Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Punker mit Stil: die Joseph Boys

- VON KLAS LIBUDA

Man kann solange überlegen wie man will, es wird einem kein anderer Bandname einfallen, der so gut ist wie Joseph Boys. Wenn man sich also mit Andreas Artelt trifft, muss man ihn zunächst einmal mit allergrößt­em Lob bedenken. Super Name! Artelt dankt und grinst, man merkt, dass auch er sich immer noch daran erfreuen kann.

Tatsächlic­h ist es so, dass sich die Joseph Boys um ein Haar nie Joseph Boys genannt hätten. Denn zuvor spielten die Musiker unter anderem Namen zusammen, und als damals die Idee aufs Tapet kam, war einer dagegen. Ein Veto unter Freunden – da ging das nicht. Wenig später aber verließ der Quertreibe­r die Gruppe und die Stadt gen Finnland, erzählt Artelt. „Wir haben dann die alte Band begraben.“Bei der neuen habe man den Namen dann „ganz einfach durchsetze­n“können.

Andreas Artelt ist der Sänger der Joseph Boys, die diese Woche ihre neue Platte herausbrin­gen. Die heißt „S——E“und das Cover zeigt zwei Blechdosen, die durch eine Schnur miteinande­r verbunden sind. Sieht also aus wie bei Joseph Beuys’ Arbeit „Telephon S——E“, nur das Kreuz, das Beuys auf eine seiner Dosen gepinselt hat, haben die Boys durch ein Hashtag ersetzt. Sind auch andere Zeiten heute.

Das Spiel mit dem Namensvett­er könne man beliebig forttreibe­n, sagt Artelt. Ihre erste Platte haben sie frei nach Beuys „Fett“genannt, und ihr Label heißt „Fette Ziegenbutt­er Produkt“. Der Katalog der Plattenfir­ma zählt bislang übrigens genau zwei Veröffentl­ichungen: die erste und die zweite der Joseph Boys.

Sechs schnurgera­de Punkrockso­ngs haben sie für „S——E“im proberaume­igenen Tonstudio eingespiel­t. Beste Songtitel: „Punxsutawn­ey“, das Städtchen in dem „Und täglich grüßt das Murmeltier“spielt. Beste Zeile – im Song „Berg mit Kreuz und Grab“: „Ich bin am ganzen Körper tätowiert in Hautfarbe“.

Die Joseph Boys nennen ihre Musik Art-HC-Punk, Kunst-Hardcore, aber genauso wichtig wie der Inhalt scheint die Verpackung.

Die Songs erscheinen nur auf Schallplat­te und auf 300 Stück limitiert. Die Gestaltung der Platte oblag der „Joseph Boys Grafikwerk­statt“. Das tolle ist, dass nur auf der A-Seite Musik zu hören ist, die Rückseite haben sie in einer Siebdruckw­erkstatt bedruckt, zu sehen ist dort die Spitze eines Sendemaste­s. Ein Online-Plattenhan­del schrieb dazu: Wem die Musik nicht gefalle, könne die Platte stattdesse­n an die Wand hängen.

Die ganze Band hat beim Siebdrucke­n mitgeholfe­n, erzählt Artel. „Jeder hat jede Platte einmal in der Hand.“Andreas Artelt ist im echten Leben übrigens Kameramann. Darum hat er den Videoclip zum Song „Laramie“selbst gedreht, ein Kumpel hat’s geschnitte­n. „Jeder ist ein Künstler“, sagt Artelt, und das hat er von Beuys. Zu seiner Band passe dies ganz hervorrage­nd. „Wir machen einfach“, sagt er. Artelt erzählt dann noch, wie wichtig das fürs Bandgefüge sei, nicht bloß Musik zu machen, von ihrer Weihnachts­feier auf der Indoor-Minigolfba­hn und ganz zum Schluss sagt er den allerschön­sten Satz: „Eine Band ist eine Band, der Leute wegen.“Das ist nicht von Beuys, sondern von ihm. Info Die Joseph Boys spielen heute Abend ein Konzert anlässlich ihrer neuen Veröffentl­ichung. Beginn: 20 Uhr, Fortuna-Eck, Hoffeldstr­aße 93.

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FOTO: BAND Joseph Boys haben gerade eine neue Platte veröffentl­icht.
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