Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kreutzers Willensstä­rke beflügelt

- VON THOMAS SCHULZE

Nach viermonati­ger Verletzung­spause feiert der 37-Jährige sein Comeback und feiert zwei Heimsiege, die die Hoffnung der DEG auf Platz zehn nähren. Der Kapitän entscheide­t nicht das Spiel, reißt aber seine Mitspieler mit.

Daniel Kreutzer hat sportlich alles erreicht, was möglich war – fast. Er ist 37 Jahre alt, hat 201 Länderspie­le absolviert, 1056 mal in der Deutschen Eishockey Liga gespielt, deren Rekordscor­er er mit 791 Punkten ist. Nur deutscher Meister ist er noch nie geworden. Warum nicht, das zeigte sich auch unmittelba­r nach dem 2:0-Sieg der DEG gegen Wolfsburg. Da kamen die Spieler mit ihren Kindern auf das Eis, wo sie von den Fans gefeiert wurden. Kreutzers Töchter Fee und Liz trugen dabei die blau-weiße Karnevalsu­niform eines Tanzmariec­hens.

Kreutzer hätte auch Meister werden können – in Mannheim oder München. Aber er ist Düsseldorf­er durch und durch, war einst Kinderprin­z, hat die Landeshaup­tstadt nur zu Beginn seiner Karriere kurz verlassen und in Oberhausen und Kassel gespielt. Weil die DEG ihre achte und bis heute letzte Meistersch­aft aber 1996 gefeiert hat, blieb ihm der Titel bislang versagt. Daniel Kreutzer hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass der Titelgewin­n sein großer Traum, sein Ziel ist. Aber ihm läuft die Zeit davon.

In diesen Tagen hat er sich auch ein weitaus bescheiden­eres Ziel gesetzt: Platz zehn, das Erreichen der Pre-Play-offs. Bis Freitagnac­hmittag schien das schier aussichtsl­os. Kreutzer hatte seit Anfang Oktober nach einer schweren Schulterve­rletzung mit Operation pausieren müssen, die DEG war abgeschlag­en Tabellenvo­rletzter. Doch das Comeback von Daniel Kreutzer und zwei Siege innerhalb von 45 Stunden haben die Lage verbessert und für einen Stimmungsu­mschwung gesorgt.

Im Kellerduel­l gegen Iserlohn sahen die Düsseldorf­er nach einer 5:2Führung schon wie der sichere Sieger aus, ehe es am Ende (5:4) noch einmal ganz eng wurde. Daniel Kreutzer bereitete das Tor zum 3:1 vor. Und gegen Wolfsburg kämpfte sich die DEG ins Match, riss die Fans mit und wurde beim 2:0-Sieg gegen Wolfsburg stürmisch gefeiert. Kreutzer erzielte drei Sekunden vor der Schlusssir­ene das zweite Tor. Wolfsburg war schneller und besser, doch die DEG verdiente sich den Sieg mit Herz und Leidenscha­ft – Qualitäten, die man von der Mannschaft in dieser Saison so oft vermisst hatte und die mit Daniel Kreutzer zurückgeke­hrt sind.

„Es wäre wirklich zu leicht, es nur an mir festzumach­en“, entgegnete er. „Jeder wollte heute unbedingt diesen Sieg, der den Funken Hoffnung am Leben erhält.“Dass er nach viermonati­ger Pause seinen Teil dazu beigetrage­n hat, konnte und wollte er freilich nicht abstreiten. „Ich war lange draußen und habe hart dafür gearbeitet, noch in dieser Saison zurückzuko­mmen. Ich bin sehr, sehr glücklich. Am Freitag hat mich der Trainer langsam eingesetzt, dann immer mehr. Heute war ich dann voll im Spiel.“Sogar in Unterzahl, wo er eindrucksv­oll beweisen konnte, wie willenssta­rk er ist und was man damit erreichen kann.

Im Moment hat er nur ein Ziel: „Jeder von uns will in die Pre-Playoffs kommen.“An mehr denkt er nicht. Noch nicht. Aber er weiß nur all zu gut, dass mehr möglich ist, auch wenn die Voraussetz­ungen weniger gut sind. Das versucht der Kapitän seinen Mitspieler­n zu vermitteln und lebt es vor. Ohne seinen unbändigen Willen wäre Daniel Kreutzer niemals Rekordscor­er und Nationalsp­ieler geworden. Er lebt und liebt Eishockey, die DEG und Düsseldorf. Und er gibt nie auf, so lange rechnerisc­h etwas möglich ist – selbst nicht den Traum vom Titel.

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FOTO: BIRGIT HÄFNER Daniel Kreutzer (Mitte) feiert den Sieg mit den Kollegen, u.a. Mathias Niederberg­er (li.), sowie seinen Töchtern Fee und Liz (v. li.).

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