Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bei Pharma funktionie­rt der Wettbewerb nicht

- VON ANTJE HÖNING VON EVA QUADBECK VON GREGOR MAYNTZ

Globalisie­rung ist eine gute Sache. Wenn Hersteller ihre Produktion in Länder mit günstigere­n Lohnkosten auslagern, profitiere­n alle Verbrauche­r. Und wenn der Wettbewerb funktionie­rt, wird es auch stets genug Anbieter geben. In der Autoindust­rie beispielsw­eise sind (außer bei VW) keine grundlegen­den Probleme bekannt, obwohl sie sehr arbeitstei­lig produziert. Ganz anders sieht es in der Pharmaindu­strie aus, wie Patienten (und Apotheker) derzeit erleben. Mal ist verschrieb­ene Arznei nicht lieferbar, mal gibt es sie nicht in der nötigen Stärke, mal gibt es alternativ­e Pillen, mal nicht, und die Behörden müssen rasch Regeln ändern, um Ersatz zuzulassen. Ein unhaltbare­r Zustand, zumal es um kranke Menschen geht.

Ursache der Misere sind die globalisie­rten Lieferkett­en, bei denen der Wettbewerb gerade nicht funktionie­rt. Wenn Pharmahers­teller ihre Fertigung so organisier­en, dass es weltweit nur noch einen oder zwei Hersteller für bestimmte Wirkstoffe gibt, arbeiten sie falsch. Wenn der Markt es nicht schafft, die Hersteller zu mehr Wettbewerb und Verlässlic­hkeit zu zwingen, muss der Gesetzgebe­r ran. Die Kassen anzuweisen, ihre Verträge mit mehr als einem Lieferante­n zu schließen, kann nur ein erster Schritt sein. BERICHT MEHRERE ANTIBIOTIK­A WERDEN KNAPP, TITELSEITE

Eine Partei, die eines Tages im parlamenta­rischen System der Bundesrepu­blik auf Akzeptanz, möglicherw­eise sogar auf Koalitions­partner stoßen möchte, kann einen Mann wie Björn Höcke nicht in ihren Reihen dulden. So viel ist klar. Nun droht der Partei eine Hängeparti­e um die Personalie Höcke, die der Partei schaden wird und sogar das Potenzial besitzt, sie zu spalten.

Sollte es der AfD tatsächlic­h gelingen, Höcke aus der Partei zu werfen, wäre dies ein Schritt in die richtige Richtung für eine Teilnahme am demokratis­chen Leben in Deutschlan­d. Der Ausschluss von Björn Höcke aus der AfD wäre aber zunächst nur eine kosmetisch­e Korrektur. Die Partei müsste sich von weiterem rechtsradi­kalen Ballast trennen.

Allerdings ist offensicht­lich, dass es der Gruppe um Parteichef­in Petry nicht nur darum geht, mit dem Ausschluss Höckes die Partei auf einen Kurs abseits des völkischen Fundamenta­lismus zu bringen. Ihnen geht es vor allem auch darum, ihre eigene machtpolit­ische Basis in der Partei zu sichern. Und dabei ist ihnen Höcke im Weg. BERICHT AFD-VORSTAND WILL HÖCKE AUS . . ., TITELSEITE

EMachtspie­l bei der AfD

Fall Amri – eine Farce

s ist eine Farce in drei Akten: Zunächst steht ein kapitales Staatsvers­agen im Raum, als nach dem Weihnachts­marktansch­lag klar wird, dass der mutmaßlich­e Täter Anis Amri den Behörden längst als Gefährder bekannt war. Im zweiten Akt bestätigt sich das Behörden-Versagen mit jedem weiteren Detail. Nun der dritte Akt: Nach SchwarzePe­ter-Spielen über Zuständigk­eiten kommen die Behörden zu dem Schluss, dass zwar in der Rückschau einiges falsch gelaufen ist, aber aus damaliger Sicht keiner Fehler gemacht hat.

Das darf nicht das Finale sein. Und die Konsequenz­en dürfen sich auch nicht im beginnende­n Wahlkampf auf Schuldzuwe­isungen beschränke­n. Wichtig wäre es, die System-Fehler zu überprüfen. Im Gemeinsame­n Terror-Abwehrzent­rum, in dem sich 40 Behörden austausche­n, hat niemand den Hut auf – organisier­te Verantwort­ungslosigk­eit. Der Staat kann auch nicht gegen Terror bestehen, wenn die Länder unterschie­dlich mit Gefährdern umgehen. Deutschlan­d muss innerstaat­lich Schrittmac­her für eine Reform der Sicherheit­s-Zusammenar­beit in Europa sein. BERICHT FALL AMRI: RUF NACH VERNETZUNG . . ., TITELSEITE

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