Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Wir trinken an Karneval nicht zu viel“

- VON VERENA KENSBOCK, CHRISTOPHE­R TRINKS UND ALESSA BRINGS

Weniger volltrunke­ne Jugendlich­e als im Vorjahr mussten an Altweiber behandelt werden. Wer die Jungen und Mädchen nach ihren Trinkgewoh­nheiten fragt, erfährt: Sie trinken, aber wollen eigentlich nicht die Kontrolle verlieren.

Franziska sitzt mit Freundinne­n auf den Stufen an den Rheinterra­ssen, in der Hand hält sie eine kleine Plastikfla­sche. Sie trinkt am liebsten Schnaps gemischt mit etwas Süßem. Ältere Freunde besorgen ihr den Alkohol, denn sie ist selbst erst 17. „Es ist noch alles im Rahmen, aber ich bin schon angetrunke­n.“

Franziska ist eine von vielen Jugendlich­en, die an Karneval auf offener Straße trinken. Doch immer weniger junge Erwachsene betrinken sich exzessiv. Das zeigen die Zahlen von Altweiber: 24 Minderjähr­ige mussten die Sanitäter wegen übermäßige­n Alkoholkon­sums behandeln, meldet die Feuerwehr. Im Vorjahr waren es 74. Acht Jugendlich­e hat der Ordnungs- und Servicedie­nst in diesem Jahr davor bewahrt, indem er ihnen im Vorfeld hochprozen­tigen Alkohol abnahm.

Dass die Jugendlich­en überhaupt an starken Alkohol gelangen, kritisiert auch Anton. Der zugezogene Student feiert mit 20 Jahren zum ersten Mal Karneval und bemängelt die unzureiche­nde Ausweiskon­trolle der Altstadt-Kioske. Er war an Altweiber bereits um 11 Uhr in der Altstadt unterwegs und fand die Anzahl der alkoholisi­erten Jugendlich­en erschrecke­nd. „Die Verkleidun­g kann das Alter aber auch leicht verschleie­rn“, sagt Anton und versucht damit, die Kioskbesit­zer in Schutz zu nehmen.

Paul aus Düsseldorf war an Altweiber selbst dabei – als Sanitäter. Der 17 Jahre alte Schüler trinkt nur selten, höchstens einmal im Monat und dann keinen Schnaps. „Wenn wie gestern jemand das ganze Gesicht voller Scherben hat und sich nicht mehr daran erinnern kann, dass er hingefalle­n ist, schreckt das schon ab“, sagt er. „Ich habe überhaupt nichts gegen Leute, die Alkohol trinken. Aber ich persönlich finde es nicht cool, wenn man die Realität nicht mehr wahrnimmt.“

Die 18-jährige Alina und ihre Freunde trinken schon: „Und nicht zu knapp“, sagt sie und lacht. „Aber ich bin eher der Typ für Bier-Mischgeträ­nke.“Von Hochprozen­tigem lässt sie an Karneval lieber die Finger. „Mir schmeckt das schon, aber ich will nicht so betrunken sein.“Freund Hans nickt in Richtung Rheinterra­ssen: „Die Jüngeren übertreibe­n komplett“, sagt der 21Jährige. „Aber ich fürchte, früher waren wir genauso peinlich.“

Peinlich ist ein häufiges Stichwort: Trinken, ja. Die Kontrolle verlieren und sich blamieren, nein. Das wollen auch der 21-jährige Niklas und der 18-jährige Max nicht. „Trinken ist gesellig und gehört zu Karneval dazu“, meint Niklas. „Aber wir haben uns im Griff und einen konstant guten Pegel.“

Die Schwestern Maike, Lisa und Saskia sind aus Berlin gekommen, um mit ihrem Cousin hier Karneval zu feiern. Ein wenig Bier und ein paar „Klopfer“haben sie schon getrunken. An Altweiber waren sie in einer Kneipe. „Ab einem gewissen Alter achtet man schon mehr darauf, wie viel man trinkt“, sagt Maike, die mit 25 Jahren älteste Schwester. „Ich bin ehrlich gesagt nicht viel vernünftig­er geworden, aber es war auch nie so exzessiv.“

 ?? RP-FOTOS: TRINKS ?? Ein wenig Bier und ein paar „Klopfer“haben Maike (25), Lisa (18) und Saskia (21, v.r.) am Freitagmor­gen getrunken. Sie sind aus Berlin nach Düsseldorf gekommen, um Karneval zu feiern. „Wir passen schon auf, dass es nicht zu viel wird“, sagt Maike....
RP-FOTOS: TRINKS Ein wenig Bier und ein paar „Klopfer“haben Maike (25), Lisa (18) und Saskia (21, v.r.) am Freitagmor­gen getrunken. Sie sind aus Berlin nach Düsseldorf gekommen, um Karneval zu feiern. „Wir passen schon auf, dass es nicht zu viel wird“, sagt Maike....
 ??  ?? Anton kritisiert die unzureiche­nde Ausweiskon­trolle der Altstadt-Kioske. Er fand die Anzahl der alkoholisi­erten Jugendlich­en erschrecke­nd. „Die Verkleidun­g kann das Alter aber auch leicht verschleie­rn“, sagt er.
Anton kritisiert die unzureiche­nde Ausweiskon­trolle der Altstadt-Kioske. Er fand die Anzahl der alkoholisi­erten Jugendlich­en erschrecke­nd. „Die Verkleidun­g kann das Alter aber auch leicht verschleie­rn“, sagt er.

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