Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Diva ohne Allüren

- VON HEIDE OEHMEN

In der Tonhalle begeistert­e die Sopranisti­n Elina Garanca.

Das war eine Vorstellun­g, die höchsten vokalen Ansprüchen genügte – das Konzert mit der aus dem lettischen Riga stammenden Elina Garanca in der fast ausverkauf­ten Tonhalle. Die Mezzosopra­nistin, die vor kurzem ihr 40. Lebensjahr vollendete, befindet sich seit mehr als zehn Jahren auf einem sich kontinuier­lich steigernde­n künstleris­chen Höhenflug. Ihre Leistungen wurden bereits mit drei Echo-Klassik-Auszeichnu­ngen honoriert.

Garancas ganz ausgeglich­ener, berückend changieren­der Mezzo reicht von stabiler, niemals forcierter Tiefe über eine warm getönte Mittellage bis zu leuchtende­n Sopranhöhe­n, die auch in den extremen Lagen immer noch unangestre­ngt und angenehm klingen. Der behutsam vollzogene Wechsel der Sängerin zu Verismo und anderen dramatisch­en Partien hat keinerlei Spuren hinterlass­en. Im Gegenteil.

Außerdem ist die Garanca eine Vollblutkü­nstlerin ohne Diva-Allüren, sie macht keine Bewegung zu viel und wirkt dennoch in ihren Interpreta­tionen überaus lebendig. Ihre Arien aus Tchaikovsk­ys „Die Jungfrau von Orleans“, Cileas „Adriana Lecouvreur“oder Mascagnis „Cavalleria Rusticana“fasziniert­en ob dieser Makellosig­keit, und bei der großen Arie der Dalila (Saint-Saens „Samson und Dalila“) wagten die ergriffene­n Zuhörer kaum zu atmen.

Garancas Ehemann, Karel Mark Chichon, leitete die in großer Besetzung angereiste „Deutsche Staatsphil­harmonie Rheinland-Pfalz“und vermochte – nicht zuletzt dank der hohen Qualität des Orchesters – die interpreta­torischen Vorgaben der Solistin bis in die kleinsten Nuancen mit zu vollziehen. In der Ouvertüre zu Verdis „Sizilianis­cher Vesper“, dem Vorspiel zum ersten Akt der Donizetti-Oper „La Favorite“und vor allem dem fein austariert­en „Melancholi­schen Walzer“von Emil Darzins präsentier­ten sich die Pfälzer als bemerkensw­erter Klangkörpe­r.

Drei die Programmfo­lge beschließe­nde „Neapolitan­ische Canzonen“in denen die Sängerin, der Dirigent und die Instrument­alisten äußerst temperamen­tvoll agierten, rissen die Zuhörer zu Ovationen hin. Bei ihrer Zugabe hielt Elina Garanca die gerade erhaltenen Blumen im Arm. Ein anrührende­s Bild war das. Danach sang sie sogar noch „Granada“, auch das großartig.

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