Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Blitzer können Straßenlärm vorbeugen
Jürgen Borrmann, Koordinator zweier Bürgerinitiativen, schätzt die Bemühungen der Stadt um weniger Verkehrslärm. Dennoch findet er, dass die behördlichen Möglichkeiten zur Lärmvermeidung noch lange nicht ausgeschöpft sind.
Seit Jahren setzt sich Jürgen Borrmann, von Beruf Physiotherapeut, gegen Lärm und für fließenden Verkehr ein, er ist Mitbegründer und Mitglied der „Fleher Bürger-Interessengemeinschaft“und der Initiative „Staufreier Südring.“Die OnlineUmfrage für den Lärmaktionsplan II, bei der Bürger seit gut zwei Wochen ihre persönlichen Lärmbrennpunkte benennen und 29 vorgegebene bewerten können, begrüßt er – nicht jedoch die Herangehensweise der Stadt. Er sieht nicht nur Aufklärungsbedarf über die Auswirkungen von Straßenlärm, sondern auch Lösungsmöglichkeiten, die die Stadt wenig oder gar nichts kosten würden.
„In der Stadt gibt es 320 Stellen mit erhöhten Lärmbelastungswerten“, sagt Borrmann. „Es ist schön, mit 29 anzufangen, und dass die Bürger auch ihre eigenen Punkte benennen können.“Aber in einer Sache ist er sich sicher: Dazu würden auch jene gehören, die durch den Schienenverkehr der deutschen Bahn beschallt werden. „Beim RRX sind Schallschutzmauern vorgeschrieben. Wenn die Bahn aber den Verkehr auf den vorhandenen Strecken verdoppelt, nicht“, kritisiert der 57-Jährige. Das sieht auch Dieter Tietz von der Angermunder Bürgerinitiative „Bahnlärm so nicht!“so: „Die ratternden und tosenden Zugkolonnen schränken unsere Gesundheit und Lebensqualität sehr ein.“Zahlreiche Bürger lebten in Düsseldorf direkt an den Schienen, weshalb in die Online-Umfrage der Stadt auch diese als Lärmquellen aufgenommen werden sollten.
„Lärm macht krank. Er ist keine Unannehmlichkeit, sondern eine echte Gefahr für die Gesundheit“, sagt Borrmann. Schon eine Lärmkulisse von 33 Dezibel könne Krankheiten hervorrufen – erlaubt sind innerstädtisch tagsüber 67 Dezibel. Deshalb kam er auf die Stadt mit Ideen zu, wie der Straßenlärm trotz klammen Haushalts gemindert werden kann: konsequentere Geschwindigkeitskontrollen. Er habe ausgerechnet, dass bei einer Reduzierung von 60 auf 50 Stundenkilometer am Südring bis zu 30 Prozent mehr Autos über eine Kreuzung kämen, bevor die Ampel wieder Rot zeige. Schnellere Autos benötigten mehr Sicherheitsabstand und würden somit zu einem insgesamt langsameren Verkehrsfluss führen. Dann seien auch einkalkulierte „Grüne Wellen“hinfällig, denn die Schnellfahrer würden im Endeffekt häufiger anhalten und somit zusätzlichen Lärm verursachen. Um sie zu bremsen, schlägt Borrmann ein engmaschiges Blitzernetz wie im Rheinufertunnel vor: „Wir müssen den Rasern die Argumente nehmen.“
Ein großes Problem seien auch die Lkw, die den Südring als Transitstrecke benutzen. „Wir möchten keinen Populismus fördern“, versichert Borrmann. Dennoch müsse im Interesse der Bürger durchgesetzt werden, dass Lastwagen nicht zusätzlich den innerstädtischen Verkehr anschwellen lassen.
Viele Bürger wendeten sich mit Kritikpunkten, was den Lärm auf Düsseldorfs Straßen betrifft, an die Redaktion. Ein immer wieder genannter ist die U-Bahnlinie 71, die nachts unter anderem an der Hum- boldt- und Uhlandstraße Anwohner aus dem Schlaf reiße. Eine zunehmende Frequenz der Straßenbahn 709 stört Anwohner anderswo, die Raser auf der Theodor-Heuss-Brücke und Kopfsteinpflaster statt Flüsterasphalt am Stockumer Kirchweg regen Bürger auf. Die Liste lässt sich beinahe endlos fortsetzen. Welche Problemzonen die Bürger bislang besonders häufig benannt haben, will die Stadt nicht bekanntgeben. Man wolle warten, bis die Umfrage abgeschlossen sei, und erst dann Ergebnisse präsentieren.
Borrmann bedauert das, und hat eine böse Vorahnung: „Da werden sich nicht viele Bürger melden.“Der Online-Text sei nicht barrierefrei, die Bürger könnten nicht wissen, was nur wenige Dezibel Unterschied ausmachten, die etwa eine Begrünung des Mittelstreifens zwischen zwei Straßenbahnschinen verspräche: „Eine Verringerung von drei Dezibel wird subjektiv als Halbierung des Lautstärkepegels empfunden“, so Borrmann. Das Lärmproblem werde verniedlicht, eine „SymptomTherapie“betrieben, anstatt die Ursache zu bekämpfen: Raser, Bahnschienen, lauter Asphalt sowie die Konzentration von Autound die Zunahme von LkwVerkehr.