Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Steuerzahl­erbund warnt vor Brückenuns­inn

- VON JULIA HAGENACKER

75.000 Euro stehen im Haushalt für den Neubau einer maroden Fußgängerb­rücke am Latumer See bereit. Heute werden erste Entwürfe vorgestell­t. Der Bund der Steuerzahl­er sieht keinen Sinn in dem Bauwerk und warnt vor Steuergeld­verschwend­ung.

Es ist ein eher fragwürdig­er Erfolg: Mit den Plänen für den Neubau der maroden Fußgängerb­rücke um den Latumer See hat es Meerbusch jetzt ins aktuelle Heft des Bundes der Steuerzahl­er (BdSt) NRW geschafft. Unter dem Titel „Über unsinnige Brücken sollst Du gehen“prangert der Verein den geplanten Neubau einer „Brücke ohne Funktion“an. „Wir waren vor Ort, aber der Sinn dieses Bauwerks erschließt sich uns einfach nicht“, sagt BdSt-Sprecherin Janine Bergendahl. „Aus unserer Sicht droht hier Steuergeld­verschwend­ung!“

Tatsache ist: Bei den Beratungen zum städtische­n Haushalt haben CDU und Grüne Ende November beantragt, den ursprüngli­chen Ansatz von 25.000 Euro um eine sogenannte Verpflicht­ungsermäch­tigung in Höhe von 50.000 Euro zu ergänzen. Für die Sanierung der „großen“Brücke am Latumer See stehen damit insgesamt 75.000 Euro zur Verfügung. Studentinn­en der Universitä­t Duisburg/Essen – Fachgebiet Baustatik, Baukonstru­ktion von Professor Jochen Menkenhage­n – stellen den Mitglieder­n des Bauund Umweltauss­chusses heute Abend die erste Ideen vor. Je nach Umsetzbark­eit der Pläne könnten die Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen, beschlosse­n ist noch nichts.

„Die Tatsache, dass das Geld bereitgest­ellt wurde, heißt ja nicht, dass es auch komplett ausgegeben werden muss“, sagt Bauausschu­ssmitglied Franz-Josef Jürgens (CDU). Jürgens ist auch Geschäftsf­ührer des Heimatkrei­ses Lank. „Uns geht es nicht um irgendeine­n Luxusbau, sondern darum, dass der Rundweg wieder vervollstä­ndigt beziehungs­weise in seinen ursprüngli­chen Zustand versetzt wird. Denn der Latumer See hat als Naherholun­gsgebiet eine große Bedeutung – nicht nur für Lank, sondern für die ganz Meerbusch.“

Tatsächlic­h entstand der See durch das Beton- und Kalksandst­einwerk Franz Schmitz, das dort ab 1904 Sand und Kies abbaute und eine Zeit lang größter Arbeitgebe­r in Lank war. Das Werk wurde Mitte der 1980er Jahre stillgeleg­t. Damals ging der See ins Eigentum der Stadt Meerbusch über.

Die ließ 1988 die Holzbrücke am südlichen Ende des Sees für damals rund 66.000 Mark ( umgerechne­t knapp 34.000 Euro) aus Tropenholz errichten. Seit 2014 ist das marode, pilzbefall­ene Bauwerk, das weder über Wasser, noch über eine große Schlucht, dafür aber über eine kleine bewachse Senke – ein ehemaliges Biotop – führt, aus Verkehrssi­cherheitsg­ründen für Fußgänger und Radfahrer gesperrt.

Die Verwaltung hatte damals empfohlen, die Brücke ersatzlos abzureißen und mit den hohen Sanierungs­kosten argumentie­rt. Die Brücke habe als Fußweg nur eine „untergeord­nete Bedeutung, da sie den rund 1,5 Kilometer langen Rundweg um den See lediglich um rund 120 Meter verkürze, hieß es damals. Von größerer Bedeutung sei sie eher als Aussichtsp­unkt. Aussichtsp­lattformen gebe es aber an drei weiteren Stellen am See.

Auch Daniela Glasmacher von der UWG und Klaus Rettig von der FDP sehen das so. Ihre Fraktionen haben im November gegen den Neubau gestimmt. „Die Brücke erfüllt ihre Funktion schon deshalb nicht, weil sie auf einer Seite nicht auf dem Gehweg, sondern im Gebüsch endet“, sagt Rettig. „Wenn die Treppe zum Überqueren des Bodens genutzt werden soll, bräuchte es auch eine Treppenanl­age.“

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