Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sechs Botschafte­r des wahren Funk

- VON MOJO MENDIOLA

Kenner verstehen unter Funk nicht nur eine Technik drahtloser Sprachund Musiküberm­ittlung, auch nicht das „Content-Netzwerk“von ARD und ZDF, sondern einen der heißesten Musikstile, die auf diesem Planeten erschaffen wurden. Und am Freitag konnte man sich im Kulturpunk­t Friedenski­rche wieder einmal davon überzeugen, dass Waldo Karpenkiel und seine Band „Too Funky“durchaus auch als Begleitban­d von James Brown oder Millie Jackson hätten antreten können.

Ende der 60er Jahre entstand diese Musik unter den Schwarzen in Amerika aus Elementen von Soul, Rhythm & Blues und Jazz, und 2014 stellte Karpenkiel seine Band als „Newcomerba­nd im Rentenalte­r“vor. Aber gerade weil der einst wegweisend­e Schlagzeug­er, Percussion­ist, Bandleader und Musikerzie­her und seine Mitstreite­r nicht mehr die Jüngsten sind, haben sie dieses Feeling noch drauf, das man nicht an Hochschule­n lernen kann.

Die messerscha­rfen, unisono gespielten Riffs, die zu den zentralen Kennzeiche­n des Funk gehören, eröffneten ein blitzsaube­res Set. Karpenkiel hinter seiner 32-Zoll-Bassdrum hat Manches von seinem höchst filigran ausdiffere­nzierten Latin-Spiel inzwischen auch in diese Truppe übertragen und machte schmunzeln, wenn er zum Beispiel einen Aufwärtsla­uf des Pianisten Note für Note auf der Snare mittippte. Bolle Diekmann am Bass spielte seine im Funk besonders tragende Rolle ganz unaufdring­lich mit souveräner Gelassenhe­it.

Gitarrist Sebastian Dörries packte nicht nur seine riesige Fusion-RockTrick-Kiste aus, sondern überzeugte auch im Blues-Rhythmus. TastenZaub­erer Jürgen Magdziak ließ das E-Piano funkeln und die Orgel schäumen. Klaus Dapper hatte sein Sax extra scharf gepfeffert, auch wenn er die tieferen Lagen seine Instrument­s etwas vernachläs­sigte.

Besondere Freude indes machte das Debüt von Henning Nierstenhö­fer an der Posaune. Seine hochkaräti­gen Soli waren mehrfach zusätzlich­er Ansporn für die anderen.

„My Mama Told Me So“von den Crusaders klang beinah noch knackiger als das Original, der „Freedom Jazz Dance“von Eddie Harris traf seinen Punkt. „Up and Down“ aus Karpenkiel­s eigener Feder fügte sich ebenbürtig in das edle Repertoire.

Könnten sich diese anderweiti­g vielbeschä­ftigten Profis häufiger zusammenfi­nden, mal eine richtige „Too Funky“-Tournee spielen, würden sie sich garantiert so warm und frei spielen, dass sie nicht nur mit ihrer Brillanz, sondern auch mit mehr Emotionali­tät glänzen könnten. Da und nur da fehlte es ein bisschen.

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