Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Der tiefe Fall eines Top-Beamten
Der ehemalige Chef des NRW-Baubetriebes BLB muss für mehr als sieben Jahre ins Gefängnis. Er stand im Mittelpunkt eines Korruptionsskandals, wie ihn das Land noch nicht erlebt hat.
DÜSSELDORF Spitze Bemerkungen, höhnisches Grinsen, zum Teil demonstrative Langeweile: Bei den 43 Verhandlungstagen vor dem Düsseldorfer Landgericht trat Ferdinand Tiggemann so selbstbewusst auf, als wäre er immer noch der mächtigste Baumanager des Landes NRW. Bis gestern.
Eine Stunde lang begründet der Vorsitzende Richter Guido Noltze am Vormittag, warum Tiggemann nun wegen massiver Korruption für sieben Jahre und sechs Monate hinter Gittern muss. Wie üblich erheben sich nach der Urteilsbegründung alle im Saal. Nur Tiggemann nicht. Er hockt auf der Anklagebank, bewegt sich kaum. Dann nimmt er die Brille ab und reibt sich die Augen. Hinter ihm steht schon der Wachtmeister: Wegen Fluchtgefahr wird Tiggemann noch im Gerichtssaal verhaftet.
Bis November 2010 war der ehemalige Telekom-Beamte Chef des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW (BLB). Einer knapp zehn Jahre zuvor gegründeten Mammut-Behörde, die bis heute das milliardenschwere Immobilienvermögen des Landes bewirtschaftet. Nicht immer zum Wohl des Steuerzahlers: Bei zahlreichen Projekten unter Tiggemanns Regie explodierten die Kosten in abenteuerliche Dimensionen – der Neubau eines Landesarchivs in Duisburg zum Beispiel kostete