Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Thema Sicherheit läuft aus dem Ruder

- VON THOMAS REISENER VON MICHAEL BRÖCKER VON JÖRG ISRINGHAUS

Die zwölf Terror-Toten von Berlin sind zwölf Anklagen gegen die Politik: Über einen Monat nach dem Attentat hat bislang weder in Berlin noch in Düsseldorf auch nur ein Politiker persönlich­e Fehler eingestand­en – obwohl ein halbes Dutzend Sicherheit­sbehörden monatelang intensiv vor Anis Amri gewarnt hatte. Das wühlt die Menschen auf. Was wiederum dazu führt, dass gerade sämtliche Parteien das Thema durchemoti­onalisiere­n – die innere Sicherheit wird wohl das überragend­e Thema der Landtagswa­hl.

So verständli­ch dieser Mechanismu­s ist, so gefährlich ist er auch. Emotionen verstellen den Blick auf die Fakten. Zum Beispiel darauf, dass dem Attentat von Berlin mindestens zwölf versuchte Attentate in Deutschlan­d gegenübers­tehen, die verhindert wurden. Bei allem Schmerz über Berlin: Die Terrorabwe­hr in Deutschlan­d funktionie­rt vergleichs­weise gut. Problemati­sch ist auch, wie das Terror-Thema andere wichtige Themen verdrängt. Darunter solche, auf die Landespoli­tik viel mehr Einfluss hat als auf die Anti-Terror-Gesetze des Bundes. Zum Beispiel stehen den zwölf Toten von Berlin jährlich über 3000 Verkehrsto­te gegenüber. Vielleicht könnte eine bessere Verkehrspo­litik auch einige von ihnen retten. BERICHT KRAFT MACHT AMRI ZUR CHEFSACHE, TITELSEITE

Lackmustes­t für EU

Man wünscht sich fast jene transatlan­tische Beziehungs­krise von 2015 zurück, als USGeheimdi­enste Geheimes taten und EUPolitike­r abhörten. Mit Trump regiert nun ein USPräsiden­t, dem die abgefischt­en Gespräche aus Europa reichlich egal sein dürften. Die EU ist ihm egal.

Trump und seinen Leuten ist die rührige europäisch­e Bündnisrhe­torik fremd. In Trumps Außenpolit­ik gibt es keine Win-win-Situation. Die USA können nur alleine gewinnen, so lassen sich bisherige Aussagen Trumps interpreti­eren. Und dass er es ernst meint, hat er mit dem Aus für das transpazif­ische Handelsabk­ommen TPP bewiesen. „Was könnt ihr für uns tun?“, soll ein Trump-Berater den deutschen Botschafte­r in Washington gefragt haben.

Die EU muss schnell raus aus der Jammerecke. Sie sollte sich auf eigene Maßnahmen einstellen, sollten die USA Zölle auf EU-Importe legen. Sie muss wettbewerb­sfähiger werden, eigene Handelsabk­ommen mit den Boomregion­en vorantreib­en und interne Strukturen verschlank­en und festigen. Europa muss aus eigener Stärke heraus Machtfakto­r bleiben. BERICHT DONALD TRUMP KIPPT . . ., TITELSEITE

Kastration ja, Steuer nein

Wer Katzen liebt, mag oft keine Hunde. Und umgekehrt. Dass Hundebesit­zer für ihren Liebling besteuert werden und Katzenbesi­tzer nicht, trägt nicht zum allgemeine­n Frieden bei. Um die Gemüter zu erhitzen, muss man also nur den Begriff Katzensteu­er bemühen.

Dabei ist ein solcher Obolus wenig sinnvoll. Ins Feld geführt wird er als Strafzoll dafür, dass Katzen meuchelnd durch die Felder ziehen, Singvögel ausrotten und das Artensterb­en befördern. Ob das so ist, sei dahingeste­llt. Als Mäusejäger waren und sind sie auf jeden Fall geschätzt. Aber sei’s drum: Eine Steuer wird am Verhalten freilaufen­der Katzen nichts ändern. Sie zu erheben, ist ein bürokratis­cher Verwaltung­sakt, der womöglich mehr Geld verschling­t, als er einbringt. Und er trifft auch all die Katzenbesi­tzer, die ihren Stubentige­r nie aus derselben lassen. Warum sollten sie zahlen? Dann müsste auch eine Kaninchen- oder Hamsterste­uer erhoben werden.

Steuer nein, Kastration­spflicht ja. So ließe sich die Zahl der Streuner reduzieren. Übrigens: Auch mit Steuer werden Katzen und Hunde keine Freunde. BERICHT LANDWIRTE FORDERN KATZENSTEU­ER, TITELSEITE

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