Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Steuerrefo­rm würde auch Ämter entlasten

- VON THOMAS REISENER VON JULIA RATHCKE NRW-AFD WÄHLT PRETZELL-GEGNER . . ., SEITE A 4 VON MAXIMILIAN PLÜCK AM BLACKOUT . . ., SEITE A 6

Die Finanzämte­r haben offenbar nicht mehr genug Personal, um mit der gewohnten Sorgfalt zu prüfen. Wenn das stimmt, ist es ein unhaltbare­r Zustand. Denn sollte die Prüfqualit­ät der Finanzämte­r tatsächlic­h unter einer verfehlten Personalpl­anung der Landesregi­erung leiden, hängt es vom Zufall ab, wer wie viel Steuern bezahlt.

Die Sorge der Gewerkscha­ft um die Steuergere­chtigkeit in NRW ist plausibel. Die enorm gewachsene Arbeitsbel­astung der Beamten durch ein immer komplizier­teres Steuerrech­t, über 1000 unbesetzte Stellen und die auffallend­e Kündigungs­welle in der NRW-Finanzverw­altung sind Anlass genug für Zweifel. Ein unabhängig­er Gutachter sollte den Vorwurf der Gewerkscha­ft überprüfen.

Noch mehr gedient wäre allen Beteiligte­n allerdings mit einer radikalen Vereinfach­ung des Steuerrech­ts. Die berühmte „Steuererkl­ärung auf dem Bierdeckel“ist möglich. Niedrigere Steuersätz­e und im Gegenzug weniger Abschreibu­ngsmöglich­keiten wären ein Anfang – und schon wird aus dem alljährlic­hen Horror der Steuererkl­ärung ein Kinderspie­l. Auch für die Finanzbeam­ten. Von denen bräuchte man dann auch nicht mehr so viele. BERICHT SCHONZEIT FÜR STEUERTRIC­KSER, TITELSEITE

So knapp das Ergebnis auch war, das Signal ist eindeutig: Mit der Wahl Martin Renners zum Spitzenkan­didaten für die Bundestags­wahl rückt die AfD in Nordrhein-Westfalen noch ein Stück weiter nach rechts und schafft sich damit wahltaktis­ch in mehrfacher Hinsicht ein großes Problem.

Zum einen wird Marcus Pretzell in die Bredouille geraten: Er hatte seinen 62-jährigen Co-Chef kürzlich noch loswerden wollen; immerhin hatte dieser den Rechtsauße­n Björn Höcke und dessen Dresdner Rede über den Holocaust inhaltlich ausdrückli­ch gestützt, lediglich den Stil kritisiert. Zum anderen wird jemand, der das Parteiauss­chlussverf­ahren gegen Höcke kritisiert und selbst den Umgang mit der deutschen Geschichte als „Schuldkult“verpönt, potenziell­en Wählern schwer vermittelb­ar sein.

NRW-Spitzenkan­didat Pretzell wird vermutlich alles tun, den „Höcke-Effekt“der sinkenden Umfragewer­te im Vorfeld der Landtagswa­hl zu verhindern. Gemeinsam jetzt mit Renner in die Kameras zu lächeln, macht eine Distanzier­ung von Höcke allerdings nicht glaubwürdi­ger. Im Gegenteil. BERICHT

TRechtsruc­k

Angst vor dem Blackout

reffen die Schilderun­gen von IG-BCE-Chef Michael Vassiliadi­s zu, dann ist Deutschlan­d im Januar nur knapp an massiven Netzproble­men vorbeigesc­hrammt. Die konvention­ellen Kraftwerke verhindert­en Schlimmere­s.

Für ein Industriel­and wie Deutschlan­d ist Energiesic­herheit immens wichtig. Schon kleinste Netzschwan­kungen können dazu führen, dass die eng verzahnten Produktion­sabläufe empfindlic­h gestört werden. Nicht auszudenke­n, was ein echter Blackout für Folgen hätte.

Die klimaschäd­lichen Kohlekraft­werke – so lautet der erklärte politische Wille – sollen in den kommenden Jahren Schritt für Schritt vom Netz gehen und dem sauberen Ökostrom Platz machen. So weit, so gut. Doch die Erneuerbar­en benötigen für den Fall der „Dunkelflau­te“konvention­elle Reserven. Nur so können Durststrec­ken wie die im Januar zügig überwunden werden. Statt sich gegenseiti­g mit Jahreszahl­en zu unterbiete­n, wann der Komplettko­hleausstie­g frühestens möglich ist, sollte die Politik ein tragfähige­s Konzept für eben jene Grundlast vorlegen. BERICHT

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