Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Die Mausefalle“schnappt zu

- VON REGINA GOLDLÜCKE FOTO: PETER BOCKLAGE

In der Komödie an der Steinstraß­e feiert der Krimi-Klassiker von Agatha Christie eine überzeugen­de Premiere.

Um es gleich zu sagen: „Die Mausefalle“schnappt auch in Düsseldorf virtuos und überzeugen­d zu. Ein Klassiker, aber beileibe kein alter Hut. Jan Bodinus inszeniert­e das Kultstück von Agatha Christie für die „Komödie“, und er tat gut daran, es nicht zu modernisie­ren. Man hätte ihm sonst einen Teil seines Charmes ausgetrieb­en. So aber lebt anschaulic­h jene Zeit des „good old England“auf, in der es noch Telefone mit Schnüren gab, die man durchtrenn­en und somit den Kontakt zur Außenwelt komplett unterbrech­en konnte. Kein unerheblic­hes Detail für das mörderisch­e Treiben auf Monkswell Manor.

Das Bühnenbild zeigt einen gediegenen Salon mit Blümchenso­fa und Ahnenportr­äts an den Wänden. Schummrige Lichter flackern auf, der Wind heult ums Haus. Das Radio meldet heftige Schneefäll­e und einen Mord: Im 30 Meilen entfernten London wurde eine Frau erwürgt, der Täter ist flüchtig. Den verwinkelt­en Landsitz hat Mollie Ralston (Verena Wüstkamp) von ihrer Tante geerbt und soeben eine Pension eröffnet. Mit Ehemann Gilles (Armin Riahi) erwartet sie leicht nervös die ersten angemeldet­en Gäste. Verfroren trudeln sie nacheinand­er ein und klopfen sich den Schnee von der Kleidung: der schrullige Christophe­r Wren (Dustin Semmelrogg­e), die nörgelige Mrs. Boyle (Ute Stein), der forsche Major Metcalf (Volker Conradt) und die verhuschte Miss Casewell (Kerstin Bruhn). Überrasche­nd trifft noch ein Mann namens Paravicini ein (Sven Post mit der Attitüde von Pavarotti). Er kann nicht weiter, sein Rolls Royce hat sich im Schnee überschlag­en. „Der Gast, der aus der Kälte kam“, trompetet er bedeutungs­voll. Noch ist nichts passiert, und doch entsteht sofort eine eigentümli­che Spannung im Raum. Sie wird klug aufgebaut und auch gehalten, atmosphäri­sch noch verstärkt durch düster wabernde Musik.

Am nächsten Morgen ist das Haus vollkommen eingeschne­it. Da kün- digt sich per Anruf ein Sergeant an, weil eine Spur des Londoner Mordfalls nach Monkswell Manor führt. Bei dem Wort Polizei verfallen alle in Schockstar­re, als hätte jeder eine Sünde zu verbergen. Und in der Tat, ein Häufchen seltsamer Gestalten ist da versammelt, von der Schrecksch­raube Mrs. Boyle bis zum vermeintli­chen Architekte­n Christophe­r Wren, der die anderen durch sein diabolisch­es Grinsen und den Hang zu makabren Kinderreim­en verstört. Und hat der bisweilen launische Mann der liebenswür­digen Pensionswi­rtin wirklich eine reine Weste? Auf Skiern eilt Sergeant Trotter (Stefan Bockelmann) jedenfalls herbei, um die Gäste zu warnen. Doch seine Befürchtun­g wird schon bald wahr: Es gibt eine weitere Leiche. Auch dieses Opfer wurde erwürgt. Und alle wissen: Der Mörder ist unter uns. Jeder der Anwesenden hätte es sein können, und jeder macht sich irgendwann verdächtig.

Allmählich erhellt sich ein Gewirr aus nie überwunden­en Verfehlung­en und Albträumen aus der Kindheit. Der tragische Tod eines Jungen, der sich vor vielen Jahren ganz in der Nähe des Landsitzes ereigne- te, kommt ans Tageslicht. Ist der Mörder jetzt auf einem späten Rachezug, will er alte Schuld vergelten? Unterhalts­am und fesselnd spitzt sich die Handlung zu. Alle acht Schauspiel­er glänzen in ihren Rollen und bringen sie genau auf den Punkt.

Hochkonzen­triert verfolgen die Zuschauer bei der Premiere das verflixte Katz-und-Maus-Spiel. Bis hin zum dramatisch­en Show-down im Salon und der verblüffen­den Aufklärung. Der im besten Sinne packende Abend wurde mit reichlich Applaus quittiert. Der „Mausefalle“darf man in den kommenden Wochen die Aufmerksam­keit wünschen, die sie verdient. Etliche Vorstellun­gen sind bereits ausverkauf­t. Schön wäre es, wenn man sich auch in Düsseldorf an den Schluss-Appell des Ensembles halten würde, doch bitte nichts über den Täter auszuplaud­ern. „Wir wollen Sie herzlich bitten, das Geheimnis für sich zu behalten. Das kommende Publikum wird es Ihnen danken“, hieß es.

 ??  ?? Szene aus „Die Mausefalle“mit Kerstin Bruhn, Armin Riahi, Stefan Bockelmann, Verena Wüstkamp und Dustin Semmelrogg­e (v.l.). Das Stück von Agatha Christie feierte nun in der Komödie Premiere.
Szene aus „Die Mausefalle“mit Kerstin Bruhn, Armin Riahi, Stefan Bockelmann, Verena Wüstkamp und Dustin Semmelrogg­e (v.l.). Das Stück von Agatha Christie feierte nun in der Komödie Premiere.

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