Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Neues Zuhause für Rudi Elster

- VON JENS VOSS

Das Auswildern hat nicht geklappt – nun hat Rudi, die zahme Elster aus dem Nordbezirk, ein neues Zuhause in einem privaten Tierhof gefunden.

Im Nordbezirk ist er eine kleine Berühmthei­t – in biologisch­er Sicht hat er ein großes Problem: Die zahme Elster Rudi, die im Nordbezirk ein Star ist, ist wohl doch zu sehr auf den Menschen geprägt. Seine ZiehEltern – Sabrina Diedrichs und Udo Janzen – haben sich daher entschloss­en, den Vogel in einen privaten Tierhof in der Nähe von Stuttgart zu geben: die „PudelrosaR­anch“. Wie berichtet, haben Janzen und Diedrichs Rudi als Jungvogel auf der Hofstraße entdeckt und aufgezogen. „Ich glaube, es ist das Beste für Rudi. Der große Vorteil ist: Dort lebt bereits eine zahme Elster in einer Voliere“, sagt Udo Janzen.

Als Rudi vor zwei Wochen den Nordbezirk verließ, um die Welt zu erkunden, endete seine Reise am Glockenspi­tz. Hier genoss Rudi täglich das Frühstück mit Gästen der ansässigen Bäckerei und verbrachte den Tag im anliegende­n Autohaus, wo er Mitarbeite­rn beim Arbeiten zuschaute oder sich durch Probesitze­n selbst von der Qualität der Autos überzeugte. „Positiv war, dass Rudi von den Krefeldern am Glockenspi­tz gut aufgenomme­n wurde. Negativ war, dass Rudi zu sehr den Kontakt zu Menschen gesucht hat, statt sich im Botanische­n Garten mit Artgenosse­n zu vergnügen“, resümiert Sabrina Diedrichs.

Über die Facebook-Gruppe „Wildvogelh­ilfe-Notfälle“lernten Diedrichs und Janzen Sandra Thane Schneider und ihre „Pudelrosa Ranch“kennen. „Sandra ist Expertin für Wildvögel und ihre Ranch ein Ort, an dem Tiere aufgepäppe­lt und versorgt werden“, berichtet Sabrina Diedrichs.

Die Pudelrosa Ranch ( Anmerkung für die Jüngeren: Anspielung auf die Ponderosa der legendären Western-Serie Bonanza, aber dort leben auch viele Pudel) ist mittlerwei­le eine Expertin für verlorene Jungvögel. Sie nimmt jedes Frühjahr 60 bis 80 Jungvögel auf, die aus dem Nest gefallen sind und ohne Hilfe verloren wären.

„In ihrem Haus leben verschiede­ne Papageien aus nicht-artgerecht­er Haltung. Ein Zimmer ist nur für Wellensitt­iche hergericht­et, und im Garten tummeln sich Hühner, Enten, Krähen und sogar ein Schwarm Spatzen, den Sandra großgezoge­n hat. Und Pudel gibt es natürlich auch, diese kommen teils aus Tötungssta­tionen“, erzählt Udo Janzen. Die Ranch arbeitet dabei eng mit einer Tierärztin zusammen – die Vögel sind dort in sachkundig­en Händen und werden optimal versorgt.

Mit Kennenlern­en von Sandra Thane Schneider ist der Entschluss dann schnell gefallen: Rudi zieht um! „Ich denke, es ist das Beste für Rudi. Der große Vorteil ist: Dort lebt bereits eine zahme Elster namens Thalia. Falls die Auswilderu­ng von Rudi nicht gelingen sollte, kann er dort bleiben“, sagt Udo Janzen. Rudi hat nun die Chance, mit Thalia ein Paar zu bilden – und Udo Janzen bemerkt schmunzeln­d, da bahne sich eine Liebesgesc­hichte an.

Kurioserwe­ise ist es gar nicht sicher, ob Rudi wirklich Männlein oder Weiblein ist. Gewissheit soll nun ein Gentest anhand einer Feder beider Vögel bringen (bei Elstern ist das Geschlecht so sicher zu bestimmen) – dieser wird zeigen, ob es sich tatsächlic­h um Rudi und Thalia handelt oder doch um Rudine und Thalio.

Sandra Thane Schneider will versuchen zu tun, was in Krefeld nicht gelungen ist: Rudi auszuwilde­rn. „In der Stadt ist ein so zutraulich­es Tier leider nicht sicher“, sagt Sabrina Diedrichs. So haben sie und ihr Lebensgefä­hrte Udo Janzen nicht zuletzt die Erfahrung machen müssen, dass es auch Nachbarn gibt, die sich durch Rudi belästigt fühlten und ihm sogar nach dem Leben trachteten. Aber wie soll ein Vogel, der so viele menschlich­e Freunde und Fans im Laufe der letzten acht Monate gefunden hat auch wilder werden? Rudi hat die Nähe und Zuneigung von Menschen gesucht und genossen – und umgekehrt.

So haben die Zieheltern schon viele Rückmeldun­gen erhalten, dass Rudi im Nordbezirk sehr vermisst werde und dass die Zeit mit ihm besonders und schön gewesen sei.

Aktuelle Fotos von Rudi und Thalia sind auf den „Rudi Elster“- und „Pudelrosa Ranch“-Facebook Seiten zu sehen. Wer Rudi oder den anderen Tieren etwas Gutes tun möchte, ist eingeladen, etwas von der hier aufgeführt­en Wunschlist­e an die Pudelrosa Ranch zu senden. Zu guter Letzt freuen sich die Zieheltern und sind beruhigt, dass Sandra Thane Schneider zugesagt hat: „Wenn die Auswilderu­ng nicht gelingt, kann Rudi auf der Pudelrosa Ranch weiterhin ein schönes Leben führen.“

 ?? FOTO: SANDRA THANE SCHNEIDER ?? Rudi mit der ebenfalls zahmen Elster Thalia in der Vogelvolie­re der „Pudelrosa Ranch“– idyllisch auf dem Land bei Stuttgart gelegen. Rudis Auswilderu­ng in Krefeld ist nicht wirklich gelungen. Nun hat er ein neues Zuhause.
FOTO: SANDRA THANE SCHNEIDER Rudi mit der ebenfalls zahmen Elster Thalia in der Vogelvolie­re der „Pudelrosa Ranch“– idyllisch auf dem Land bei Stuttgart gelegen. Rudis Auswilderu­ng in Krefeld ist nicht wirklich gelungen. Nun hat er ein neues Zuhause.
 ?? FOTOS (2): DIEDRICHS ?? Rudi Krefelder „Vogelelter­n“Sabrina Diedrichs und Udo Janzen. Sie empfehlen mittlerwei­le, Jungvögel besser in fachkundig­e Hände zu geben.
FOTOS (2): DIEDRICHS Rudi Krefelder „Vogelelter­n“Sabrina Diedrichs und Udo Janzen. Sie empfehlen mittlerwei­le, Jungvögel besser in fachkundig­e Hände zu geben.

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