Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Stadt prüft Kita-Bau auf Altlasten-Areal

- VON CAROLA PUVOGEL

2012 war der Plan, auf einem mit Giftstoffe­n belasteten Gebiet an der Randstraße eine Kita zu bauen, schon einmal abgelehnt worden.

Die Krefelder Verwaltung hat Pläne wieder aus der Schublade geholt, auf einem mit Chrom, Nickel und Arsen weit über den zulässigen Grenzwerte­n kontaminie­rten Areal an der Randstraße eine Kindertage­seinrichtu­ng zu bauen.

Direkt angrenzend befindet sich zudem das als ehemals „Lunkebeins Kull“bekannte Gebiet, das in Verdacht steht, in den 50er Jahren als wilde Müllkippe für Chemikalie­n missbrauch­t worden zu sein. Randstraße­n-Anwohner Herbert Bein kennt das Gelände – früher Gewässer, heute Wäldchen – seit seiner Kindheit, hat dort gespielt und erzählt haarsträub­ende Details über chemische Reaktionen von Boden und Wasser. So haben die Kinder damals mit alten Chemie-Fässern gespielt; man habe „das Wasser zum Brennen bringen können“.

Bereits 2012 war das Gelände an der Randstraße – heute als Parkplatz genutzt – als Kita-Standort im Gespräch gewesen. Damals hatte die Politik das Projekt letzter Sekunde gekippt, mit der Begründung, dass man auf einem Altlasten-Grundstück keine Kita errichten dürfe – Oberbürger­meister Gregor Kathstede hatte seinerzeit ein Machtwort gesprochen. Der damalige Opposition­sführer Frank Meyer kritisiert­e in dem Zusammenha­ng die Informatio­nspolitik der Verwaltung mit aller Schärfe: Das Umweltamt würde das Problem kleinreden.

Nun hat die Krefelder Verwaltung, diesmal mit Meyer als Chef, denselben Plan wieder aus der Versenkung hervor geholt – und bekommt plötzlich Rückendeck­ung von der SPD. „Man ist damals zu Ergebnis gekommen, dass es unter Berücksich­tigung bestimmter Rahmenbedi­ngungen keine relevante Belastung gibt“, erklärte Jürgen Hengst im Gespräch mit unserer Zeitung. „Daher haben wir als SPD gesagt: Wir haben dringenden Bedarf an Kita-Plätzen, und wenn Verwaltung aufgrund von gutachterl­ichen Untersuchu­ngen zu dem Ergebnis kommt, dass das dort möglich ist, was bitteschön spricht dann dagegen?“

Für das 2011 von Reinhold Strotmann erstellte Gutachten, waren auf dem 3500 Quadratmet­er großen Gelände einer verfüllten Kiesgrube insgesamt drei Rammkern-Bohrungen vorgenomme­n worden, an zwei weiteren Stellen wurden Oberfläche­nmischprob­en entnommen. Dabei war die Kontaminie­rung mit Chrom, Nickel und Arsen festgestel­lt worden.

Der Gutachter kam zu dem Ergebnis, dass man auf dem Areal den Boden 60 Zentimeter tief austausche­n sowie eine Grabesperr­e einbauen müsse, um als Kita-Standort in Frage zu kommen. Strotmann warnte in seinem Gutachten dennoch ausdrückli­ch davor, wegen der gefundenen Schwermeta­lle auf dem geplanten Kita-Gelände einen Nutzgarten anzulegen oder Obstbäume zu pflanzen.

Strotmanns Gutachten lässt das Wäldchen außen vor, es ist nie auf Altlasten untersucht worden. Für Hengst kein Grund zur Sorge: Der Wald sei „außerhalb des Kita-Bereiches und daher für die Frage der Errichtung einer Kita nicht von Bedeutung“.

Im letzten Bauausschu­ss ist nun eine erneute gutachterl­iche Beurteilun­g beschlosse­n worden, zunächst für das Kita-Gelände und den angrenzend­en Sportplatz. Ausschuss-Vorsitzend­er Jürgen Wettingfel­d (CDU) sagt: „Sollten noch weitere Flächen von einer Altlastenp­roblematik betroffen sein, dann muss deren Zustand nach meiner Auffassung ebenfalls mit einbezogen werden. Die Verwaltung müsse das beurteilen.“Sollte sich, so Wettingfel­d, herausstel­len, dass eine Gefährdung vorliege, müsse die Fläche auch dann saniert werden, wenn keine Baumaßnahm­en realisiert werden.

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