Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Terror: Jetzt ist das ganze Brauchtum beunruhigt

- VON ARNE LIEB, ANDREA RÖHRIG UND UWE-JENS RUHNAU

Die Karnevalis­ten in Itter erfuhren gestern, was sie zur Sicherheit tun sollen. Auch die Schützen müssen sich auf neue Regeln einstellen.

ITTER Wegen der Terrorgefa­hr müssen sich die Organisato­ren von Karnevalsu­mzügen an neue Regeln gewöhnen – die wohl auch für die Feste der Schützen gelten werden. Die Veranstalt­er des Veedelszoc­hs durch Itter müssen mehrere Barrieren gegen Anschläge mit Lastwagen aufstellen. Das erfuhren sie gestern bei einer Begehung mit Ordnungsam­t, Polizei und Feuerwehr. „Wir müssen an vier Stellen Hinderniss­e aufstellen“, sagt Zugleiter Uwe Linß. Eine Kreuzung kann dabei durch einen Traktor mit beladenem Anhänger abgesperrt werden. Für die anderen drei neuralgisc­hen Punkte müssen die Itteraner, die ihren Zug nicht durch einen Verein, sondern durch nachbarsch­aftliches Engagement organisier­en, Lastwagen oder Bauschuttc­ontainer besorgen.

Zum Streitpunk­t werden vor allem die Kosten. Linß ärgert das mangelnde Entgegenko­mmen der Behörden. So müssen die als Sperren fungierend­en 7,5-Tonner oder die Bauschuttc­ontainer zusätzlich versichert werden. Einziges Zugeständn­is: „Wenn wir alle Auflagen erfüllen, will sich die Stadt um alles weitere kümmern, wie beispielsw­eise die Absprache mit der Rheinbahn.“Ob die Itterer, deren Zug zum 25. Mal durch den Stadtteil laufen soll, tatsächlic­h alle Auflagen umsetzen können, wird sich im Laufe der kommenden Woche zeigen.

Die Vertreter von fünf Karnevalsv­ereinen hatten am Donnerstag erfahren, dass sie an Kreuzungen entlang der Zugwege schwere Hinder-

Den Spruch hat wohl jeder Düsseldorf­er irgendwann gehört: „Komm nach Eller, stirbste schneller.“Einige meinen, der Spruch geht auf einen Streit zwischen Rockerclub­s in den 60er Jahren zurück, aber genau weiß das niemand. Was aber sicher ist: Die Elleraner müssen mit der wenig schicken Aussage leben, auch wenn sie statistisc­h nicht haltbar ist. Die Menschen in Eller sterben nicht früher als Menschen anderswo. Den Menschen im Stadtteil geht es gut, es gibt viel Grün drumherum, der Anschluss an den ÖPNV ist gut, die Autobahn in der Nähe.

So ist das mit dem Image. Es wird irgendwann geprägt, und es ist sehr schwer, es zu ändern. In Eller stirbste schneller, Düsseldorf­er sind alle arrogant und oberflächl­ich – und Garath ist eine Retortensi­edlung ohne Charme, ein sozialer Brennpunkt. Geht es noch voreingeno­mmener? Ist das Leben, ist ein Stadtteil nicht vielschich­tiger? Ja, das ist so. Deswegen regen sich viele Garather auf, wenn eindimensi­onal über den Stadtteil berichtet wird. Denn dort gibt es alles: sozialen Wohnungsba­u, Eigentumsw­ohnungen, Ein- und Zweifamili­enwohnhäus­er, sogar ein Schloss, viel Grün. nisse postieren müssen. Das verlangen die Behörden als Folge des Anschlags auf den Berliner Weihnachts­markt.

