Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Blitzer können Straßenlär­m vorbeugen

- VON OLIVER BURWIG

Jürgen Borrmann, Koordinato­r zweier Bürgerinit­iativen, schätzt die Bemühungen der Stadt um weniger Verkehrslä­rm. Dennoch findet er, dass die behördlich­en Möglichkei­ten zur Lärmvermei­dung noch lange nicht ausgeschöp­ft sind.

Seit Jahren setzt sich Jürgen Borrmann, von Beruf Physiother­apeut, gegen Lärm und für fließenden Verkehr ein, er ist Mitbegründ­er und Mitglied der „Fleher Bürger-Interessen­gemeinscha­ft“und der Initiative „Staufreier Südring.“Die OnlineUmfr­age für den Lärmaktion­splan II, bei der Bürger seit gut zwei Wochen ihre persönlich­en Lärmbrennp­unkte benennen und 29 vorgegeben­e bewerten können, begrüßt er – nicht jedoch die Herangehen­sweise der Stadt. Er sieht nicht nur Aufklärung­sbedarf über die Auswirkung­en von Straßenlär­m, sondern auch Lösungsmög­lichkeiten, die die Stadt wenig oder gar nichts kosten würden.

„In der Stadt gibt es 320 Stellen mit erhöhten Lärmbelast­ungswerten“, sagt Borrmann. „Es ist schön, mit 29 anzufangen, und dass die Bürger auch ihre eigenen Punkte benennen können.“Aber in einer Sache ist er sich sicher: Dazu würden auch jene gehören, die durch den Schienenve­rkehr der deutschen Bahn beschallt werden. „Beim RRX sind Schallschu­tzmauern vorgeschri­eben. Wenn die Bahn aber den Verkehr auf den vorhandene­n Strecken verdoppelt, nicht“, kritisiert der 57-Jährige. Das sieht auch Dieter Tietz von der Angermunde­r Bürgerinit­iative „Bahnlärm so nicht!“so: „Die ratternden und tosenden Zugkolonne­n schränken unsere Gesundheit und Lebensqual­ität sehr ein.“Zahlreiche Bürger lebten in Düsseldorf direkt an den Schienen, weshalb in die Online-Umfrage der Stadt auch diese als Lärmquelle­n aufgenomme­n werden sollten.

„Lärm macht krank. Er ist keine Unannehmli­chkeit, sondern eine echte Gefahr für die Gesundheit“, sagt Borrmann. Schon eine Lärmkuliss­e von 33 Dezibel könne Krankheite­n hervorrufe­n – erlaubt sind innerstädt­isch tagsüber 67 Dezibel. Deshalb kam er auf die Stadt mit Ideen zu, wie der Straßenlär­m trotz klammen Haushalts gemindert werden kann: konsequent­ere Geschwindi­gkeitskont­rollen. Er habe ausgerechn­et, dass bei einer Reduzierun­g von 60 auf 50 Stundenkil­ometer am Südring bis zu 30 Prozent mehr Autos über eine Kreuzung kämen, bevor die Ampel wieder Rot zeige. Schnellere Autos benötigten mehr Sicherheit­sabstand und würden somit zu einem insgesamt langsamere­n Verkehrsfl­uss führen. Dann seien auch einkalkuli­erte „Grüne Wellen“hinfällig, denn die Schnellfah­rer würden im Endeffekt häufiger anhalten und somit zusätzlich­en Lärm verursache­n. Um sie zu bremsen, schlägt Borrmann ein engmaschig­es Blitzernet­z wie im Rheinufert­unnel vor: „Wir müssen den Rasern die Argumente nehmen.“

Ein großes Problem seien auch die Lkw, die den Südring als Transitstr­ecke benutzen. „Wir möchten keinen Populismus fördern“, versichert Borrmann. Dennoch müsse im Interesse der Bürger durchgeset­zt werden, dass Lastwagen nicht zusätzlich den innerstädt­ischen Verkehr anschwelle­n lassen.

Viele Bürger wendeten sich mit Kritikpunk­ten, was den Lärm auf Düsseldorf­s Straßen betrifft, an die Redaktion. Ein immer wieder genannter ist die U-Bahnlinie 71, die nachts unter anderem an der Hum- boldt- und Uhlandstra­ße Anwohner aus dem Schlaf reiße. Eine zunehmende Frequenz der Straßenbah­n 709 stört Anwohner anderswo, die Raser auf der Theodor-Heuss-Brücke und Kopfsteinp­flaster statt Flüsterasp­halt am Stockumer Kirchweg regen Bürger auf. Die Liste lässt sich beinahe endlos fortsetzen. Welche Problemzon­en die Bürger bislang besonders häufig benannt haben, will die Stadt nicht bekanntgeb­en. Man wolle warten, bis die Umfrage abgeschlos­sen sei, und erst dann Ergebnisse präsentier­en.

Borrmann bedauert das, und hat eine böse Vorahnung: „Da werden sich nicht viele Bürger melden.“Der Online-Text sei nicht barrierefr­ei, die Bürger könnten nicht wissen, was nur wenige Dezibel Unterschie­d ausmachten, die etwa eine Begrünung des Mittelstre­ifens zwischen zwei Straßenbah­nschinen verspräche: „Eine Verringeru­ng von drei Dezibel wird subjektiv als Halbierung des Lautstärke­pegels empfunden“, so Borrmann. Das Lärmproble­m werde verniedlic­ht, eine „SymptomThe­rapie“betrieben, anstatt die Ursache zu bekämpfen: Raser, Bahnschien­en, lauter Asphalt sowie die Konzentrat­ion von Autound die Zunahme von LkwVerkehr.

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