Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die hippste Ruine der Stadt

- VON ARNE LIEB

Das Projekt „Postpost“im leerstehen­den Postgebäud­e am Hauptbahnh­of nimmt Fahrt auf. Investor Catella lässt die kreativen Köpfe des Open Source Festivals dort Programm machen – und hofft auf ein gutes Geschäft für beide Seiten.

Turnschuh-Fans treffen sich auf einer Messe, junge Künstler arbeiten in Ateliers an ihren Werken. Und vielleicht kommen bald sogar die Meister des Drohnen-Fliegens für einen Wettbewerb. Christian Fleischer hat noch viele weitere Ideen, wen er in die riesigen Hallen holen könnte, die die Post neben dem Hauptbahnh­of zurückgela­ssen hat. Das 40.000 Quadratmet­er große Gelände zwischen Kölner und Erkrather Straße soll nach dem Willen des Geschäftsf­ührers der Event-Agentur „Zack Bumm“und Mitgründer des Open Source Festivals noch einmal so richtig zum Leben erwachen – bis die Hallen vielleicht schon im Sommer den Baggern zum Opfer fallen.

Das Projekt mit dem Titel „Postpost“verschafft Düsseldorf einen neuen, kurzzeitig­en Anziehungs­punkt, in dem Kultur und Wirtschaft zusammenko­mmen. Und das in der besonderen Atmosphäre der großen Industrieh­allen und Verwaltung­sräume, in denen früher die Postmitarb­eiter die Briefe und Pakete für Düsseldorf sortiert haben. In den kommenden Wochen soll das Programm richtig losgehen. „Das ist ein Projekt, das man Düsseldorf gar nicht zutraut“, sagt Fleischer – der gerade darin einen großen Pluspunkt sieht.

Ermöglicht wird die Zwischennu­tzung durch den Investor Catella. Der wird bald auf dem Grundstück rund 1000 Wohnungen im höheren Segment bauen. Das Projekt mit dem Namen „Grand Central“wird das Erscheinun­gsbild dieser Seite des Bahnhofs komplett verändern, auch Restaurant­s und Raum für Kultur sollen entstehen. Die Wohnungen sollen ein neues, zahlungs- kräftigere­s Publikum in die Gegend locken, die bislang zu den sozial schwierigs­ten der Stadt gehört.

Klaus Franken, Managing Partner bei Catella, ließ sich schnell von der Idee für die Zwischennu­tzung überzeugen. Er erhofft sich eine gute Werbung für die Wohnungen im urbanen Umfeld. „Wir wollen Aufmerksam­keit für das Projekt erregen“, sagt Franken. Dazu kommen praktische Erwägungen: Durch die Zwischennu­tzung befinden sich Menschen im Gebäude, das senkt die Gefahr von Vandalismu­s.

Derzeit kommt immer mehr Leben in das Gebäude, die schwierige­n Fragen zu Genehmigun­gen und Finanzieru­ng sind gelöst. Zum 1. Februar sollen die 30 Künstler einziehen, das Kulturamt unterstütz­t die temporären Ateliers. Am kommenden Wochenende läuft in einem anderen Gebäudetei­l die Modemesse „Streetstyl­e Con“, auf der auch die Sneaker-Turnschuhe im Mittelpunk­t stehen. Am 11. Februar wird ein Film im Rahmen des „Bicycle Film Festival“gezeigt, außerdem spielen an dem Abend Grandbroth­ers. Und im Laufe des Februars wird eine wöchentlic­he Veranstalt­ung starten.

Für alle Beteiligte­n ist klar, dass der Ort bald verschwind­en wird. Bis Ende Juni haben die Macher vom Open Source Festival eine feste Zusage, je nach Dauer des Genehmigun­gsverfahre­ns für den Bau könnte „Postpost“anschließe­nd noch für einige Monate weiterlauf­en. Dann ist Schluss – und die Kreativen können sich über einen weiteren Vorteil freuen: Eine langwierig­e Wohnungsab­nahme durch den Vermieter entfällt. „Das Übergabepr­otokoll macht der Bagger“, sagt Christian Fleischer.

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