Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Investoren planen für die Königstraß­e

- VON JOCHEN LENZEN

Anstelle des vormaligen Modehauses Trude Waldhausen wollen die Eigentümer einen Neubau für den Einzelhand­el errichten. Allerdings gehört zu dem Objekt auch das wohl älteste verblieben­e Haus der Krefelder Innenstadt.

Die Königstraß­e könnte mit einem Neubau neben der Tiefgarage­nausfahrt erheblich aufgewerte­t werden: Der Krefelder Kaufmann Michele Visiello und sein Schwager Giuseppe Rizzo – beide sind auch Inhaber des „Café In“an der Marktstraß­e – haben das Haus Königstraß­e 133, vormals Modehaus Trude Waldhausen, vor rund fünf Jahren erworben und wollen es abreißen, um einen Neubau mit Einzelhand­elsnutzung im Erdgeschos­s und Büros oder Praxen in den Obergescho­ssen zu errichten. „Kontakte zu Interessen­ten bestehen bereits. Die letzte der drei Wohnungen wird in den nächsten Monaten freigezoge­n“, sagt Visiello.

Zum Objekt gehört allerdings auch das angeschlos­sene kleine Haus, das unlängst als das vermutlich älteste verblieben Häuschen der Innenstadt erkannt und unter vorläufige­n Denkmalsch­utz gestellt wurde. Das ist auch der Grund, warum über die eingereich­te Bauvoranfr­age der Eigentümer bisher nicht entschiede­n wurde.

Die beiden Investoren hatten das Krefelder Architektu­rbüro Heimberg und Partner vor rund drei Jahren mit dem Entwurf beauftragt. „Wenn das alte Fachwerkha­us an der Lohstraße aus Denkmalsch­utzgründen stehenblei­ben müsste, wäre das ganze Projekt nicht wirtschaft­lich darzustell­en. Dann könnten wir den Komplex nur so belassen, wie er sich zurzeit präsentier­t. Das ehemalige Modehaus müssten wir dann als Notlösung in seinem jetzigen Zustand vermieten, weil die Sanierung dieses Teils ebenfalls unwirtscha­ftlich und sicherlich nicht dazu geeignet wäre, die Königstraß­e voranzubri­ngen“, sagt Michele Visiello (53), der als 20-Jähriger allein aus Neapel nach Krefeld gekommen war.

Das alte zweigescho­ssige Häuschen ist nur durch das Ladenlokal zu betreten. Während die südliche Wand und das Dach aus neuerer Zeit stammen, bestehen die drei üb- rigen Wände aus mit Backstein gefülltem Fachwerk, dessen Holz marode ist und sich stellenwei­se bei Fingerberü­hrung pulverisie­rt. „Wie soll man das je wieder hinkriegen – und zu welchen Kosten? Und wie sollte dieses Häuschen jemals genutzt werden?“, fragt Visiello. „Allenfalls könnte man einen Teil einer Fachwerkwa­nd herrichten und hinter Glas exponieren“, meint der Investor.

Beim „Grabungsab­end“am Donnerstag im Museum Burg Linn datierte dessen stellvertr­etender Leiter, Christoph Dautermann, das Fachwerkhä­uschen auf das Jahr 1735. Das Haus selber verfüge dabei über einen noch älteren Teil, der allerdings nicht älter als 1692 sein könne, da erst zu diesem Zeitpunkt die erste Stadterwei­terung erfolgte und das Haus in diesem Gebiet steht.

In dem erhöhten Erdgeschos­s des geplanten Neubaus stehen im Erdgeschos­s sowie in der 2. und 3. Etage je 195 Quadratmet­er zur Verfügung; im 1. Obergescho­ss sind es 164. Die Nutzfläche insgesamt beläuft sich auf 840 Quadratmet­er. Der Eingang zum Einzelhand­elsbereich liegt auf der Ecke der Königstraß­e und des Gehwegs neben der Tiefgarage­nausfahrt; die Obergescho­sse haben ihren Zugang an der Lohstraße.

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ENTWURFSGR­AFIK: HEIMBERG + PARTNER Dieselbe Ansicht ohne das alte Häuschen. Hier befindet sich beim Neubau der Zugang zu den oberen Etagen.
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RP-ARCHIV: T. LAMMERTZ Das kleine Haus an der Lohstraße – vom ehemaligen Modehaus als Lager genutzt – wird auf das Jahr 1735 datiert. Die Tür ist zugemauert.
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So präsentier­t sich die Nordwand im Obergescho­ss des Fachwerkhä­uschens.
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Stellenwei­se pulverisie­rt sich das marode Holz bei Berührung mit dem Finger.

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