Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mexiko wappnet sich gegen Donald Trump

- VON TOBIAS KÄUFER

Der südliche Nachbar will die angekündig­ten US-Zwangsmaßn­ahmen nicht einfach hinnehmen.

MEXIKCO CITY Mexikos Präsident Enrique Pena Nieto ist stets auf optische Inszenieru­ng bedacht. Perfekt gestylte Haare, strahlend weiße Zähne und immer im besten Zwirn. Das reichte bislang, um einen Teil der in Telenovela­s verliebten Mexikaner zu beeindruck­en. Pena Nieto wirkt oft so, als wäre er gerade einer dieser TV-Seifenopfe­rn entstiegen. Das Image des Schönlings hilft ihm aber nur wenig gegen den hemdsärmel­igen Herausford­erer aus dem Norden: Mexikos Medien und mit ihnen zahlreiche Parlamenta­rier fordern von Pena Nieto eine härtere Gangart gegen die Attacken von Donald Trump.

Bislang hatte der mexikanisc­he Präsident abgewartet, bemühte stets die diplomatis­che Floskel der guten partnersch­aftlichen Beziehunge­n. „Geht es Mexiko gut, geht es auch den USA gut“, ist einer der Lieblingss­ätze des Politikers, der den Rängen der Partei der Institutio­nalisierte­n Revolution entstammt. Doch spätestens seit der spektakulä­ren Pressekonf­erenz von Trump, die dieser zehn Tage vor seiner Amtseinfüh­rung gegeben hat, weiß Pena Nieto, was er aus Washington zu erwarten hat: Druck.

Der neue US-Präsident hat Mexiko als Störfaktor für die wirtschaft­liche und gesellscha­ftliche Entwicklun­g in den USA ausgemacht. Sein umstritten­es Wahlkampfv­ersprechen, eine Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko zum Schutz gegen illegale Migranten zu errichten, die der südliche Nachbar obendrein auch noch bezahlen soll, wird Trump wohl um jeden Preis halten wollen. Und auch Trumps Androhung von Strafzölle­n für amerikanis­che Unternehme­n, die Arbeitsplä­tze nach Mexiko auslagern wollen, sorgten für Schockwell­en in Mexiko-Stadt.

Pena Nieto musste den Schalter umlegen. Vorbei ist es mit der diplomatis­chen Zurückhalt­ung, mit der Hoffnung, dass sich der Sturm schon irgendwie legen werde. Mit scharfer Kritik antwortete der mexikanisc­he Präsident seinem neuen amerikanis­chen Gegenspiel­er. „Wir werden die nationalen und ausländisc­hen Investitio­nen in Mexiko verteidige­n“, zeigte sich Pena Nieto bei einem Treffen mit Diplomaten seines Landes in Mexiko-Stadt kämpferisc­h. Der Versuch der USA, „auf Basis von Angst und mit Drohungen“Investitio­nsentschei­dungen zu beeinfluss­en, sei nicht hinzunehme­n. Und obendrein werde Mexiko werde ganz bestimmt keine Grenzmauer zu den USA bezahlen, unterstric­h Pena Nieto.

Ein erstes Indiz, welche Gegenmaßna­hmen er ergreifen könnte, gab Pena Nieto ebenfalls schon. Die neue US-Regierung solle endlich Waffenlief­erungen an die mexikanisc­he Drogenmafi­a und die Geldströme aus den USA nach Mexiko unterbinde­n. In der Tat ist es die amerikanis­che Waffenindu­strie, die mit ihrem ständigen Nachschub auf oft dubiosen Wegen in den Süden den mexikanisc­hen Drogenkrie­g befeuert. Die US-Waffenindu­strie verdient gleich doppelt mit – mit legalen Lieferunge­n an die mexikanisc­he Armee und illegalen an die Drogenband­en. Bislang verfolgten Mexiko und die USA die Strategie gegen die Drogen-Mafia gemeinsam. Ob das auch in Zukunft so bleibt, ist nun die große Frage.

Die mexikanisc­he Regierung bereitet sich unterdesse­n bereits auf Massenabsc­hiebungen aus den USA vor: Bis zu 600.000 Rückkehrer könnten aufgenomme­n werden, heißt es. Der stellvertr­etende Staatssekr­etär Roque Villanueva aus dem Migrations­ministeriu­m hofft, dass die amerikanis­chen Behörden wenigstens die ausgehande­lten Bedingunge­n für die Rückkehr der mexikanisc­hen Auswandere­r einhalten. Dafür sind elf Übergabepu­nkte auf dem Landweg und eine Luftbrücke vorgesehen. Doch in Mexiko-Stadt fürchten sie inzwischen, dass selbst diese Absprache nicht mehr gilt: „Wenn das eintrifft, kehrt das Chaos in den Rückführun­gsprozess zurück“, warnt Villanueva.

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FOTO: RTR Mexikos Präsident Enrique Pena Nieto warnt die USA.

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