Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
ANALYSE Ein
Sprichwort besagt, dass es immer dorthin regnet, wo es schon nass ist. Das scheint auch für Umfragewerte von Politikern zu gelten – eine Ursachensuche für den Erfolg von Martin Schulz in sieben Thesen.
prägnanten Sätzen. Er setzt klare Botschaften, die in ihrer Wirkung weit über das hinausschießen, was er inhaltlich anzubieten hat. Der Spitzenpolitiker verfügt auch über die Fähigkeit, sich mit dem Volk gemein zu machen, viel Empathie und Emotionen an den Tag zu legen. Das kommt an. 6. Wille zur Macht Martin Schulz ist der erste Kanzlerkandidat der SPD seit Gerhard Schröder, der glaubhaft macht, tatsächlich regieren zu wollen. Frank-Walter Steinmeier, der im März als Bundespräsident ins Schloss Bellevue einzieht, konnte 2009 seine Achtung vor der Kanzlerin immer nur schlecht verbergen. Bei Peer Steinbrück drängte sich der Eindruck auf, dass er sich auf das Kanzleramt durchaus einließe, aber eigentlich nicht mit dieser SPD. Als sich Steinbrück zum Ende des Wahlkampfs 2013 für ein Magazin mit Stinkefinger ablichten ließ, verstand die Öffentlichkeit die Botschaft: Der will gar nicht Kanzler werden. Schulz hingegen verströmt den Machtwillen aus jeder Pore. Hilfreich für ihn: Als Europa-Parlamentspräsident hat er schon gezeigt, dass er trotz seines vulkanischen Temperaments auf internationalem Parkett trittsicher ist. 7. Matthäus-Prinzip Schon in der Bibel steht: „Wer hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe.“In vielen wissenschaftlichen Studien konnten Forscher nachweisen, dass dieser auch gemeinhin verbreitete Eindruck korrekt ist. Mit einem Kickstart in die Kanzlerkandidatur hat sich Schulz in den Umfragen nach oben katapultiert. Nun wird er als erfolgreich wahrgenommen. Diese Wahrnehmung wirkt sich für ihn noch einmal als Katalysator aus. Entscheidend für den Erfolg seiner Kandidatur wird sein, wie lange es ihm gelingt, eben dieses Image zu konservieren. Denn der schnelle Aufstieg birgt die Gefahr, dass die Kurven seiner Umfragewerte auch rasch wieder nervös nach unten ausschlagen. Das Zitat aus dem Matthäus-Evangelium geht noch weiter: „Wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen, was er hat.“