Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Zahl der Kinderunfälle auf historischem Tief
Nach 17 Jahren Krefelder „Fairkehr“blickt die Initiative von Stadt, Polizei und Verkehrswacht auf ihr bestes Ergebnis.
185 „verunfallte“Kinder, das war die Zahl, mit der die Initiative Fairkehr im Jahr 1999 startete. Stadt, Polizei und Verkehrswacht machten sich gemeinsam auf den Weg und konnten seitdem nahezu kontinuierlich sinkende Unfallzahlen verbuchen. Bei der aktuellen Vorstellung der Zahlen des vergangenen Jahres strahlte aber nicht nur Hartmut Könner. „70 Kinderunfälle bedeuten mit Abstand das beste Ergebnis“, freute sich der Leiter des Tiefbauamtes und der Leiter des Arbeitskreises für die Verbesserung der Verkehrssicherheit von Kindern in Krefeld. Durch einen Unfall mit einem Bus, bei dem gleich sechs Kinder in Mitleidenschaft gezogen wurden, und einen Zusammenstoß von zwei radelnden Kindern, bei dem ein Kind auf das andere auffuhr, kam es dabei zu der Zahl von 78 betroffenen Kindern. Wobei 22 dieser Kinder als sogenannte passive Beteiligte betroffen waren. Das heißt, sie waren als Mitfahrer an einem Unfall beteiligt. 68 Kinder wurden dabei leicht und zehn schwer verletzt. Letztere mussten so ein Krankenhaus aufsuchen.
Verglichen mit den Anfangszahlen sind dies 75 Prozent weniger schwer verletzte Kinder. Es gab noch eine weitere positive Zahl. „Genau wie 2015 mussten wir im vergangenen Jahr kein totes Kind beklagen“, sagte Holger Klein, Leiter der Direktion Verkehr der Polizei. Was sich seit 2013 gehalten hat, ist die Tatsache, dass Jungen an Unfallgeschehen häufiger beteiligt sind als Mädchen. Im vergangenen Jahr waren es 34 Mädchen und 44 Jungen. Im Gegensatz zu 2015 lagen aktuell mehr Radunfälle vor. 31 Unfälle dieser Art stehen 26 Fußgänger-Unfällen gegenüber. Zugenommen hat dabei der Klassiker unter den Ursachen. Es handelt sich um das Hervortreten hinter Sichthindernissen. Beim Rückblick auf die Zahlen seit 2010 sprach Könner von einem „Bodensatz“. Er geht davon aus, dass trotz allen Einsatzes die Verkehrsunfallzahlen mit Kinderbeteiligung bei einer Stadt wie Krefeld nicht weiter nach unten gefahren werden können. „Ich habe vor zwölf Jahren von 50 aktiv verunfallten Kindern als Grundrauschen gesprochen. Dass diese Zahl mit aktuell 56 aktiv verunfallten Kindern so schnell erreicht ist, hätte ich mir damals nicht träumen lassen“, sagte Rainer Wiebusch vom Lehrstuhl Verkehrswesen der Uni Bochum der Prognosen erstellt.
Könner führt die guten Zahlen auf die kontinuierliche Arbeit zurück, die Fairkehr dank dem Engagement der einzelnen Mitstreiter leistet. „Dass wir zeitgleich arbeiten, bringt den Erfolg“, ist er sich zudem sicher. Zeitgleich heißt in diesem Fall, das nebeneinander vier AG arbeiten. Es handelt sich um die Überwachung und Ahndung, die Bau- und Verkehrstechnik, die Verkehrserziehung und -sicherheitsberatung sowie die Öffentlichkeitsarbeit. Nach wie vor gibt es dabei Knackpunkte. So sieht Fairkehr die Zunahme der SUV als Problem. Sie lösen in den Augen der Initiative durch ihre Größe, Masse und damit Unübersichtlichkeit Sicherheitsprobleme aus. Wo sie parken haben Kinder keine Chance gesehen zu werden. Ein weiterer Punkt ist der Schulweg. Statt Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen, sollten diese zu Fuß gehen, nachdem der Schulweg entsprechend eingeübt wurde. Um dem Unfallaufkommen an Schulen vorzubeugen sind in Krefeld bereits zwei Elternhaltestellen eingerichtet worden. Diese wären nicht nötig, wenn Kinder zu Fuß gehen würden. Könner appellierte nochmals an alle Fahrzeugführer, besonders vorsichtig zu sein, wenn Kinder am Straßenrand zu sehen wären.