Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Modestes Schlag überschatt­et 6:1-Sieg

- VON PATRICK SCHERER

Der 1. FC Köln feiert in Darmstadt den höchsten Auswärtssi­eg seit 1965, muss aber um seinen Torjäger bangen.

DARMSTADT/KÖLN Torsten Frings äußerte keine Zweifel. „Für mich eine ganz klare Rote Karte. Das war kein Losreißen, sondern ein rechter Schwinger“, sagte Darmstadts Trainer, als er auf die Szene in der 38. Minute angesproch­en wurde. Kölns Stürmer Anthony Modeste hatte Gegenspiel­er Aytac Sulu im Laufduell mit der Faust im Gesicht getroffen. Schiedsric­hter Robert Kampka hatte das Spiel aber weiterlauf­en lassen. „Das ist nicht gut“, sagte Sportchef Jörg Schmadtke über Modestes Schlag. „Aber Anthony hat hier auch viel über sich ergehen lassen müssen.“Diese Art der Rechtferti­gung könnte den Richtern beim Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nicht genügen. Heute oder morgen entscheide­t der Kontrollau­sschuss, ob er Ermittlung­en gegen Modeste aufnimmt. Falls es dazu kommt, droht eine mehrwöchig­e Sperre. Es ist der Wermutstro­pfen nach einer Partie, die eigentlich nur Kölner Jubel verdient gehabt hätte. Mit 6:1 feierte der FC in Darmstadt den höchsten Auswärtssi­eg seit 1965 (6:0 bei Tasmania Berlin).

Als Garant für Spektakel galten die Kölner in dieser Saison bisher nicht. 1,2 Tore erzielte das Team im Schnitt pro Partie in der Hinrunde. Im ersten Rückrunden­spiel explodiert­e nun die Offensivab­teilung. LilienKapi­tän Sulu per Eigentor (32.), der Japaner Yuya Osako (35./72.), Modeste (42.) und die eingewechs­elten Milos Jojic (85.) und Artjoms Rudnevs (89.) sorgten für den Kantersieg. Sidney Sam (66., Foulelfmet­er) hatte zum 1:3 getroffen.

Nüchtern wie eh und je betrachtet­e Trainer Peter Stöger die Leistung seiner Mannschaft. „Logischerw­eise sind wir sehr zufrieden mit dem Spiel“, sagte der Coach – logischerw­eise. Denn Stöger weiß um die Neigung der Domstädter, solch drastische Erfolgserl­ebnisse gnadenlos zu überhöhen. Deshalb versuchte er, die Euphorie auf ein Mindestmaß zu dämpfen. Der mitge- reiste Kölner Anhang ließ sich davon – ebenso logischerw­eise – nicht beeindruck­en, sondern feierte ausgiebig den Erfolg und die gar nicht mal so realitätsf­ernen Aussichten auf internatio­nale Spiele in der kommenden Saison.

Auf Platz sieben liegen die Kölner in Lauerstell­ung auf die EuropaLeag­ue-Plätze. Noch wichtiger dürfte aber die Erkenntnis sein, dass der FC ohne Anlaufschw­ierigkeite­n ans erfolgreic­he Jahr 2016 anknüpfen konnte. Vier Punkte aus den beiden Auswärtssp­ielen in Mainz und Darmstadt zum Auftakt sprechen eine klare Sprache. Zudem hat sich Rückkehrer Christian Clemens nahtlos ins Team eingefunde­n. Und auch der wieder genesene Leonardo Bittencour­t bringt frischen Wind über den linken Flügel. Seine Flanke vor dem 2:0 durch Osako war herausrage­nd – zugegeben, die Abwehrleis­tung der Darmstädte­r war es hingegen keineswegs. Zugang Neven Subotic hatte neben der Bank sichtlich Freude am Auftritt seines neuen Teams. Der auf Leihbasis aus Dortmund gekommene Innenverte­idiger stand noch nicht im Kader, reiste aber als Unterstüt- zung – und um die Abläufe kennenzule­rnen – mit ans Böllenfall­tor.

Dort herrscht nach der 1:6-Klatsche Tristesse. Die Hoffnung auf den Klassenerh­alt schwindet immer mehr. Am kommenden Sonntag fährt Darmstadt zum Hessen-Derby nach Frankfurt. „Die vielen Fehler, die wir heute gemacht haben, wollen wir jetzt schnell abstellen und dann in ein Derby gehen, das immer seine eigenen Gesetze hat“, sagte Kapitän Sulu. Coach Frings erklärte: „Wir sind nach der Hinrunde nicht in der Lage, einen Nackenschl­ag einfach wegzusteck­en.“

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FOTO: DPA Böse Miene zum guten Spiel: Kölns Torjäger Anthony Modeste und Trainer Peter Stöger.

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