eckhard Czekalla