Die Mitglieder der Bezirksver­tretung 9 – in ihrem Beritt liegen gleich zwei betroffene Züge – haben gestern einstimmig eine Resolution verfasst. Oberbürger­meister Thomas Geisel und seine Verwaltung sollen gewährleis­ten, dass kein Zug wegen zu hoher Auflagen ausfällt und die Kosten dafür nicht an den

Als unser Heimatrepo­rter Ende September in Garath unterwegs war, schrieb er auch über die Einkaufspa­ssage an der Josef-Kleesattel-Straße, die 2015 für eine knappe halbe Million Euro verschöner­t worden war. In der Kolumne kamen zwar auch Menschen vor, die gerne in Garath leben, aber der Gesamteind­ruck war eher grau. Kurz und gut: Die Kolumne wurde kritisiert, sogar in der Bezirksver­tretung wurde diskutiert, man fühlte sich mit klischeeha­ftem Blick betrachtet. Ehrenamtle­rn hängen bleiben. Geisel hatte angekündig­t, dass die Gespräche weiterlauf­en. Seiner Ansicht nach ist Schutz vor Terror eine öffentlich­e Aufgabe und keine Aufgabe der Vereine.

Auch die Vertreter des Sommerbrau­chtums sehen die verschärft­en Auflagen mit Sorge. Britta Damm, die Chefin der Interessen­gemeinscha­ft der Schützenve­reine (IGDS), ist alarmiert. „So sehr unterschei­det sich ja ein Schützen- nicht von ei-

Der Bezirksvor­steher und sein Stellvertr­eter sind seitdem in die Lokalredak­tion eingeladen, damit wir über Garath sprechen. Wie nötig das ist, zeigte sich diese Woche. Im Kul– turteil der RP kam Sammy Amara, der Sänger der Broilers, zu Wort. Er sagte, er sei in Hellerhof aufgewachs­en, jenem Stadtteil, „in den man zieht, wenn man sich aus Garath rausgearbe­itet hat“. Damit trat er auf Facebook eine Debatte los, wie es sie über die Broiler-Texte bislang wohl noch nicht gab. Viele fanden seine Äußerung und die RP gleich mit „unverschäm­t“. Andere wunderten sich („der Sohn von unserem netten Augenarzt Dr. Amara?“), manche blieben ganz gelassen: Das Image sei bekannt, eine Dame kündigte gar ihre Wiederkehr nach Garath an, „weil es uns nirgendwo anders besser gefallen hat“. Na also!

Wir finden: Garath, wir müssen reden! Wie sähe das richtige GarathImag­e denn aus? Wie ist das Leben im Stadttteil? Was gefällt, was müsste man ändern? Und: Was sind Ihre schönstenG­arath-Geschichte­n?Die Mobile Redaktion der Rheinische­n Post steht am Mittwoch von 16 bis 17 Uhr vor der Freizeitst­ätte am Nikolaus-Groß-Platz. Wir freuen uns auf Sie und gute Gespräche! nem Karnevalsu­mzug.“Damm geht deswegen davon aus, dass auch auf die Schützen neue Anforderun­gen zukommen. Sie will in der kommenden Woche beim Ordnungsam­t nachfragen. Klar ist für sie, dass hohe vier- oder sogar fünfstelli­ge Summen für Lkw oder Container so manchen Verein in die Bredouille bringen werden. Die Frage sei, welche Konsequenz­en dies haben werde. Werden weitere Feste zusammenge­legt? Damm würde das be- dauern. „Wir haben immer gesagt, wir wollen uns unsere Art, zu leben und zu feiern, nicht von Terroriste­n kaputt machen lassen. Jetzt kommt es vielleicht doch so.“

Lothar Inden, der Chef des größten Düsseldorf­er Schützenve­reines, der St. Sebastiane­r von 1316, warnt aus dem gleichen Grund vor übertriebe­nen Maßnahmen. „Am Ende kann man nicht alles verhindern.“Die St. Sebastiane­r bringen zur Absicherun­g der Rheinkirme­s

Garath, wir müssen reden!

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK Im vergangene­n Jahr feierten die Jecken in Itter ausgelasse­n ihren Veedelszug. Für dieses Jahr wurden die Auflagen erhöht.
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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Das Bild zeigt die sehr schönen Seiten in Garath, das Schloss und den Schlosspar­k. Viele Orte in diesem Stadtteil sind bemerkensw­ert gesprächsw­ertig.

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