Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Opel-Franz“geht mit 80 in Rente

- VON THORSTEN BREITKOPF RP-FOTO: ANDREAS BRETZ

47 Jahre leitete Franz Wielens den Vertrieb im Autohaus Ulmen. Jetzt geht er – und muss sogar erst Resturlaub nehmen.

Dass eine Person sinnbildli­ch für eine Marke steht, wird immer seltener. Klementine von Ariel ist als Werbefigur schon lange Geschichte und die Persilfrau soll zwar der Legende nach Jakobe von Baden sein, doch das ist eben Legende, wahrschein­lich ist sie eine Kunstfigur. Keine Kunstfigur und dennoch eine Legende ist ein Mann, der wie kein anderer Düsseldorf­er mit der Marke Opel in Verbindung gebracht wird: Franz Wielens, oder wie er weitaus häufiger genannt wird: Opel-Franz.

Normalerwe­ise geht man in Deutschlan­d mit 63 oder 65 in Rente, manche auch erst mit 67. Gut, es gibt Ausnahmen, Konrad Adenauer wurde erst mit 73 Jahren Bundeskanz­ler. Doch ein bisschen so verhält es sich auch mit Franz Wielens, der bis vor wenigen Tagen Verkaufsle­iter des Autohauses Ulmen an der Brunnenstr­aße war. Als er 65 wurde, bot ihm sein Chef Klaus Gutberlet an, doch noch fünf Jahre weiterzuma­chen. Und Opel-Franz schlug ein. Mit 70 tat er dasselbe. Mit 75 tat er es schon wieder. Er hat halt Benzin im Blut.

Geboren ist der, der so rheinisch wirkt, im kleinen westfälisc­hen Örtchen Alstätte bei Ahaus, einem Nest mit gerade mal 5000 Einwohnern. Dort machte er eine Lehre zum „SPD-Mann“, wie Wielens es nennt. Das hat nichts mit Politik zu tun, sondern steht für Sattler, Polsterer, Dekorateur. 1959, Franz ist gerade 22 geworden, zieht es ihn weg aus Alstätte. Weg vom elterliche­n Betrieb, den er übernehmen sollte, in die Großstadt. Bei der Filmgesell­schaft Ufa in Düsseldorf findet er eine Stelle als Innendekor­ateur. Anfang der 1960er Jahre zieht es ihn zur Autobranch­e, der er bis zum heutigen Tage verbunden bleiben wird. Erst arbeitet er als Autosattle­r bei einer Opel-Niederlass­ung, so einen Beruf gab es in diesem Jahrzehnt noch. Es sollte kein Jahr dauern, da erkennt man beim damaligen Händler Wielens großes Talent zum Verkaufen. Anfang der 1970er Jahre wechselt Wielens dann zum Autohaus Ulmen, dem er fast fünf Jahrzehnte lang die Treue halten wird. Damals ist gerade der neue Opel Rekord D auf den Markt gekommen. „Und verkaufte sich wie geschnitte­n Brot“, sagt Wielens im Rückblick. Autoliebha­ber Wielens reicht der Rekord aber nicht, er fährt Opel Commodore, den sportliche- ren und nobleren Bruder des Brotund-Butter-Autos Rekord. Den internen Durchbruch als Chefverkäu­fer erlebt er in dieser Zeit. Damals baute Opel auch noch im Oberklasse­segment. Der Diplomat war ein Modell, dass in einer Liga mit den großen Mercedes und BMW mit- spielte. „Wir haben auf einen Schlag 20 limonengrü­ne Diplomat V8 mit schwarzem Vinyldach für Mannesmann nach Moskau geliefert“, sagt Wielens. Heute wären diese Fahrzeuge rare und teure Oldtimer.

Dann kommt die Ölkrise. Autos werden zu Ladenhüter­n. Drei von vier Verkäufern bei Ulmen müssen gehen. Einer bleibt: Opel Franz. Der wird für sein Verkaufsta­lent immer wieder gelobt, reist zur Belohnung, weil er zu den Top-72-Autoverkäu­fern bei Opel gehört, mit Frau Christa nach Monte Carlo, Nizza, Saragossa. Besonders oft verkauft Wielens den Manta, als dieser noch nicht sein stereotype­s Image als Prollauto hatte, sondern ein preiswerte­r Sportwagen für junge Leute war. Eine schwarze Zeit war für Wielens die Insolvenz des Opel-Mutterkonz­erns General Motors. Doch Opel sollte wieder auferstehe­n. Lange war der bekennende DEG-Fan im Karneval aktiv, wurde Senatspräs­ident bei Blau-Weiss, die er gerne ins Autohaus einlud. Mit 80, der Geburtstag ist am Samstag, geht OpelFranz nun doch in Rente. Vier Monate früher als geplant, weil er noch Resturlaub abfeiern muss.

 ??  ?? Franz Wielens vor einem Opel Kadett A aus dem Jahr 1962. Als der Wagen neu war, war er der große Konkurrent des VW Käfer, und Opel-Franz war damals 25 Jahre alt und gerade in die Branche eingestieg­en.
Franz Wielens vor einem Opel Kadett A aus dem Jahr 1962. Als der Wagen neu war, war er der große Konkurrent des VW Käfer, und Opel-Franz war damals 25 Jahre alt und gerade in die Branche eingestieg­en.

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