Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Fall, der ihm keine Ruhe lässt

- VON KATHARINA DOCKHORN

Regisseur Matti Geschonnec­k ist mit seinem Krimi fürs ZDF ein großer Wurf gelungen.

MAINZ (kna) Hauptkommi­ssar Kovak ist gerade mal ein paar Tage im Ruhestand, als er die Ruhe in einer kleinen Gemeinde an der Ostsee stört. Vor 20 Jahren war dort eine Zehnjährig­e auf dem Weg zur Schule auf einem Waldweg ermordet worden; der Berliner Spezialist Kovak leitete damals die Ermittlung­en. Sein Verspreche­n gegenüber den Eltern, den Mörder zu finden, lässt seinem Gewissen keine Ruhe. Jetzt mietet sich Kovak in einem halb verfallene­n Haus ein, um den Hauptverdä­chtigen in die Enge zu treiben.

Uwe Kockisch, bekannt als Commissari­o Brunetti und aus der Serie „Weissensee“, setzt mit diesem Krimi seine erfolgreic­he Zusammenar­beit mit Matti Geschonnec­k fort, die bei der Verfilmung von Alexander Osangs „Die Nachrichte­n“und dem Krimi „Tod einer Polizistin“begann. In „Ein Kommissar kehrt zurück“setzt Geschonnec­k auch in weiteren Rollen auf bewährte Mitstreite­r wie Sylvester Groth.

Kovak hält seinen Aufenthalt an der Ostsee nicht geheim, er will verunsiche­rn. Er ist fest überzeugt, dass Michael Adam (Groth), ein renommiert­er Physik-Professor an der Universitä­t Greifswald, die Tat begangen hat. Kovak taucht in dessen Vorlesunge­n auf, er stellt ihm nach, fotografie­rt ihn heimlich und bricht sogar bei ihm ein. Dabei findet er Kopien aller Ermittlung­sakten und Bilder eines Urlaubs in Thailand, die seinen Verdacht zu bestätigen scheinen, dass Adam auf Sex mit Minderjähr­igen steht. Der alte Mordfall belastet bald auch die Beziehung Adams zu seiner neuen Lebensgefä­hrtin Luisa (Ulrike C. Tscharre). Adam reagiert zunehmend gereizt. Doch dann verliert der pensionier­te Kommissar die Kontrolle über die Ereignisse.

Vor der bizarren Kulisse der herbstlich­en Ostseeland­schaft auf Rügen und in Greifswald macht Ge- schonneck aus der Aufklärung eines Mordes ein allegorisc­hes Drama. Die Verbissenh­eit und Rechthaber­ei eines alten Mannes, dem sein eigenes Gewissen keine Ruhe lässt, wird Ausgangspu­nkt eines spannenden Duells um die Wahrheit.

Die Aufklärung des alten Mordes rückt zunehmend in den Hintergrun­d, Geschonnek blickt tief in die Seelen aller Protagonis­ten. Die psychische­n Belastunge­n haben sie gezeichnet – die Abwehr des Verdachts prägt Adams Leben ebenso wie Kovac seine Rechthaber­ei nicht ablegen kann. So wird der Film ein brillantes Gleichnis über Schuld und Sühne, das sich in der Grundkonst­ellation an Dürrenmatt­s Klassiker „Das Verspreche­n“und dem darauf beruhenden Film „Es geschah am helllichte­n Tag“anlehnt und als Beziehungs­psychodram­a endet. „Ein Kommissar kehrt zurück“, ZDF, 20.15 Uhr

 ?? FOTO: ZDF ?? Kommissar Günther Kovak (Uwe Kockisch, l.) ermittelt im Ruhestand an einem alten Fall. Er verdächtig­t Michael Adam (Sylvester Groth), vor 20 Jahren ein Mädchen getötet zu haben. Dessen Frau Luisa (Ulrike C. Tscharre) ist ahnungslos.
FOTO: ZDF Kommissar Günther Kovak (Uwe Kockisch, l.) ermittelt im Ruhestand an einem alten Fall. Er verdächtig­t Michael Adam (Sylvester Groth), vor 20 Jahren ein Mädchen getötet zu haben. Dessen Frau Luisa (Ulrike C. Tscharre) ist ahnungslos.

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