Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

KOLUMNE Auf die letzte Minute

- VON KARIN WILCKE

Die menschlich­e Natur ist merkwürdig. Alle stöhnen ständig über Termindruc­k, dabei machen wir uns den meistens selbst. Da kennen wir lange Zeit im Voraus Termine, die wir einhalten sollten oder die für uns wichtig sind, und trotzdem tritt das Ereignis immer vollkommen unerwartet ein. Weihnachte­n zum Beispiel. Oder das Abitur. Und in den kommenden Wochen werden Tausende Studenten von ihren Klausurter­minen überrascht werden oder vom Abgabeterm­in für ihre Examensarb­eit. Sehr verführeri­sch ist es, sich durch eine Krankschre­ibung vom Arzt vor einer Prüfung zu drücken. Doch für die Examensarb­eit gilt das ärztliche Attest nicht, schließlic­h hat man mehrere Monate Zeit gehabt. So legen die Verfasser von Examensarb­eiten am Schluss meist ein paar Nachtschic­hten ein. Mitarbeite­r von Kopier- Shops können die tollsten Geschichte­n von übernächti­gten Examenskan­didaten erzählen, die zum Abgabeterm­in so neben der Kappe sind, dass sie nicht einmal den Briefkaste­n des Prüfungsam­ts alleine finden.

Clever ist es, den Kopier-Shop ihres Vertrauens im Vorfeld über die Dringlichk­eit des Ausdrucks und des Bindens zu unterricht­en und das Dateiforma­t zu besprechen. Denn die Mitleidsto­ur zieht bei den Mitarbeite­rn dort nicht, das versuchen nämlich alle. Eine Studentin, die mitleidhei­schend verkündete, sie habe die letzten zwei Nächte durchgearb­eitet, erhielt zur Antwort: „Dann rauchst du aber nicht. Die Raucher sehen immer ganz furchtbar aus.“

 ?? FOTO: DPA ?? Blut eines Leukämie-Patienten unter dem Mikroskop.
FOTO: DPA Blut eines Leukämie-Patienten unter dem Mikroskop.

Newspapers in German

Newspapers from Germany