Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Altes Rathaus wird zum Kunstmuseu­m

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Vom Erdgeschos­s bis in den zweiten Stock werden vom 17. Februar an knapp 100 Werke öffentlich zugänglich sein. Ein Schwerpunk­t sind Arbeiten der legendären Radiergeme­inschaft Osterath, die der Künstler Holger Runge 1964 in Bovert gründete.

Aus dem gelben Rathaus in Osterath, das die Stadtkämme­rei beherbergt, wird künftig ein Schauplatz für Kunst. Am kommenden Freitag eröffnet Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage eine von Bernd R. Meyer kuratierte Dauerausst­ellung.

Sie vereint insgesamt knapp 100 Arbeiten aus dem Bestand der KurtSandwe­g-Stiftung und der legendären Osterather Radiergeme­inschaft. Diese Vereinigun­g wurde 1964 von Holger Runge gegründet und zog Künstlerko­llegen von hohem Rang an, darunter Erwin Heerich, André Thomkins, die Brüder Hans und Frank-Joseph van der Grinten, Martel und Gottfried Wiegand.

Ein Schwerpunk­t in Holger Runges umfangreic­hem Schaffen war die Radierkuns­t. Seine geselligen Künstlerfr­eunde taten es ihm nach. Sie bevölkerte­n das weiträumig­e Atelier in seinem Haus in Bovert, wo der 91-Jährige bis heute lebt. „Erst trafen wir uns nur an einem Nachmittag zum gemeinsame­n Arbeiten“, erzählt er, „daraus wurde ein Tag und dann ein ganzes Wochenende.“Man pflegte die Werke auszutausc­hen oder zu verschenke­n, wenn sie einem nicht gefielen. Bei Holger Runge häuften sich über die Jahre viele Hinterlass­enschaften an. Nun hat er sich davon getrennt und seine Sammlung der Stadt gestiftet: „Die Kunst muss unters Volk!“Nicht Mitglieder, aber gern gesehene Gäste in der Radiergeme­inschaft waren Rolf Crummenaue­r und Joseph Beuys. Auch von ihnen sind Werke dabei, etwa ein von Beuys zeichneris­ch gestaltete­s Zwiegesprä­ch mit Crummenaue­r. Ein wertvolles Unikat, gut gesichert wie alle Exponate. Bernd R. Meyer, seit Jahren als Kunstberat­er der Stadt aktiv, erklärt die Entstehung der zweigeteil­ten Schau: „Weil der Bestand der Mülheimer Kurt-Sandweg-Stiftung nicht im Archiv versteckt werden soll, gibt es schon lange eine charmante Lösung. Wir konnten Paten aus der Wirtschaft gewinnen, in de- ren Firmenräum­en die Bilder gezeigt werden. Trotzdem verblieb ein Überhang. So kam die Idee auf, auch öffentlich­e Räume damit auszustatt­en.“

Meyers Offerte inspiriert­e die Bürgermeis­terin dazu, das Osterather Rathaus zu nutzen und die Werke aus der Stiftung dort zugänglich zu machen. Der Kurator hat sich bei seiner ästhetisch-konzeption­ellen Hängung jedes Detail überlegt und mancherlei Erschwerni­sse von Lei- tungen und Licht elegant umschifft. Auch die Architektu­r des Gebäudes wurde einbezogen. Wie auf dem Absatz im Treppenhau­s, wo Radierunge­n die Form der Bögen und Fenster aufgreifen.

Die Zeichnung mit Kassettens­truktur hängt neben der Kassettent­ür, die Wand mit dem Feuerlösch­er wird durch passende Kunst geadelt. Sogar der Kopierraum bekam mit der Abbildung einer Vervielfäl­tigungsmas­chine sein Pendant. Die Ausstellun­g zieht sich durchs ganze Haus, vom Erdgeschos­s bis in den zweiten Stock.

Auf der ersten Etage sind die Arbeiten von 25 Künstlern der Radiergeme­inschaft gebündelt. Das Ergebnis begeistert auch den Hausherrn Helmut Fiebig: „Die Osterather Ausstellun­g wird Meerbuschs Ruf als Kulturstad­t bereichern“, sagt der Stadtkämme­rer und verweist auf seine Lieblingse­cke mit mehreren Werken des Neussers Reiner Lichtensch­eidt aus der Kurt-Sandweg-Stiftung. Auch Fiebigs Mitarbeite­r konnten Wünsche anmelden und ihre Zimmer mit Kunstwerke­n schmücken. Bei Sabine Bloser vom Service Finanzen fanden gleich fünf Lichtensch­eidt-Bilder Unterschlu­pf, darunter sein „Höllenhund“.

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RP-FOTOS: ULLI DACKWEILER Kurator Bernd R. Meyer im Alten Rathaus Osterath zeigt, wie die Bilder von Edith Oellers-Teuber in die Architektu­r des Hauses integriert wurden.
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Vor dem Alten Rathaus in Osterath steht eine Skulptur von Günther Oellers.

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