Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Igel-Ärzte nutzen Abhängigkeit aus
Wer kennt das nicht? Noch bevor der Patient den Arzt sieht, bietet ihm die Helferin schon gegen Bezahlung eine individuelle Gesundheitsleistung (Igel) an. Manche machen sogar Druck und lassen Patienten unterschreiben, wenn diese das ach so gut gemeinte Angebot ablehnen. Die Kassen wettern seit Jahren gegen diese Praxis – zu Recht. Gewiss, auch sie verfolgen eigene Interessen. Würden sie „Igeln“für nötig erklären, würden sie die Unzulänglichkeit ihrer Versorgung eingestehen. Doch nun haben sie mit dem Igel-Monitor ein Instrument aufgebaut, das unabhängige Studien zusammenfasst. Das Ergebnis ist eindeutig wie niederschmetternd: Die Mehrheit der Leistungen ist mindestens überflüssig. Ärzte bieten sie allein aus finanziellem Eigennutz an. Dass sie damit trotz langer Debatte erfolgreich sind, hat mit dem asymmetrischen Arzt-Patient-Verhältnis zu tun: Der Arzt ist der Wissende, der Patient ist – Dr. Google zum Trotz – abhängig. Das unterscheidet das IgelGeschäft vom Autokauf. Inzwischen sehen viele (Haus-)Ärzte das Verhalten ihrer renditeoptimierenden Kollegen kritisch. Manche werben damit, dass sie keine Igel-Leistungen verkaufen. Gut so. Was medizinisch nötig ist, zahlen die Kassen. BERICHT MEDIZINER KRITISIEREN IGEL-SYSTEM, TITELSEITE
Der NSA-Untersuchungsausschuss war seine Mühen wert. Ohne die intensive parlamentarische Aufklärung würden BND-Mitarbeiter wohl immer noch vor sich hin wursteln, hätten keine administrativen und gesetzlichen Vorgaben. Viele Verantwortliche an den Schnittstellen von Politik und Nachrichtendiensten sind sensibilisiert. Und auch die parlamentarische Kontrolle wurde nach den Erfahrungen mit Sperren und Lecks professionalisiert.
Die letzte Zeugin war die Kanzlerin. Noch in den 80er Jahren hätte ein deutscher Regierungschef über die vielen Schlagzeilen zu massenhaftem Ausspionieren stürzen können. Doch in Zeiten einer Deutschland treffenden Terrorgefahr setzen die Bürger darauf, dass die Dienste Verdächtiges herausfiltern. Hinzu kommt ein verbreitet sorgloser Umgang mit eigenen persönlichen Daten. Beides begünstigt den Umstand, dass Merkel ohne Verletzungen durch den Skandal und seine parlamentarische Aufklärung hindurch kam. Was Höhepunkt sein sollte, wurde zum vorläufigen Schlusspunkt. BERICHT
ESchluss einer Affäre
Purer Sexismus
in nordrhein-westfälischer Minister bezeichnet eine Oppositionspolitikerin als „gut aussehende, schwarzhaarige Dame“. Und bringt dies in einen Zusammenhang mit der Bewertung ihrer politischen Arbeit. Rainer Schmeltzer ist Sozialdemokrat – und er ist Integrationsminister in Nordrhein-Westfalen. In sein Ressort fällt eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben, die es zurzeit zu bewältigen gilt: die Integration von Flüchtlingen. Schmeltzer dürfte in seiner täglichen Arbeit erleben, dass es Vorurteile sind, die dem Gelingen von Integration am meisten im Weg sind. Wie übrigens auch der Gleichstellung von Mann und Frau.
Mit seiner unangebrachten und eines Ministers unwürdigen Äußerung auf einer Podiumsdiskussion – noch dazu in Abwesenheit der Betroffenen selbst – hat Integrationsminister Rainer Schmeltzer nun dokumentiert, dass es für ihn immer noch selbstverständlich ist, eine Frau in erster Linie nach ihrem Äußeren zu beurteilen. Seine halbherzige Entschuldigung verstärkt die Zweifel, dass er nicht ganz verstanden hat, worum es geht: um puren Sexismus. BERICHT