Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ditib – der verlängert­e Arm von Erdogan

- VON DETLEV HÜWEL VON MATTHIAS BEERMANN VON ANTJE HÖNING

Nach dem Putschvers­uch in der Türkei wurden auch in NRW türkische Händler bedroht, die im Verdacht standen, mit Erdogans Staatsfein­d Nummer eins, Fethullah Gülen, zu sympathisi­eren. Auf Zetteln wurde davor gewarnt, bei diesen Händlern zu kaufen. Woanders kam es zu Übergriffe­n auf Gülen-Anhänger.

Damit nicht genug. Auch in NRW haben DitibGeist­liche Menschen bespitzelt, die sie der GülenBeweg­ung zurechnen. Ihre Namen wurden den türkischen Behörden gemeldet. Warum wohl? Natürlich sind die Betroffene­n in großem Aufruhr, auch wenn jetzt der Generalbun­desanwalt ermittelt.

Allmählich scheint der NRW-Regierung zu dämmern, dass es mit Ditib so nicht weitergehe­n kann. Die Organisati­on gilt trotz aller lauen Dementis als verlängert­er Arm Erdogans. Gegen dessen Einmischun­gsversuche muss sich das Land mit allen rechtsstaa­tlichen Mitteln wehren. Bei uns dürfen keine innertürki­schen Konflikte ausgetrage­n werden. Deswegen war es überfällig, dass NRW von Ditib eine Erklärung verlangt, unabhängig von der Türkei zu sein. Das bedeutet auch, dass die Imame nicht mehr von der Türkei bezahlt werden. Wenn sich Ditib darauf nicht einlässt, kommt es wohl zum Bruch. BERICHT NRW SETZT DITIB UNTER DRUCK, TITELSEITE

Donald Trump könnte schneller an seine politische­n Grenzen stoßen, als er die Grenze zu Mexiko dichtmache­n kann. Den ersten Eklat hat er jedenfalls schon verursacht: Mexikos Präsident hat seinen für Dienstag geplanten Besuch in Washington abgesagt. Ein logischer Schritt, denn über sein Projekt eines Grenzwalls, für das die Mexikaner obendrein bezahlen sollen, wollte Trump ganz offensicht­lich gar nicht mehr verhandeln.

Der neue Mann im Weißen Haus scheint zu glauben, dass sich alle Welt seinem Diktat zu unterwerfe­n hat. Seit Tagen unterzeich­net Trump am laufenden Band Erlasse, als gäbe es kein Morgen. Als ließe sich alles mit einem Federstric­h regeln. Es ist eine Politik der einsamen Entscheidu­ngen, die herzlich wenig Rücksicht darauf nimmt, was die Betroffene­n dazu zu sagen haben. Auch der Bau der MexikoMaue­r folgt keiner Kosten-Nutzen-Analyse, sondern einem einfachen Kalkül: Das Nachbarlan­d soll erst gedemütigt und dann gefügig gemacht werden. Mit dieser brutalen Masche kann man vielleicht Geschäfte machen. Aber auf Dauer kein Land regieren. BERICHT MEXIKO SAGT TREFFEN MIT TRUMP AB, TITELSEITE

ZTrumps Diktat

Briten in der Defensive

unächst mag Theresa May frohlockt haben, dass Trump die Wahl gewann. Hat er nicht, wie viele Briten, die EU geldgierig und überflüssi­g genannt? Könnte nicht der US-Markt in dem Maße an Bedeutung für die Briten gewinnen wie Europa verliert? Nicht umsonst ist May die erste Regierungs­chefin, die der Präsident heute zum Besuch empfängt. Doch inzwischen dürfte May schwanen, dass der Preis für die „special relationsh­ip“, die besondere Beziehung beider Länder, die Trump weiter festigen will, hoch ist. Mit Folterverh­ören, die Trump preist, will das liberale Großbritan­nien nichts zu tun haben.

Ohnehin zeigt sich, dass die Briten selbst die größten Verlierer des Brexit sein könnten. Die Investitio­nen brechen bereits ein, die britische Wirtschaft verliert Arbeitskrä­fte, wenn die Regierung die Zuwanderun­g stoppt. Immer mehr Unternehme­n sehen sich gezwungen, ihre Sitze zu verlegen, um die Eintrittsk­arte für die EU zu behalten. Dass die britische Regierung bereits davon spricht, ihr Land zur Steueroase zu machen, damit es attraktiv bleibt, zeigt nur, wie sehr sie sich in der Defensive befindet. BERICHT THERESA MAY MACHT BEI BREXIT TEMPO, TITELSEITE

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