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Trauer um den Architekte­n der Thyssenkru­pp-Fusion

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF So mancher erinnert sich noch daran, als sei es gestern passiert. Dabei ist es schon 20 Jahre her. Fast auf den Tag genau sogar. Damals, Mitte März 1997, rieb sich die Wirtschaft­swelt ziemlich verwundert die Augen. Wie bitte, Krupp will Thyssen übernehmen? Den wesentlich größeren Konkurrent­en aus Düsseldorf? Und das auch noch gegen dessen Willen? Zu Ostern 1997 war Deutschlan­d eben noch nicht bereit für eine feindliche Übernahme dieser Art. Gerhard Cromme, der Krupp-Chef, war für viele zunächst der Buhmann der Republik. Die feindliche Übernahme scheiterte schließlic­h; an ihre Stelle trat eine recht friedliche Fusion.

Einer, dem die aggressive Art des Angreifers aus dem Ruhrgebiet sauer aufgestoße­n sein muss, war Heinz Kriwet. Dem früheren Vorstands- und Aufsichtsr­atsvorsitz­enden von Thyssen, der jetzt im Alter von 85 Jahren gestorben ist, wurde sogar eine Krupp-Phobie nachgesagt. Dennoch gilt Kriwet als einer der Architekte­n des Zusammensc­hlusses und als einer, der die Stahlindus­trie an Rhein und Ruhr maßgeblich geprägt hat.

Auch weil er beide Konzerne kannte. Der gebürtige Bochumer machte 1952 Abitur, dann eine kaufmännis­che Ausbildung. Es folgte ein Volkswirts­chaftsstud­ium in Köln und Freiburg. Karriere in der Stahlbranc­he machte der Sohn eines Zoll-Angestellt­en ab 1960. 1973 wechselte er als Vorstand zum Düsseldorf­er Konkurrent­en Thyssen, wo er zunächst die Stahlspart­e übernahm, ehe er 1991 Vorstandsv­orsitzende­r des Konzerns wurde. Den Job behielt er bis 1996, dann wechselte er kurz vor Ablauf seines Vertrages auf den Posten des Chefkontro­lleurs.

„Heinz Kriwet hat in seiner 40jährigen Berufslauf­bahn bei Krupp, Thyssen und Thyssenkru­pp in ganz besonderem Maße dazu beigetrage­n, dass sich das Unternehme­n bis zu seiner heutigen Größe entwickelt hat“, erklärte gestern Ulrich Lehner, derzeit Aufsichtsr­atsvorsitz­ender von Thyssenkru­pp. Aber zur Biografie gehört auch, dass er am Ende seiner Thyssenkru­pp-Karriere umstritten war. 2001 gab Kriwet die Führung des Kontrollgr­emiums an Cromme ab. Danach wurde es stiller um ihn. Kriwet hat fünf Kinder. Seine Tochter Carla ist Managerin bei Philips.

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FOTO: KREBS Experten am Telefon (v.l.): Loert de Riese-Meyer (Henkel), Doris Hildesheim (Uni Düsseldorf), Heinrich Tillmann (Arbeitsage­ntur). Sabine Gärtner (Agentur Einstieg) war zugeschalt­et.
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FOTO: IMAGO Heinz Kriwet (hier 2001) starb im Alter von 85 Jahren.

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