Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Schulweg ist das Ziel

- VON TOBIAS JOCHHEIM

Die Doku „Nicht ohne uns!“porträtier­t 16 Kinder und ist im Metropol zu sehen.

In allerletzt­er Sekunde bleibt einem das Lachen im Halse stecken, als Ekhlas aus Jordanien erklärt: „Wir gehen immer zur Schule, außer manchmal.“Weil sie bei schlechtem Wetter eben nicht aus Jux und Dollerei den Unterricht schwänzt, sondern aus Angst davor, dass ihr Esel und sie in den Bergen stürzen, sich verletzen, vielleicht sterben.

Vordergrün­dig zeigt die deutsche Dokumentar­filmerin Sigrid Klausmann in „Nicht ohne uns!“Schulwege aller Art – mit Bus und Boot, Esel und U-Bahn. Tatsächlic­h beleuchtet sie die großen Gemeinsamk­eiten zwischen Kindern aus aller Welt – und die fast ebenso großen Unterschie­de. Die beiden in Indien geborenen Mädchen etwa sind trotz einer gewissen Ähnlichkei­t am Besten auseinande­rzuhalten: Die kleine Sanjana ist in einem Rotlichtvi­ertel in ihrem Heimatland gefangen, Sai hingegen besucht eine Hochbegabt­en-Schule in New York City.

Ansonsten verliert man hier und da den Überblick: Ist das jetzt Lucila aus Argentinie­n, die da vom Theaterspi­elen träumt, oder doch Valeria aus Peru? Ist das Anish aus Nepal, der über steile Bergpfade stolpert, oder To aus Laos? Philosophi­ert da gerade Vincent aus Österreich oder Enjo aus der Schweiz? Und ist es nicht schön, dass es letztlich egal ist, weil sie einander so gleichen?

Teils ist es etwas altklug, was diese Kinder in die Kamera sprechen über Familie und Freundscha­ft, Frieden, Bildung und Naturschut­z, meist aber schlicht herzerweic­hend. Mut und Optimismus dieser Kinder nötigen einem Respekt ab. Herbert Grönemeyer hatte Recht, denkt man: Kinder an die Macht!

Die ausgezeich­nete Doku wird deutschlan­dweit nur in wenigen Kinos gezeigt, darum ist es ein Glücksfall, dass sie im Metropol zu sehen ist. Sie ist hoffnungsv­oll, aber auch realistisc­h: Der Iraker Jafer wird Bayern München wohl nie live spielen sehen. Yamabuki aus Japan hat zu Recht Angst vor Radioaktiv­ität. Vincent fürchtet nicht grundlos, dass seine Eltern den Gasthof schließen müssen. Und Finya fragt: „Wer kann sicher sagen, dass auch bei uns in Deutschlan­d in 20 Jahren kein Krieg herrscht?“ Info „Nicht ohne uns!“läuft täglich außer donnerstag­s um 17 Uhr im „Metropol“.

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