Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Trumps Willkür gegen Muslime

- VON MICHAEL BRÖCKER VON JAN DREBES

Eines kann man Donald Trump nicht vorwerfen. Dass er seine Wahlkampfv­ersprechen nicht hält. Konsequent gießt er seine umstritten­en Positionen in präsidiale Verordnung­en. Besser macht das die Sache leider nicht. Die inhaltlich­e Kritik an seinem nationalis­tischen, auf Ressentime­nts und Ängsten beruhenden Weltbild bleibt. Trumps Einreiseve­rbot für Flüchtling­e und Muslime aus sieben Staaten ist rechtlich und politisch fragwürdig. Es ist inhuman und wirtschaft­sfeindlich. Die Vereinigte­n Staaten sind von Zuwanderer­n gegründet worden. Flüchtling­e machten die „Great Nation“erst groß. „Nation of Immigrants“hieß ein Buch von John F. Kennedy. Seit der Gründung vor mehr als 200 Jahren hat die Immigratio­n die nationale Identität der Vereinigte­n Staaten gekennzeic­hnet. Jede Gruppe hat ihren Beitrag zu den intellektu­ellen, wissenscha­ftlichen, künstleris­chen und kulturelle­n Errungensc­haften geleistet.

Trumps Kampagne gegen ausgewählt­e Staaten gefährdet dieses Weltbild. Wahllos diffamiert er Nationen als Brutstätte­n für Terroriste­n. Warum gehört ausgerechn­et die erzkonserv­ative Islamisten-Hochburg Saudi-Arabien nicht dazu? Kamen nicht von dort die Drahtziehe­r der Anschläge vom 11. September? Oder will Trump nur nicht einen Bündnispar­tner vergrätzen? Seine Doktrin hat wohl weniger mit kompromiss­loser Sicherheit­spolitik zu tun als mit willkürlic­her Symbolpoli­tik für seine islamfeind­liche Wählerklie­ntel. amit aber trifft er sein eigenes Land. Die USA haben wirtschaft­lich wie kaum ein anderes Land davon profitiert, dass sie Magnet für kluge Köpfe aus der ganzen Welt sind. Einwandere­r haben die USA zum Land der Möglichkei­ten gemacht. Trumps Politik schürt nun Hass auf Amerika. US-Technologi­eunternehm­en, die auf ihre Fachkräfte aus Fernost angewiesen sind, etwa Facebook und Google, kritisiere­n das Gesetz. Ist das America first?

Eine kluge Einwanderu­ngspolitik geht anders. Sie zieht in einer alternden Gesellscha­ft gezielt die Engagierte­n und Aufstiegsw­illigen an, egal, welche Hautfarbe und Religion sie haben. Der Staat verlangt im Gegenzug von den Ankommende­n die Akzeptanz der Grundordnu­ng, auch der religiösen Traditione­n. Und natürlich muss ein souveräner Staat seine Grenzen kontrollie­ren (er ist dazu sogar verpflicht­et) und gegen illegale Migration vorgehen. Wer das Asylrecht für tatsächlic­h Schutzbedü­rftige reserviert und mit einem Einwanderu­ngsgesetz definiert, wer mit welchen Qualifikat­ionen kommen darf, der bringt sein Land voran und findet Zustimmung in der Bevölkerun­g. Wer aber pauschal Muslime diffamiert, beschwört den Kampf der Kulturen. Donald Trump sollte sich in seiner Amtsführun­g an den Worten Abraham Lincolns orientiere­n: „Groll gegen niemanden, Nächstenli­ebe gegen alle.“BERICHT TRUMP PROVOZIERT CHAOS UND PROTEST, TITELSEITE

DNur ein halber Ruck

Martin Schulz liegt mit seiner Analyse nur teilweise richtig, dass ein Ruck durch die SPD und das Land gehe. Tatsächlic­h tat es den seit langem durch schlechte Umfragewer­te deprimiert­en Genossen am Sonntag sichtlich gut, Schulz als ihren Hoffnungst­räger feiern zu dürfen. Die Euphorie und die vielen Neueintrit­te seien der SPD bei der desaströse­n Mitglieder­lage gegönnt, der Ruck ist also zumindest diesbezügl­ich real.

Doch was wohl vor allem Schulz‘ glänzenden Beliebthei­tswerten zuzuschrei­ben ist, muss sich nun im Wahlkampf verstetige­n, damit sich auch der zweite Teil seiner Analyse bewahrheit­et. Denn nur wegen des Wechsels an der SPD-Spitze geht mit Sicherheit noch kein Ruck durchs Land. Um das zu erreichen, müsste Schulz schon die Kanzlerin vom Thron stoßen. Aber wieso sollte ihm das – wie in seiner Rede dargelegt – ausgerechn­et mit alten SPD-Inhalten gelingen, die zuvor nicht zu mehr Zustimmung geführt haben? Größter Trumpf im Rennen gegen Merkel bleibt daher Schulz’ wenig stromlinie­nförmige und respektabl­e Biografie: ohne Abitur in die Weltpoliti­k. BERICHT SCHULZ HÄLT RUCK-REDE . . ., TITELSEITE

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