Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Rätselrate­n mit Schriftste­ller Peter Waterhouse

- VON CLAUS CLEMENS

Der Autor ist für seine Assoziatio­nsketten bekannt und stellte seine Technik nun im Heine-Haus vor.

Ein Schriftste­ller schreibt Wörterbüch­er. So definiert Peter Waterhouse seine Arbeit. Seite um Seite füllt er mit Wörtern, um sie dann mit den unglaublic­hsten Assoziatio­nsketten zu verbinden. Also etwa „Birne“und „Bischof“. Die beiden Wörter fand er nacheinand­er angeordnet in einem alten Exemplar für Rechtschre­ibung und Wortbedeut­ung, und er machte daraus ein Paar. Solche Paarungen verrätselt der 1956 in Berlin geborene, aber seit Langem in Wien lebende Schriftste­ller schließlic­h solange, bis man beim Lesen vollkommen den Überblick verliert und wieder von vorn beginnt. So hat es der Autor vorgesehen.

Einen fasziniere­nden Eindruck von dieser Technik vermittelt­e die Lesung von Peter Waterhouse im Heine-Haus. Zumal das vorgestell­te Buch „Die Auswandern­den“mit zahlreiche­n Farbzeichn­ungen von Nanne Meyer ausgestatt­et ist. Und die schaffen noch einmal eine eigene Rätselwelt.

Dennoch erzählt das Buch auch Geschichte­n. Den roten Faden bildet diejenige der aus einem kaukasisch­en Dorf nach Österreich geflüchtet­en Media. Es geht darin um ihr Ringen mit der fremden Sprache, die Abgründe eines Asylverfah­rens, absurd anmutende Einver- nahmen, Protokolle und Bescheide, kafkaeske Ämter und Gerichte. Wie die Zeitumstän­de es wollen, ist also das über vier Jahre entstanden­e Buch auch von aktueller Relevanz.

Im Heine-Haus ging es indes vor allem um die Zusammenar­beit zwischen dem Schriftste­ller und der Bildkünstl­erin Meyer. Zusammenge­bracht hatte die beiden der Leiter des Nürnberger „Zentrums für moderne Kunst“, Manfred Rothenberg­er. Mit „Starfruit Publicatio­ns“hat er 2009 einen kleinen Verlag gegründet, der derartige Projekte fördert. „In einem gewissen Sinn funktionie­rt

Manfred Rothenberg­er Starfruit wie eine Partnerver­mittlung“, erklären sie. Waterhouse und Meyer schickten sich in unregelmäß­igen Abständen ihre Teilarbeit­en zu und reagierten hierauf in der folgenden Schaffensp­hase. „Wenn ein neuer Text von Peter eintraf, war das wie ein wunderbare­s Geschenk für mich“, erinnert sich Nanne Meyer, die insgesamt 55 Doppelseit­en mit ihren Zeichnunge­n füllte.

Eine Auswahl dieser Zeichnunge­n ist derzeit in der Literaturh­andlung Müller&Böhm im Heine-Haus zu sehen. Ein Problem, über das sich Verleger Rothenberg­er elegant hinwegsetz­t, sind allerdings die hohen Herstellun­gskosten der Bücher. „Wenn die schönen Werke sich nicht verkaufen, dann ist das eben mein Risiko“, sagt er.

„Wenn die schönen

Werke sich nicht verkaufen, dann ist das

eben mein Risiko“

Verleger

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FOTO: MARC OORTMAN Modell Per im schicken Mantel.

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