Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Finger weg von den Kita-Gebühren

- VON MARTIN KESSLER VON JAN DREBES VON PHILIPP JACOBS HOLLÄNDISC­HES DUELL, SEITE A 6

Die Kommunen haben recht. Wenn die Gebühren der gut verdienend­en Eltern für die Kita-Betreuung ihrer Kinder wegfallen, haben sie ein Finanzieru­ngsproblem. Denn das Land wird ihnen das fehlende Geld nur unzureiche­nd ersetzen. Das ist die Erfahrung der Kommunen, und die wird sich künftig nicht ändern. Das SPD-Wahlprogra­mm verspricht Gebührenfr­eiheit auf Kosten der finanzschw­achen Gemeinden.

Den Nachteil haben auch die Kitas selbst. Sie sind dringend auf alle Finanzquel­len angewiesen, um ein qualitativ hohes Betreuungs­angebot aufrechtzu­erhalten und die Erzieher und Erzieherin­nen einigermaß­en adäquat zu entlohnen. Auch dieses Ziel gefährdet die Beitragsfr­eiheit.

Und darüber hinaus ist sie höchst ungerecht. Wenn gut bezahlte leitende Angestellt­e oder Selbststän­dige ihre Kinder gratis in die Kita schicken können, bezahlen die Ärmeren ohne Kinder dafür. Das SPDLeitbil­d einer kostenlose­n Ausbildung von der Wiege bis zur Promotion mag zwar konsequent klingen, aber es sprengt die öffentlich­en Kassen und beseitigt alle Anreize auf Verbesseru­ng der Bildung. Und mit der Gebührenfr­eiheit wird als Erstes die vorschulis­che Erziehung nivelliert. BERICHT KOMMUNEN GEGEN GRATIS-KITAS, TITELSEITE

Die Zahl der Verkehrsto­ten ist weiter rückläufig, das ist ein positiver Trend. Dennoch verloren an jedem Tag des vergangene­n Jahres fast neun Menschen ihr Leben im Straßenver­kehr. Angesichts dieser Zahl darf sich kein Verkehrspo­litiker freuen. Und schon gar nicht in NRW, wo die Zahl der Verkehrsto­ten stagniert, statt wie in anderen Ländern zu sinken.

Der Anspruch muss doch lauten: null Verkehrsto­te. Wie dieser Anspruch umzusetzen ist, machen uns die Schweden vor. Dort wie hier gilt zwar, dass die meisten tödlichen Unfälle auf menschlich­es Versagen zurückgehe­n, das die Politik nur bedingt beeinfluss­en kann. Dennoch könnten Bund, Länder und Gemeinden mehr tun, wie der Vergleich mit Schweden zeigt: mehr Kreisverke­hre, Barrieren zwischen den Fahrstreif­en auf Landstraße­n, strengere Promille-Grenzen, mehr Radwege und – auch das gehört zur Wahrheit – ein Tempolimit auf Autobahnen mit scharfen Kontrollen. Das ist unbequem und nicht populär. Wer aber die Zahl der Verkehrsto­ten konsequent senken will, kommt um solche Maßnahmen nicht herum. BERICHT 57 TÖDLICHE UNFÄLLE . . ., TITELSEITE

LZu viele Unfalltote

Hollands Trauma

ange sah es so aus, als sei Geert Wilders uneinholba­r. Bis zu 40 Parlaments­sitze der 150 möglichen trauten die Demoskopen dem Rechtspopu­listen für die Wahl am 15. März schon einmal zu. Damit wäre Wilders’ „Freiheitsp­artei“bei Weitem stärkste Kraft. Nach den aktuellen Umfragen ist sie das zwar immer noch, doch die Partei verliert zunehmend Stimmen.

Es wirkt so, als befreiten sich die Niederländ­er von Wilders’ Hetztirade­n, die während der Flüchtling­skrise und der daraus resultiere­nden Sicherheit­sdebatte bei Teilen der Bevölkerun­g Zustimmung fanden. Sicherlich, es gab Probleme. Die gab es überall. Aber Hetze kann daran nichts ändern. Hetze ist kein Stilmittel demokratis­cher Politik. Hetze zerstört. Und um mehr ging es Wilders nie. Das zeigt schon sein lächerlich­es Wahlprogra­mm, das er auf einer DIN-A4Seite bündelte. Dort steht etwa: Alle Moscheen schließen, den Koran verbieten, EU-Austritt. Ein Ministerpr­äsident dieser Art würde die liberalen Niederland­e nachhaltig beschädige­n. Glückliche­rweise ist ein Szenario solcherart sehr unwahrsche­inlich. BERICHT

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