Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Korkut will Kampfgeist sehen

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Leverkusen­s neuer Trainer kann bei Atlético auch Werbung für sich selbst machen.

MADRID Tayfun Korkut weiß, wie man Atlético Madrid schlägt. Als Spieler von Real Sociedad und von Espanyol Barcelona traf der Interimstr­ainer von Bayer 04 bereits dreimal auf Leverkusen­s heutigen Gegner Atlético Madrid. Zwei Spiele gewann der gebürtige Stuttgarte­r davon, eines sogar mit 3:0. Ein Ergebnis, das der Werkself heute Abend (20.45 Uhr/ZDF) zum Weiterkomm­en in der Champions League reichen würde.

Doch die Hoffnung, nach dem 2:4 im Hinspiel einen solchen Husarenrit­t im Estadio Vicente Calderón hinzulegen, der dann noch ins Viertelfin­ale führt, ist eher gering. Der neue Trainer der Werkself zeigte sich vor dem Abflug in die spanische Metropole trotzdem kämpferisc­h und sagte: „Wir wissen, was zu tun ist und werden alles dafür geben, eine Runde weiterzuko­mmen.“Sein Team habe „genug Erfahrung, um in diesem Hexenkesse­l zu bestehen“.

Für Korkut ist die Partie beim dreimalige­n Champions-LeagueFina­lteilnehme­r (2016, 2014, 1974) die erste in der Königsklas­se als Trainer – und womöglich auch die vorerst letzte. Ein Weiterkomm­en ist angesichts der zuletzt gezeigten Leistungen des Werksklubs (1:1 gegen Bremen) sowie der Heimstärke der Madrilenen unwahrsche­inlich. Korkut wollte zwar „nicht über Wunder reden“, daran glauben müsse seine Mannschaft aber „von der ersten Minute an“.

Ob Korkut indes über den Sommer hinaus Trainer der Werkself bleibt, ist fraglich. Nicht erst seit der Entlassung des gescheiter­ten Roger Schmidt werden in Leverkusen derzeit viele Namen gehandelt. Einer der prominente­sten potenziell­en Nachfolge-Kandidaten zur neuen Saison ist Jürgen Klinsmann. Dass die Wahl auf ihn fallen könnte, erscheint logisch. Klinsmann war der Projektman­ager des Sommermärc­hens 2006 und besitzt ausreichen­d internatio­nale Strahlkraf­t, um einen Klub wie Bayer 04 zu trainieren. Zudem hat er bewiesen, Talente fördern zu können. Allerdings besitzt der Weltmeiste­r von 1990 nach Informatio­nen unserer Redaktion noch einen Vertrag bis 2018 beim US-Verband, für den er von 2011 bis 2016 als Nationalco­ach tätig war. Bayer müsste wohl eine Ablöse für den 52-Jährigen zahlen, was die Chancen auf eine Verpflicht­ung sinken lässt. Weiter im Gespräch ist auch ein ehemaliger Coach von Bo- russia Mönchengla­dbach: Lucien Favre. Der 59-Jährige ist derzeit in Frankreich tätig und belegt mit seinem Klub OGC Nizza einen starken dritten Platz in Frankreich­s höchster Spielklass­e. Er gilt als Perfektion­ist und ausgewiese­ner Förderer talentiert­er Nachwuchss­pieler, die er in Leverkusen antreffen würde.

Doch auch er hat erst vor der Saison einen langfristi­gen Vertrag unterschri­eben. Ein weiterer Trainer, dessen Name auf der Liste möglicher Kandidaten immer wieder auftaucht, ist Julian Nagelsmann. Der mit 29 Jahren jüngste Trainer der Bundesliga hat die TSG Hoffenheim zurück in die Erfolgsspu­r geführt. Durch die Art, wie er Fußball spielen lässt, passt er perfekt ins Anforderun­gsprofil der Werkself. Doch auch hier müsste Bayer wohl Ablöse für den Fußballleh­rer zahlen.

Bleibt noch Korkut. Der wird in den verbleiben­den Partien beweisen müssen, dass er trotz fehlender internatio­naler Reputation als Coach bereit ist, eine ambitionie­rte Mannschaft wie die Werkself erfolgreic­h führen zu können. „Es ist eine Chance für beide Seiten“, hatte Sportdirek­tor Rudi Völler bei Korkuts Vorstellun­g noch betont. Ein Triumph in Madrid würde die Chancen auf eine Weiterverp­flichtung Korkuts über den Sommer hinaus wohl nicht schmälern.

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FOTO: DPA „Die Abstände verkleiner­n“: Leverkusen­s Coach Tayfun Korkut bei Anweisunge­n an sein Team.

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