Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Goethe-Institut: Lehrer protestier­en

- VON MARLEN KESS

Anfang Februar ließ das Institut die Verträge von 400 Honorarkrä­ften auslaufen.

Katharina Müller steht immer noch unter Schock. Seit fast 15 Jahren war sie am Düsseldorf­er Goethe-Institut als freie Lehrkraft für Deutschunt­erricht angestellt – bis jetzt: „Wir wurden mit einer lapidaren Mail zum 2. Februar vor die Tür gesetzt.“Zuvor hatte die Deutsche Rentenvers­icherung festgestel­lt, dass das Institut die Honorarleh­rkräfte als Scheinselb­stständige beschäftig­t – und das Institut zur Zahlung von Rentenbeit­rägen, auch nachträgli­ch, aufgeforde­rt. Bis das geklärt ist, hat das Goethe-Institut alle Honorarver­träge auslaufen lassen, auch die langjährig­er Mitarbeite­r wie Katharina Müller, die eigentlich anders heißt.

„Wir bedauern das“, sagt die Sprecherin des Goethe-Instituts, Ga- briele Stiller-Kern, sie verweist aber auf das laufende Verfahren – und die Tatsache, dass die Verträge schon seit Ende der 90-er Jahre so geschlosse­n würden, bislang aber nie etwas beanstande­t wurde. In Düsseldorf, Frankfurt und Bremen gab es gestern Protestakt­ionen der Goethe-Mitarbeite­r. In Düsseldorf sind 30 Lehrkräfte betroffen, deutschlan­dweit sind es knapp 400. Katharina Müller sagt, die problemati­schen Arbeitsver­hältnisse seien seit langem bekannt – und das GoetheInst­itut habe nichts gemacht. „Unsicher war die Situation der Honorarleh­rkräfte immer schon: Beispielsw­eise hatten wir, viele von uns in Vollzeit, oft nur Monatsvert­räge.“

Oliver Brüchert vom Hauptvorst­and der Bildungsge­werkschaft GEW kritisiert die Geschäftsp­raxis des Instituts ebenfalls: „Wir fordern seit Jahren, die prekäre durch eine rechtssich­ere Beschäftig­ung zu ersetzen.“Das wünscht sich auch Silke Jacobs, die fest angestellt Deutschkur­se gibt, aber dennoch mitprotest­iert: „Rund 80 Prozent der Kurse werden von Honorarkrä­ften geleitet, das können wir unmöglich auffangen.“Die ersten Schüler kehrten dem Institut bereits den Rücken, manche Kurse wie die Abendangeb­ote fielen komplett aus.

„Damit setzt das Goethe-Institut auch seinen guten Ruf aufs Spiel“, sagt Katharina Müller. Sie hofft auf eine Klärung des Sachverhal­ts – und eine Festanstel­lung: „Schließlic­h mache ich meinen Job seit vielen Jahren gut und gerne.“Am 9. März findet das erste Gespräch zwischen GEW und Goethe-Vorstand statt.

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RP-FOTO: A. BRETZ Dirk Bittermann ist der Standortch­ef der Agentur BBDO in Düsseldorf. Der Sitz ist an der Kö, der Mietvertra­g wurde gerade um zehn Jahre verlängert.

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