Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Sheriff Laschets“

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Opposition­sführer Armin Laschet (CDU) will die Landtagswa­hl mit dem Thema innere Sicherheit gewinnen. Über 50.000 Einbrüche pro Jahr in NRW, Kölner Silvestern­acht, No-go-Areas, Islamisten, die trotz Beobachtun­g Attentate begehen, SEK-Polizisten, die einander mit Aufnahmeri­tualen demütigen: Die Pannenchro­nik von NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) enthält genug Munition.

Und doch entfaltet das CDUWahlpro­gramm bei diesem Schlüsselt­hema weniger Schlagkraf­t als gedacht. Zwar gibt es eine Reihe Ansätze, die nach Expertenei­nschätzung tatsächlic­h für mehr Sicherheit sorgen könnten: Rückkehr der Schleierfa­hndung, mehr Videoüberw­achung, Schulterka­meras für Polizisten, mehr Möglichkei­ten für akustische Wohnraumüb­erwachung, die Auswertung verdächtig­er Kontobeweg­ungen, eine vorsichtig­ere Dosierung von Bewährungs­strafen, die Täter oft als Freispruch empfinden. Aber ein Großteil dieses so wichtigen und ersten Kapitels im Wahlprogra­mm besteht aus Worthülsen, zu allgemein formuliert­en Zielen und Projekten, die es längst gibt. Beispiele: Mehr Polizei „Wir wollen durch eine ausreichen­de Anzahl von eingestell­ten Kommissara­nwärtern die steigende Anzahl von Pensionier­ungen wirksam kompensier­en.“Während die SPD konkret 2300 neue Polizisten pro Jahr ankündigt (statt zuletzt 2000), nennt Laschet nicht einmal eine Zahl. Begründung: „Wir warten die Mai-Steuerschä­tzung ab, weil wir das mit einem konkreten Finanzieru­ngsplan unterlegen wollen.“Parteiinte­rn sagen Kritiker: Wenn die Aufstockun­g der Polizei oberste Priorität haben soll, darf sie nicht von den Schwankung­en im Steueraufk­ommen abhängen. Außerdem: Polizisten müssen als Beamte über Jahrzehnte bezahlt werden. Was nützt da eine einzelne Steuerschä­tzung als Kalkulatio­nsgrundlag­e? Ländliche Polizei Unter Rot-Grün wurde die Polizeiprä­senz im ländlichen Raum geschwächt. Weil es dort weniger Unfälle und Kriminalit­ät gibt als in Ballungsrä­umen. Die Einsatzrea­ktionszeit­en auf dem Land haben sich nachweisli­ch nicht verschlech­tert. Dennoch verspricht Laschet, die „Polizeistä­rke im ländlichen Raum schrittwei­se zu verbessern“. Warum und zu wessen Lasten, sagt er nicht. Polizeiref­orm Die gut 40.000 Polizisten in NRW arbeiten unter dem Dach von 18 städtische­n Polizeiprä­sidien und 29 ländlichen Kreispoliz­eibehörden. Andere Bundesländ­er haben diese Zwischenbe­hörden längst zusammenge­legt. RheinlandP­falz kommt heute mit fünf aus, Hessen mit sieben, Bayern mit zehn und Baden-Württember­g mit zwölf. Auch in NRW könnte die Zusammenle­gung Hunderte Verwaltung­sstellen einsparen. Trotzdem ist Laschet dagegen: „Die CDU will sicherstel­len, dass die Kreispoliz­eibehörden unter Führung der von der Bürgerscha­ft direkt gewählten Landräte auch künftig bestehen bleiben.“Kritiker halten das für Klientelpo­litik: Die große Mehrheit der Landräte in NRW hat ein Parteibuch der CDU. Predictive Policing Mit der Auswertung von Datenbanke­n lassen sich die Tatmuster von Einbrecher­n vorhersage­n. Laschet will die Technik „flächendec­kend einsetzen“, um erwartbare Tatorte besser zu schüt-

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