Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Kreutzers Willensstärke beflügelt
Nach viermonatiger Verletzungspause feiert der 37-Jährige sein Comeback und feiert zwei Heimsiege, die die Hoffnung der DEG auf Platz zehn nähren. Der Kapitän entscheidet nicht das Spiel, reißt aber seine Mitspieler mit.
Daniel Kreutzer hat sportlich alles erreicht, was möglich war – fast. Er ist 37 Jahre alt, hat 201 Länderspiele absolviert, 1056 mal in der Deutschen Eishockey Liga gespielt, deren Rekordscorer er mit 791 Punkten ist. Nur deutscher Meister ist er noch nie geworden. Warum nicht, das zeigte sich auch unmittelbar nach dem 2:0-Sieg der DEG gegen Wolfsburg. Da kamen die Spieler mit ihren Kindern auf das Eis, wo sie von den Fans gefeiert wurden. Kreutzers Töchter Fee und Liz trugen dabei die blau-weiße Karnevalsuniform eines Tanzmariechens.
Kreutzer hätte auch Meister werden können – in Mannheim oder München. Aber er ist Düsseldorfer durch und durch, war einst Kinderprinz, hat die Landeshauptstadt nur zu Beginn seiner Karriere kurz verlassen und in Oberhausen und Kassel gespielt. Weil die DEG ihre achte und bis heute letzte Meisterschaft aber 1996 gefeiert hat, blieb ihm der Titel bislang versagt. Daniel Kreutzer hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass der Titelgewinn sein großer Traum, sein Ziel ist. Aber ihm läuft die Zeit davon.
In diesen Tagen hat er sich auch ein weitaus bescheideneres Ziel gesetzt: Platz zehn, das Erreichen der Pre-Play-offs. Bis Freitagnachmittag schien das schier aussichtslos. Kreutzer hatte seit Anfang Oktober nach einer schweren Schulterverletzung mit Operation pausieren müssen, die DEG war abgeschlagen Tabellenvorletzter. Doch das Comeback von Daniel Kreutzer und zwei Siege innerhalb von 45 Stunden haben die Lage verbessert und für einen Stimmungsumschwung gesorgt.
Im Kellerduell gegen Iserlohn sahen die Düsseldorfer nach einer 5:2Führung schon wie der sichere Sieger aus, ehe es am Ende (5:4) noch einmal ganz eng wurde. Daniel Kreutzer bereitete das Tor zum 3:1 vor. Und gegen Wolfsburg kämpfte sich die DEG ins Match, riss die Fans mit und wurde beim 2:0-Sieg gegen Wolfsburg stürmisch gefeiert. Kreutzer erzielte drei Sekunden vor der Schlusssirene das zweite Tor. Wolfsburg war schneller und besser, doch die DEG verdiente sich den Sieg mit Herz und Leidenschaft – Qualitäten, die man von der Mannschaft in dieser Saison so oft vermisst hatte und die mit Daniel Kreutzer zurückgekehrt sind.
„Es wäre wirklich zu leicht, es nur an mir festzumachen“, entgegnete er. „Jeder wollte heute unbedingt diesen Sieg, der den Funken Hoffnung am Leben erhält.“Dass er nach viermonatiger Pause seinen Teil dazu beigetragen hat, konnte und wollte er freilich nicht abstreiten. „Ich war lange draußen und habe hart dafür gearbeitet, noch in dieser Saison zurückzukommen. Ich bin sehr, sehr glücklich. Am Freitag hat mich der Trainer langsam eingesetzt, dann immer mehr. Heute war ich dann voll im Spiel.“Sogar in Unterzahl, wo er eindrucksvoll beweisen konnte, wie willensstark er ist und was man damit erreichen kann.
Im Moment hat er nur ein Ziel: „Jeder von uns will in die Pre-Playoffs kommen.“An mehr denkt er nicht. Noch nicht. Aber er weiß nur all zu gut, dass mehr möglich ist, auch wenn die Voraussetzungen weniger gut sind. Das versucht der Kapitän seinen Mitspielern zu vermitteln und lebt es vor. Ohne seinen unbändigen Willen wäre Daniel Kreutzer niemals Rekordscorer und Nationalspieler geworden. Er lebt und liebt Eishockey, die DEG und Düsseldorf. Und er gibt nie auf, so lange rechnerisch etwas möglich ist – selbst nicht den Traum vom Titel.