Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
ANALYSE 2012
bekam NRW eine neue Schulform, in der Kinder länger gemeinsam lernen. Ministerin Löhrmann pries sie als Zukunftsmodell. Inzwischen sinken die Anmeldezahlen auf breiter Front – der Hoffnungsträger wird zum Sorgenkind.
2016 kaum Neugründungen, aber mehr Umwandlungen: „In Konkurrenz zu Gesamtschulen werden Sekundarschulen nur in Ausnahmefällen überleben.“
Auch Yvonne Gebauer, die schulpolitische Sprecherin der FDP, wird deutlich: „Wenn sich die Tendenz so fortsetzt, besteht die Gefahr, dass diese Schulform schon nach wenigen Jahren zum Auslaufmodell wird.“Sie plädiert für Flexibilität: „Wir wollen die Fortführungsgrößen für alle weiterführenden Schulformen senken, weil wir ein vielfältiges Schulangebot sichern müssen.“
Bei der CDU, wiewohl ebenfalls Opposition, hält man sich mit Kritik zurück – schließlich trug und trägt man den Schulfrieden mit. Und der sieht vor, dass Strukturfragen bis 2023 ruhen. „Manchmal hakt es bei den Sekundarschulen noch, wenn die Kommunen in Konkurrenz stehen“, räumt Gebauers CDU-Kollege Klaus Kaiser ein; „manche Eltern“zögen Gesamtschulen vor. Lösungen mit nur zwei Eingangsklassen, also 40 Fünftklässlern, kann er sich vorstellen. Gymnasiale Standards, wie sie das Gesetz für die Sekundarschule vorsieht, seien dann nicht mehr möglich, weil die Schülerzahl nicht reiche, sagt Gebauer voraus. Der absurde Effekt hieße dann: Schule gerettet, Inhalte entkernt. Im Ministerium hält man sich zur Flexibilisierung bedeckt – die Schulträger hätten schon große Spielräume.
Mehr Flexibilität wünscht sich auch Bürgermeister Ahls, der um seine Sekundarschule fürchtet. Er schlägt noch einen anderen Weg vor: nicht die Fünftklässler-Zahlen anzusetzen, sondern die der Siebtklässler. „Ab Klasse 7 sind die Sekundarschulen wegen der Rückläufer von anderen Schulformen häufig voll oder überfüllt“, sagt Ahls – und erst in Klasse 7 beginnt die Differenzierung nach Leistung oder Bildungsgängen. Erst dann, so lautet die Argumentation, ist auch organisatorisch eine gewisse Größe notwendig. „Interessant“, sagt CDU-Experte Kaiser dazu.
Im Mai wird gewählt. Aufgabe der nächsten Landesregierung wird es nicht nur sein, das Gymnasium neu zu ordnen. Sie muss sich auch neu Gedanken über die Sekundarschulen machen.